30.04.2019 Ausgabe: 3/19

1600 Ladepunkte für Berlin - Eine Initiative fördert den Ausbau von Ladeinfrastruktur – öffentlich und in Gebäuden.

Im Rahmen des Förderprogramms „Saubere Luft 2017 – 2020“ hatte die Bundesregierung die 90 Kommunen mit den schlechtesten Stickoxid-Werten dazu aufgerufen, Projekte zur Förderung einer kosteneffizienten Ladeinfrastruktur für Elektromobilität zu entwickeln. Erfolgreich aus diesem Wettbewerb ging ein Konsortium aus Politik, Wirtschaft und Forschung hervor, das sich für Berlin mit einer Projektskizze beworben hatte. Die ist nun umzusetzen. Ganz aktuell gilt es, bis zu 1 000 Ladepunkte im öffentlichen Raum aufzubauen – aber auch bis zu 600 Ladepunkte in Gewerbe- und Wohnimmobilien, um so gemeinsam die Verbreitung der Elektromobilität in Berlin ­voranzubringen.

Die Verkehrswende kommt ins Rollen

Es hat zwar recht lange gedauert, inzwischen aber steigt das Interesse an Elektrofahrzeugen. Sowohl Automobilhersteller als auch Immobilienplaner und -verwalter können inzwischen bestätigen: Ob es um den Neubau oder die Sanierung von Immobilien geht, Ladestationen für Elektrofahrzeuge werden inzwischen in die Planung immer häufiger mit einbezogen. Damit das Elektroauto für mehr Autofahrer zur interessanten Alternative wird, müssen sie ihre Fahrzeuge zu Hause laden können. Dies insbesondere weil die Statistik zeigt, dass E-Fahrzeugnutzer besonders gerne dort laden, wo sie auch länger parken. Über 80 Prozent der Ladevorgänge werden nicht unterwegs in der Stadt getätigt, sondern zu Hause oder am Arbeitsplatz.

Lösungen für die Immobilienwirtschaft

Für die Immobilienwirtschaft kommen damit zunächst viele Fragen auf, die sich sowohl auf rechtliche als auch auf technische Rahmenbedingungen der Planung von Ladestationen im Neubau oder der Nachrüstung im Gebäudebestand beziehen. Ein funktionierendes Modell dafür bietet die GASAG Solution Plus im Rahmen des Projekts „Neue Berliner Luft“ für Gewerbeimmobilien und Mehrfamilienhäuser. Das bundesweit tätige Energie-Dienstleistungsunternehmen versorgt von den Standorten Berlin und Essen aus vornehmlich Kunden der Wohnungswirtschaft, Krankenhäuser und Kommunen auf Basis wirtschaftlicher und ökologischer Energie­konzepte. Dazu nutzt es insbesondere auch die Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung und betreibt rund 150 teils mit Biomethan befeuerte BHKW. Im Zuge der aktuellen Initiative wird das Unternehmen in Gewerbe- und Wohnimmobilien, in denen es die Wärmeversorgung übernimmt, bis zu 600 Ladepunkte für E-Fahrzeuge errichten. Die Vernetzung der Sektoren Wärmeversorgung und Mobilität erhöht die Effizienz und erzeugt Synergien: Das Konzept leistet einen Beitrag zum Klimaschutz in der Stadt, entlastet die Stromnetze und unterstützt die Energiewende.

Effiziente Ladepunkte

Üblicherweise sind Ladesäulen im öffentlichen Raum nicht nur im Aufbau kostenintensiv, sondern sie rechnen sich zudem meist erst, wenn dort sieben bis acht Ladevorgänge am Tag erfolgen. Das Berliner Start-up ubitricity, ebenfalls Projektpartner, hat hier einen anderen Ansatz: Es nutzt für Ladepunkte die bereits vorhandene Infrastruktur in der Stadt: die Straßenlaternen. Die sind in Berlin häufig schon ideal ans Netz angeschlossen und lassen sich durch den einfachen Austausch der Mastklappe umrüsten. So entstehen fast ohne laufende Kosten Ladepunkte dort, wo sie gebraucht werden: am Straßenrand, wo Autos vor der Haustür parken.
Für die Planung von Ladepunkten in Immobilien kommen andere Aspekte ins Spiel: Hier geht es z. B. um die richtige Dimensionierung der Anschlussleistung und die Integration in das Stromnetz des Hauses. Die sogenannten SimpleSockets von ubitricity können nicht nur schnell und einfach installiert werden, sie verursachen in der Vorhaltung nahezu keine Kosten, sodass sie sich auch für die Vorrüstung im Bau befindlicher Immobilien eignen. Im Unterschied zu anderen Systemen sind sie technisch auf ein Minimum reduziert. Alles, was man braucht, um sich als Nutzer zu identifizieren und Ladevorgänge abzurechnen, steckt im intelligenten Ladekabel. Das bringt jeder Nutzer selbst mit und schließt auch die erforderlichen Verträge mit Mobilfunkanbieter und Stromversorger ab. Die in das Kabel integrierte intelligente Technik von ­ubitricity erledigt die Abrechnung direkt mit dem Nutzer – ohne den Umweg über die Strom­rechnung des Hauses.


Thiele, Alexa

Head of Marketing Communication ubitricity, Gesellschaft für verteilte Energiesysteme mbH