07.09.2022 Ausgabe: 6/22

Aus Grau mach Grün

Staudenbeete in Gefäßen steigern die Attraktivität von Wohngebäuden und verbessern das Klima

Urban Gardening, das Gärtnern in der Stadt, liegt voll im Trend. Neben der Sehnsucht der Städter nach selbst angebautem Gemüse gibt es weitere gute Gründe für mehr Grün an Wohngebäuden: Begrünte Höfe, Balkone, Terrassen, Fassaden und Dächer sorgen für ein besseres Klima – im meteorologischen wie im sozialen Sinne.

Insbesondere in den Städten wird das Klima heißer und trockener. Stark verdichtete Innenstadtbereiche speichern die Wärme länger. Nachts kühlt es sich we­niger ab. Für viele Stadtbewohner ist das in heißen Sommern wie diesem eine Belastung. Grüne Oasen in Innenhöfen und auf Dächern können Abhilfe schaf­fen: Sie kühlen, binden Staub und sind sogar in der Lage, Wasser zu speichern. Zudem vergrößern be­grünte Außenflächen und attraktiv gestaltete Grün­räume in der warmen Jahreszeit die effektiv nutzbare Wohnfläche. Sie machen das Wohnumfeld liebens-und lebenswerter, erhöhen damit den Wohnwert und die Attraktivität von Wohngebäuden.

Vom Abstellplatz zur grünen Oase

Mit Blumen, Gräsern, Sträuchern und Bäumen lassen sich hässliche Ecken in Innen- und Hinterhöfen verdecken und verstecken. Der Auf­wand ist gar nicht mal groß, um Gemeinschaftsflächen neu oder umzugestalten. Schon mit wenigen bepflanzten Töpfen, Kästen und Hochbee­ten kann man kleine Gärten anlegen. Nicht selten inspiriert ein solcher Anstoß der Hausverwaltung die Hausbewohner zur Eigeninitiative. Ist der Anfang gemacht, fol­gen weitere Pflanzen, eine Bank, ein Tisch und Stühle, und Stück für Stück wird die Gemeinschaftsflä­che, für die sich zuvor niemand verantwortlich fühlte, was man ihr auch ansah, zum gemeinsamen Projekt, um das sich Bewohner gerne kümmern. Die Begrünung von Gemein­schaftsflächen wirkt sich nicht nur positiv auf das soziale Miteinander der Bewohner aus, sie fördert auch die Wert­schätzung dieser Flächen und verändert den Umgang mit ihnen.

Unterschiedliche Nutzungsräume schaffen

Auch im Winter und bei schlechtem Wetter steigert der Blick auf ein Stück Natur – so klein es auch sein mag – die Wohnqualität. Von einem begrünten Innenhof profitieren die unteren Wohnungen unmittelbar. Für sie kann man mit geeigneten Pflanzen und Pflanzgefäßen einen natürlichen Sichtschutz und Privatsphäre schaffen – und diese Wohnun­gen damit attraktiver machen. Mit größeren Pflanzgefäßen und hoch wachsenden Pflanzen an den richtigen Stellen las­sen sich Innenhöfe in unterschiedliche Nutzungsbereiche aufteilen – optisch ein Gewinn für alle Bewohner.

Minimaler Aufwand, maximaler Effekt

Gartenboden ist in Innen- oder Hinterhöfen selten zu fin­den, meist sind die Flächen befestigt oder versiegelt. Auf ihnen lässt sich am einfachsten und schnellsten ein kleiner Garten mit Pflanzkübeln und Hochbeeten anlegen, zumal sich die meisten Pflanzen auch in Gefäßen kultivieren las­sen. Damit Pflanzen und Gefäße eine möglichst lange Le­benserwartung haben, sind zwei Grundregeln zu beachten: Pflanzgefäße sollten aus robustem, witterungsresistentem Material bestehen, und die Bepflanzung sollte naturnah, mehrjährig und pflegeleicht sein.

Geeignete Pflanzgefäße wählen

Aus Kosten- wie aus Zeitgründen lohnt es sich, in Pflanzge-fäße zu investieren, die möglichst viele Jahre halten und vor allem frostfest sind. Dafür kommen unterschiedliche Ma­terialien infrage: Entscheidend für die Winterfestigkeit von Keramikgefäßen ist, dass sie bei möglichst hoher Temperatur möglichst lange gebrannt wurden. Je höher dieser Brenn­grad, umso weniger Feuchtigkeit nimmt die Keramik später auf und umso frostsicherer ist sie. Das typische Ab- bzw. Zerplatzen von Keramik tritt auf, wenn sich Feuchtigkeit in der Tonmasse bei Frost ausdehnt. Gefäße aus Beton gelten als besonders robust und halten auch längeren Kälteperio­den gut stand. Werden in den Beton zusätzlich Fasern (zu­meist Glasfasern) eingearbeitet, sind die Gefäße auch bei starkem Frost besonders spannungsresistent. Pflanzgefäße aus Metall zeichnen sich durch hohe Widerstandsfähigkeit und Witterungsbeständigkeit aus.

Pflanzgefäße aus Holz empfehlen sich nur, wenn sie aus witterungsstabilen Harthölzern wie Teak, Eiche oder Robi­nie hergestellt sind. Weichhölzer wie Fichte und Kiefer da­gegen verrotten in der Regel schon nach wenigen Jahren, weshalb sie für den langjährigen Einsatz wenig geeignet sind. Plastikgefäße sind in der Regel die preiswerteste und leichteste Lösung, sehen aber oft auch billig aus. Mit den Jahren wird Kunststoff spröde und unansehnlich, d. h. er bricht bei länger anhaltendem Frost und bleicht unter Son­neneinwirkung stark aus.

Mit heimischen Stauden zur Nachhaltigkeit

Wunderschöne Beete lassen sich selbst auf kleinstem Raum anlegen, sind dennoch robust und pflegeleicht und kommen jedes Jahr wieder. Am besten gelingt das mit Stauden, mehrjährigen Pflanzen, die jedes Jahr einen voll­ständigen Wachstumszyklus durchleben. Nachdem sie im Herbst verblühen, erwachen die Pflanzen im folgenden Frühjahr zu neuem Leben. Wichtig ist, dass die Stauden passend zum Standort (Sonne, Wind, Boden) ausgewählt werden, winterhart sind und miteinander harmonieren. Be­sonders robust und wenig pflegeintensiv sind heimische Stauden, weil sie gut mit unserer Witterung zurechtkom­men. Mit Stauden und Gräsern gelingt eine naturnahe Be­pflanzung, die nicht nur für Hausbewohner eine besonde­re Atmosphäre schafft, sondern auch Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Vögeln wichtige Nahrung bietet. Weil die verblühten Pflanzen im Winter als Schutzraum für die Tiere dienen, schneidet man sie am besten erst Ende Feb­ruar, Anfang März zurück. Im Frühjahr und Sommer heißt es dann gießen und düngen – mehr Pflege braucht ein gut „komponiertes“ Staudenbeet eigentlich nicht. Blumen­beete in frostbeständigen Töpfen, Kästen und Hochbeeten mit Stauden zu bepflanzen, ist daher im besten Sinne des Wortes nachhaltig.

Pott, Ulrike

Gründerin des Berliner Start-ups Grigioverde, das sich auf Pflanzgefäße und Pflanzplanung für begrenzte Außenflächen spezialisiert hat. www.grigioverde.de