22.07.2022 Ausgabe: 5/22

Engagement für Klimaschutz

In der Europäischen Union soll der Gebäudebestand bis 2050 klimaneu­tral werden. Die Gründe liegen auf der Hand: Auf Wohngebäude entfällt ein Viertel des EU-weiten Energiever­brauchs, der gesamte Gebäudesektor verursacht ein Drittel der Treibhaus-gasemissionen. Die Wohnungswirt­schaft ist damit dringend gefordert, den CO2-Ausstoß und den Energiever­brauch von Wohngebäuden drastisch zu senken – durch energieeffizientes Bauen einerseits, andererseits durch die Optimierung der Energieeffizienz im Bestand. Das dafür erforderliche Know-how allerdings fehlt meist.


Qualifikation von Immobilienverwaltern
Hier setzt das Projekt CLI-MA (2020 – 2023) an, das von der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) gefördert wird. Auf Basis des in Deutschland bewährten Lehrgangs „Klimaverwalter“ – eine Ini­tiative des VDIV Deutschland – werden entsprechende Weiterbildungsangebote für Wohnungsverwalter in Polen und Lettland entwickelt. Ziel ist es, die Kennt­nisse über Energieeffizienz von Gebäu­den und energetische Sanierungen zu vertiefen. Die Projektpartner FPE und RTU haben bereits länderspezifische Curricula erstellt und Anfang des Jah­res erste Pilot-Trainings durchgeführt.


Der Hintergrund
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden weite Teile des Wohngebäu-debestands in der Region privatisiert. Noch heute resultiert daraus eine Eigentümerquote von über 80 Pro­zent. Viele Eigentümer nutzen ihre Wohnungen selbst, was mit Blick auf den enormen Sanierungsrückstand problematisch ist: Häufig fehlen Moti­vation oder Geld, sich für den Erhalt des Eigentums zu engagieren. Dies haben Wohnungsverwalter, die in der Region vornehmlich Mehrfamilienhäu­ser mit vielen Eigentümern betreuen, zu berücksichtigen.


Die ersten Trainings
Der Fokus der Pilot-Trainings in Polen und Lettland lag daher nicht nur auf technischen Aspekten und der Planung von Modernisierungsmaßnahmen, sondern vor allem auf der Kommuni­kation mit den Eigentümern und wie man ihnen die Notwendigkeit und die Vorteile der Umsetzung energetischer Maßnahmen bewusst macht. Ein wei­terer Schwerpunkt lag auf der Informa­tion über nationale und europäische Förderprogramme. All dies wurde in den Pilot-Trainings sehr gut angenom­men, und es zeigte sich, dass der Infor­mationsbedarf tatsächlich hoch ist. Die Projektpartner werden nun die Wei­terbildung verstetigen und optimie­ren – nicht zuletzt, um Lösungen für die große gemeinsame Aufgabe, den Klimaschutz im Gebäudebereich, anzu­bieten und Erfolge voranzutreiben.

DAS PROJEKT CLI-MA
Die Projektpartner:
Die Stiftung für Energieeinspa­rung (FPE) fördert die Aus- und Weiterbildung von Energiebe­ratern und Fachleuten für Ener­gieeffizienz in Polen und setzt sich dafür ein, Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudesektor publik zu machen.

Die Rigaer Technische Universi­tät (RTU) ist für die in Lettland obligatorische Aus- und Weiter­bildung von Wohnungsverwal­tern zuständig.

Als deutscher Partner fördert die Initiative Wohnungswirt­schaft Osteuropa (IWO) e. V. die Bildung marktwirtschaft­licher Strukturen in der Woh-nungs- und Bauwirtschaft in Osteuropa, Zentralasien und im Kaukasus.

Im September lädt CLI-MA zur Abschlusskonferenz nach Berlin. Dort geht es um die wachsende Bedeutung professioneller Woh­nungsverwaltung vor dem Hin­tergrund neuer EU-Richtlinien für den Gebäudesektor und ihrer Umsetzung in Deutsch­land, Polen und Lettland.

Reute, Franziska

Die Projektmitarbeiterin der Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa (IWO) e. V. begleitet das Projekt CLI-MA im Baltikum und Polen.