21.01.2020 Ausgabe: 8/19

Gebäudeenergiegesetz für die Unternehmensführung und Organisation in Zeiten des ­Fachkräftemangels

1. Aktiv werden – jetzt!
Die angespannte Fachkräftesituation wird sich bei gleichbleibender Wirtschaftslage auch in naher Zukunft nicht ändern. Grund dafür ist der demografische Wandel: der baldige Renteneintritt der sogenannten Babyboomer und die anhaltend geringe Geburtenrate. Unternehmen, die jetzt nicht aktiv werden und ihre Unternehmensführung, somit ihre Attraktivität als Arbeitgeber auf den Prüfstand stellen, werden bei der Rekrutierung und der Bindung guter Mitarbeiter schnell ins Hintertreffen geraten. Dies kann für alle Unternehmen, insbesondere für kleinere, existenzielle Folgen haben.

2. Attraktiver ­Arbeitgeber sein

Was macht eine Immobilienverwaltung als Arbeitgeber attraktiv? Welche konkreten Erwartungen haben Bewerber an einen attraktiven Arbeitgeber dieser Branche, und welche Erwartungen haben die eigenen Mitarbeiter? Antworten auf diese Fragen müssen gefunden werden, um die richtigen Maßnahmen und Angebote aufsetzen zu können. Fragen Sie zunächst Ihre eigenen Mitarbeiter, was ihnen wichtig ist. Entwickeln Sie Maßnahmen gemeinsam.

3. Geld oder Sinn oder Wertschätzung?

Umfragen unter Berufsanfängern und Absolventen ergeben, dass zunehmend Faktoren wie eine wertschätzende Unternehmensführung und kollegiale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle bei der Auswahl eines Arbeitgebers spielen. Die jungen Generationen Y und Z wünschen sich dabei besonders einen wertschätzenden Umgang der Führungskräfte und fordern regelmäßig Feedback ein. Sie wollen einen erfüllenden und sinnvollen Beruf ausüben, den Unternehmen der Immobilienwirtschaft gut anbieten können. Fördern Sie Wertschätzung und Teamerlebnisse.

4. Führungskom­petenz ausbauen
Nur wer gut führt, schafft Vertrauen und schöpft das Potenzial seiner Mitarbeitenden aus. Führungskräfte sollten bereit sein, sich selbst regelmäßig zu reflektieren, sich Feedback aktiv einzuholen, ständig und stetig dazuzulernen und somit ein echtes Vorbild zu sein. Hauptaufgabe einer wirksamen Führungskraft der Zukunft ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Mitarbeiter sich weiterentwickeln können, dass sie ihre Stärken einsetzen und mit intrinsischer Motivation bereit sind, ihr Bestes zu geben.

5. Mitarbeiterge­spräche vereinbaren

Mindestens einmal im Jahr sollten Führungskräfte ein strukturiertes Mitarbeitergespräch vereinbaren, in dem nicht nur die Arbeit und die Ergebnisse der Mitarbeiter reflektiert, sondern auch über Stärken, Kompetenzen und möglichen Entwicklungsbedarf gesprochen wird. Angebote für neue Lernformate und sonstige Fort- und Weiterbildungen können so individuell und passgenau ermittelt und aufgesetzt werden. Gezielte und schriftlich dokumentierte Personalentwicklung ist unabdingbar, wenn kleinere oder mittlere Unternehmen nicht gegenüber großen auf der Strecke bleiben wollen. Feedback muss natürlich zusätzlich und wiederholt im Laufe des Jahres erfolgen.

6. Flexible Arbeits­zeiten und -orte
Die sinnvolle Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben steht ganz oben auf der Wunschliste vieler Mitarbeiter und Bewerber. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter in den Unternehmen im Durchschnitt immer älter, weiblicher und internationaler. Ihre Anforderungen an Arbeitszeitsysteme werden somit differenzierter; parallel wachsen die Kundenerwartungen an die Verfügbarkeit ihrer Ansprechpersonen. Gute Arbeitszeitsysteme bringen beides in Einklang. Flexible Arbeitszeiten und mobile Arbeitsplatzangebote helfen, Wünsche und Anforderungen gleichzeitig zu ­realisieren.

7. Digitalisierung ­vorantreiben
Die Digitalisierung bietet im Arbeitsalltag viele Chancen und kann klassischen Berufsbildern bei Nachwuchskräften und Seiteneinsteigern zu neuer Attraktivität verhelfen. Entwickeln Sie Ihre Digitalisierungsstrategie gemeinsam mit den Mitarbeitern. Fragen Sie Bewerber nach Ideen für sinnvolle digitale Tools für Verwalter. Unterstützen Sie kreative Projekte Ihrer Mitarbeiter, die sich mit digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter Antworten finden, wo sie das größte Potenzial digitaler Lösungen sehen. Fordern Sie Ideen für neue Tätigkeitsfelder und Dienstleistungen mit Unterstützung digitaler Anwendungen. Gleichzeitig fördern Sie mit diesen Fragen auch die digitale Kompetenz Ihrer Mitarbeiter und bieten Bewerbern spannende Themen- und Entwicklungsfelder.

8. Alternative ­Angebote schaffen

In kleineren Unternehmen fehlen oftmals die klassischen Karrierewege. Schaffen Sie daher alternative Anreize. Vielfalt, Verantwortung und spannende Arbeitsaufgaben motivieren Mitarbeiter Umfragen in der Immobilienwirtschaft zufolge zunehmend. Fehlende monetäre Möglichkeiten können durch nicht-monetäre Anreize kompensiert werden. Dazu kann eine Unterstützung bei der Wohnungssuche oder beim Umzug zählen. Dies ist ein Feld, auf dem sich noch wenige Unternehmen bewegen und gerade Verwalter einen Vorteil haben.

9. Erfahrung nutzen
Sozial- und Lösungskompetenz sowie Fachwissen steigen mit dem Alter. Insofern ist es sinnvoll, erfahrene Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden und gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Oft reichen schon kleine Änderungen in der Ausstattung des Arbeitsplatzes, bei der Arbeitsorganisation oder den Aufgaben, damit ältere Mitarbeiter einsatzfähig bleiben und zufrieden sind. Bevor ältere Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, gilt es, ihr Wissen zu sichern. Durch selbst erstellte Videos, Foto­dokumentationen oder schriftliche Aufzeichnungen können Informationen festgehalten und wichtige Arbeitsabläufe für Nachfolger erklärt werden.

10. Attraktivität ­darstellen
Ihre Besonderheiten als attraktiver Arbeitgeber müssen sichtbar sein. Zeigen Sie möglichst anschaulich, was Ihr Unternehmen zu bieten hat. Erfahrbar sein sollte auch, wie modern Ihr Unternehmen im Hinblick auf Digitalisierung ist und welches Aufgabenspektrum und welche Möglichkeiten einen Bewerber erwarten würden. Auf Ihrer Website sollten somit nicht nur Ihre Kontaktdaten und Ihre Dienstleistungen zu finden sein, sondern auch Ihre Angebote sowie ansprechende Bilder von Ihrem Team und aus dem Arbeitsalltag. Schaffen Sie online eine Willkommenskultur, die Neugier und Sympathie für Ihr Unternehmen weckt. Lassen Sie auch Mitarbeiter auf Ihrer Website, auf ­LinkedIn, Facebook, Instagram und YouTube zu Wort kommen oder veröffentlichen Sie ansprechende Bilder.

Foto: © r.classen / Shutterstock.com


Nippold-Rothes, Elke

stellv. Leiterin EBZ-Akademie und Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung