08.09.2023 Ausgabe: 6/23

Potenziale heben

Per Fernüberwachung lassen sich Heizungsanlagen effizienter betreiben.

Alle reden vom Heizungstausch, neuen Techno­logien und der Notwendigkeit, den Energiever­brauch und den CO2-Ausstoß im Gebäudesektor zu senken. Große Aufgaben, die sich nicht ohne Weiteres lösen lassen. Indessen arbeitet auch die Industrie mit Hochdruck an der Entwicklung innovativer Lösungen, die zumindest dazu beitragen, angestrebten Zielen etwas näherzurücken. Bei den Messdienstleistern ista und KALO setzt man dabei auf die Fernüberwachung von Heizungs­anlagen und intelligente Steuerung zur Steigerung ihrer Effizienz. Was hat es damit auf sich?

Kleiner Kasten, großer Effekt

„Viele bestehende Heizungsanlagen heizen gemäß ihrer Voreinstellungen. Sie produzieren den maximal zu er­wartenden Wärmebedarf – selbst wenn tatsächlich we­niger gebraucht wird,“ erklärt Christoph Klinck, Tribe Lead Commercial & Industrial bei ista, die Ausgangslage. Im Ergebnis verbrauchen sie so oft unnötig Energie, was nicht nur Kosten, sondern auch Emissionen verursacht. Das auf diese Weise brach liegende Einsparpotenzial will ista mit smarter Heizungssteuerung heben. Sie sammelt Daten über Heizgewohnheiten und Wetterbedingungen und ermittelt mithilfe intelligenter Algorithmen den tatsächlichen Wärme­bedarf. Darauf basierend reguliert die Heizungssteuerung automatisch und vorausschauend die zu produzierende Wär­memenge, die dem tatsächlichen Bedarf möglichst nahe­kommt. In Spanien und Großbritannien wurde dieser Service bereits eingeführt und geht in diesem Jahr sukzessive auch in Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz an den Start. In Spanien bietet ista den Service schon seit 2021 an – mit durchweg positiven Erfahrungen: In dort 60 ausgestat­teten Gebäuden konnten unabhängig vom eingesetzten Heizkessel signifikante Einsparungen erreicht werden – in der Spitze sogar 35 Prozent.

Der ista-Energieeinsparservice trägt den Namen Sophia und besteht aus einem auf den ersten Blick kleinen, un­scheinbaren Kasten, der es aber in sich hat: Im Feld­versuch in einem ista-Lagergebäude in Gladbeck hat die smarte Heizungssteuerung die Erwartungen bei Weitem übertroffen und den Heizenergiebedarf um 47 Prozent reduziert. Das beeindruckende Ergebnis wurde ohne jeg­lichen Qualitätsverlust der Heizungsanlage erzielt.

Installiert ist Sophia in wenigen Stunden, was bei allen gängigen Heizungsarten möglich ist. „Auch wenn die Einsparpotenziale im Einzelfall sicher­lich abweichen,“ so Klinck, „liegen die jährlichen Kosten des Services unter den zu erwartenden Einsparungen.“ Die bestehende Heizinfrastruktur in Bestandsgebäuden lässt sich so mit wenig aufwen­digen Eingriffen spür- und zählbar optimieren – auch bei älteren Anlagen und zur Überbrückung bis zu einer umfangreicheren Gebäudesanierung.

Intelligentes Monitoring

Überzeugt davon, dass intelligentes Monitoring von Heizanlagen ein wichtiger Baustein für die Steigerung der Energieeffizienz von Wohnimmo­bilien und damit für die Reduktion der CO2-Emissionen im Gebäudesektor ist, ist auch Dr. Bardia 

Rostami, Leiter Business Development KALORIMETA GmbH: „Gerade geringinvestive Maßnahmen für den Gebäudebestand, zu denen Fernüberwachung und Ver­brauchsoptimierung von Heizanlagen ebenso zählen wie der Einsatz smarter Thermostate am Heizkörper, bieten die Möglichkeit, zeitnah und unabhängig von der Ver­fügbarkeit von Handwerkerleistungen und Materialien sowie der Preisentwicklung im Sinne der Klimaziele tätig zu werden.“

Als Teil der noventic group entwickelt KALO aktuell ein entsprechendes Lösungsangebot, das nicht nur die Fernüberwachung, sondern auch die intelligen­te Steuerung von Heizanlagen umfasst. Im Zusam­menspiel mit dem Einsatz smarter Thermostate und unter Hinzuziehung von Wetterdaten lassen sich kontinuierlich individuelle Verbrauchsprognosen für jede Heizanlage erstellen. Rostami zufolge, können Heizanlagen im Abgleich mit dem tatsächlichen Be­darf im Ergebnis effizienter gesteuert werden – und zwar automatisiert. „So erreichen wir durch die Ver­knüpfung von digitaler Datenerfassung und intelligenter Datennutzung einen echten Effizienzmehrwert.“

Die Kunden erhalten zudem künftig via Online-Portal detaillierte Informationen über den Status ihrer Heiz­anlage, was sie auch in die Lage versetzt, frühzeitig auf Störungen zu reagieren oder diesen sogar vorzubeugen.

Allein durch den Einsatz smarter Heizkörperthermostate konnte KALO bereits eine durchschnittliche Einsparung von 15,5 Prozent Heizenergie in Wohngebäuden er­zielen – wissenschaftlich bestätigt durch das Karls­ruher Institut für Technologie (KIT). Effekte durch die Steuerung der Heizanlage kämen dann noch hinzu. Die smarten Thermostate sind darüber hinaus Basis für den hydraulischen Abgleich als weiteren Effizienzhebel. Die Zertifizierung des entsprechenden Verfahrens zur Heizperiode 2023/24 läuft derzeit.

Körner, Andrea

Redaktion