06.05.2019 Ausgabe: DDIV DIGITAL 2019

Praktisch begeistern - Wie man Unternehmen und Mitarbeiter bewegt

Die Digitalisierung begeistert jeden, der aus technologischen Innovationen einen eigenen Nutzen ziehen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist mir erst kürzlich wieder begegnet: Am Empfangsschalter eines etablierten Hamburger Unternehmens wurde ich sehr freundlich von einem Mittfünfziger begrüßt. Da ich noch einige Minuten Zeit hatte, kamen wir ins Gespräch. Nach anfänglichem Small Talk wollte ich von ihm wissen, ob er mir eventuell Fragen zu einer App aus seinem Hause beantworten könne. Die Reaktion: Blank! Er hatte keine Ahnung, wovon ich überhaupt gesprochen hatte.

Ich erklärte ihm dann, dass ich im Hause sei, um genau solches Wissen zu vermitteln. Nachdem ich ihm die Vorteile der App für Nutzer und ihre Bedienung erläutert hatte, stellte ich ihm zudem in zwei Minuten die Google Translator App vor und wie sich die Echtzeit-Übersetzung mit der Kamera sinnvoll nutzen lässt. Sofort wurde klar, dass die Funktion für ihn nicht nur privat, sondern gerade auch beruflich von großem Vorteil sei, und er stellte fest: „Ich habe in zehn Minuten gerade mehr gelernt, als im letzten halben Jahr! Jetzt habe ich ganz neue Gesprächsgrundlagen für unsere Kunden, die hier tagtäglich hereinspazieren.“

Das Aufzeigen des Nutzens digitaler Lösungen im beruflichen wie privaten Umfeld ist elementar für die Akzeptanz des digitalen Wandels. Und dabei meine ich wirklich ZEIGEN. Das Beschreiben vermeintlich toller Features einer App bewegt nur wenige, sich tatsächlich damit auseinanderzusetzen. Wenn mir aber jemand haptisch zeigt, wie die Nutzung funktioniert und wie einfach das ist, dann bin ich eher bereit, selbst aktiv zu werden.

Praktische Erfahrung kann viel bewegen

Das Wissen um die Möglichkeiten und den geschäftlichen wie persönlichen Nutzen „der Digitalisierung“ ist in den Belegschaften etablierter Unternehmen noch stark ausbaufähig. Es ist wenig sinnvoll, sich mit agilen Arbeitsprozessen oder Design-Thinking-Methoden zu beschäftigen, wenn überwiegend die Grundlagen des digitalen Wandels noch nicht verinnerlicht wurden. Um sich den neuen Herausforderungen stellen zu können, müssen sie im Denken, Ausdruck und Handeln angekommen sein. Die Grundlage für die Umsetzung dieses Prozesses sind die Personen, die das Unternehmen repräsentieren, jederzeit, beruflich wie auch privat: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Was die Immobilienwirtschaft bewegt

Gerade in der Immobilienwirtschaft hat die Digitalisierung in den letzten Jahren enorm Fahrt aufgenommen. Das Building Information Modeling (BIM), zu Deutsch: Bauwerksdatenmodellierung, beschreibt einen der wichtigsten Technologie-Trends in der Baubranche. Vereinfacht ausgedrückt entsteht durch BIM ein digitaler Zwilling eines Gebäudes, der für alle Akteure die für sie relevanten Informationen bereitstellt. Vom eigentlichen Bau über den Vertrieb bis hin zur späteren Verwaltung greifen alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten auf konsistente Daten zu und können schneller handeln.

Unter dem Label SPIRI.BO verbindet die smurli GmbH Vermieter, Mieter und Service-Anbieter. Mit diesem Wohnservice steuert der Mieter alles rund ums Wohnen – von der Bestellung eines Reparaturservices über Smart Home bis hin zur Hausratversicherung. SPIRI.BO ist Teil der meravis Immobiliengruppe und offen für alle Unternehmen der Wohnungswirtschaft.

Über die branchenverändernden Trends hinaus steigt monatlich das Angebot an Apps, die einen Bezug zur Immobilienwirtschaft haben und Nutzern Mehrwerte bieten. Immowert2Go beispielsweise richtet sich an potenzielle Immobilienkäufer, die auf der Suche nach einem Eigenheim sind: Durch simples Fotografieren einer Immobilie ermittelt die App nach Eingabe der geschätzten Wohnfläche und des Baujahrs eine Preisindikation.

Von 3D-Druckern hat wahrscheinlich jeder schon einmal etwas gehört. Dass man ganze Häuser mit dieser Technologie fertigen kann, wirkt zwar futuristisch, ist aber schon Realität. Eine Art „digitale Betonpumpe“ fertigt stabile Rohbauten ohne manuelle Hilfe. Die Technik hat das Potenzial, die Kosten im Wohnungsbau radikal zu senken und damit mehr Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Es ist nicht schwer, sich die tiefgreifenden Auswirkungen auf Immobilienpreise und Finanzierungsmodelle vorzustellen. Digitale Innovationen werden auch die Immobilienwirtschaft nachhaltig verändern. Es werden sich neue Geschäftsmodelle entwickeln, mit denen wir heute noch nicht rechnen. Vermehrt werden deshalb in den Unternehmen Digitalisierungsstrategien verabschiedet, die als Erfolgsfaktor für die zukünftige Entwicklung gelten.

Fit machen für die ­Digitalisierung

Die Immobilienbranche ist geprägt von sehr heterogenen Unternehmensgrößen. Gerade kleinere Unternehmen tun sich oft schwer damit, die für den digitalen Wandel nötigen Schritte einzuleiten. Dabei wäre es gerade für sie wichtig, die Möglichkeiten solcher Innovationen frühzeitig zu nutzen, um Kunden zu begeistern, aber auch um von Kostenvorteilen zu profitieren. Wie schafft man es nun, die Belegschaften auf diesen Weg mitzunehmen?

Die Erfahrung zeigt, dass auf Managementebene das Wissen der Belegschaft über digitale Themen deutlich zu hoch eingeschätzt wird. Kommunikationsmittel wie E-Mail, WhatsApp etc. werden zwar verbreitet genutzt, geht es jedoch um das Wissen über digitale Branchenlösungen, sind die Lücken meist groß. Zunächst geht es daher darum, die „digitale Fitness“ zu fördern und Begriffe zu entmystifizieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln dabei eine selektive Wahrnehmung: Wo der Vorteil digitaler Hilfsmittel bzw. Lösungen erkannt wird, bilden sie sich aus eigener Motivation weiter. Diese „digitale Mobilisierung“ lässt sich in drei Bereiche gliedern: die Haltung/Einstellung dazu, das Wissen darüber und die Umsetzung im Unternehmensalltag. Es ist wichtig, Themen so aufzubereiten, dass Neuigkeiten direkt anwendbar werden. Wird der Einsatz der neu erworbenen digitalen Fitness durch positive Erfahrungen bei Kunden oder im Kollegenkreis belohnt, stärkt das die positive Einstellung – ein iterativer Prozess.

Startpunkt zur ­Mobilisierung

Der „Digitale Führerschein“ von digitransform.de setzt hier an: Multimediales E-Learning vermittelt sowohl digitale Grundlagen als auch branchenspezifische Themen in kurzweiligen Lerneinheiten, mit Videos und sofort umsetzbaren Tricks. Als Lizenzmodell ist es auch für kleine Unternehmen erschwinglich.

Foto: © D. Hammonds / Shutterstock.com
Bubmann, Christoph

Der im Unternehmensmanagement Erfahrene gründete als Co-CEO ­digitransform.de, das sich der ­digitalen Mobilisierung etablierter ­Unternehmen verschrieben hat.
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