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So viel ist sicher: Es muss sich etwas tun auf unseren Straßen.
Insbesondere in den Städten wird die Luft immer dicker – gerade dort
aber hat die E-Mobilität es besonders schwer, sich durchzusetzen: Denn
wo soll ich mein Fahrzeug aufladen? Ladestationen fehlen vor allem an
privaten Dauerstellplätzen. Die Wohnungswirtschaft sieht sich deshalb
zumindest mit dem Ausbau privater Ladeinfrastruktur konfrontiert. Aber
ist es denn richtig, alles auf eine Karte zu setzen? Das kann man sich
selbst fragen, besser aber jemanden, der wirklich etwas davon versteht.
Letztlich ist ja die Autoindustrie selbst ein nicht unmaßgeblicher
Faktor für die Verbreitung der E-Mobilität. Wo stehen wir, was kommt:
Axel Kaltwasser, Referent für Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei der
BMW Group, im Interview:
Im
internationalen Vergleich führt China den Markt für Elektromobilität
an. Gemessen an den absoluten Zulassungszahlen belegt Europa derzeit
nach den USA den dritten Rang. Von den circa 42 Millionen Neuzulassungen
im Europa der 28 im Jahr 2018 entfielen im Durchschnitt circa zwei
Prozent auf elektrifizierte Fahrzeuge. Darunter verstanden werden
vollelektrische Fahrzeuge, kurz: BEV für Battery Electric Vehicle, und
teilelektrische Fahrzeuge, kurz: PHEV für Plug-In-Hybrid Electric
Vehicle.
In Deutschland lagen die Neuzulassungen von BEV und PHEV
zusammen 2018 ebenfalls bei circa zwei Prozent der Gesamtzulassungen. In
absoluten Zahlen waren in Deutschland per Dezember 2018 circa 155 000
elektrifizierte Fahrzeuge auf den Straßen.
BMW
ist bereits seit drei Jahren Marktführer bei elektrifizierten
Fahrzeugen in Deutschland und Europa. Die Nachfrage entwickelt sich
weiter positiv, und wir haben im Vergleich zum Wettbewerb mit aktuell
neun Modellen über alle Fahrzeugklassen hinweg das breiteste
Produktangebot. Bis 2025 erwarten wir, dass dann bis zu 25 Prozent
unserer weltweit verkauften Fahrzeuge elektrisch sind.
Die Erfahrung der breiten Bevölkerung mit Elektrofahrzeugen ist noch sehr gering. Gleichzeitig hat Elektromobilität Besonderheiten, zum Beispiel das Laden statt Tanken und die gegenüber klassischen Benzin- oder Dieselfahrzeugen geringere Reichweite. Beide Themen sind stark mit Vorurteilen aus der Anfangszeit der Elektromobilität behaftet. Die enormen Verbesserungen der letzten Jahre sind vielen Menschen noch nicht präsent. Auch die Erkenntnis, dass Elektrofahrzeuge heute in vielen Fällen in der Summe aus Anschaffung, Unterhalt und Wiederverkaufswert bereits günstiger als vergleichbare, traditionelle Fahrzeugen sind, hat sich noch nicht durchgesetzt.
Vielfach unbekannt ist auch, dass
gerade für Ein-Auto-Haushalte die immer zahlreicheren Plug-In-Hybride
ideal sind, also Fahrzeuge mit einem Elektromotor für das Fahren in der
Stadt oder den Weg zur Arbeit und einem zusätzlichem Verbrennungsmotor
für weite Strecken.
Wir brauchen also verstärkt aufklärende
Kommunikation, die Fortführung von Kaufanreizen und einen weiteren,
massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur, der sich an der steigenden Zahl
der E-Fahrzeuge orientieren muss, vor allem dort, wo sie gerne geparkt
werden.
Gerade
in den Städten und dort im Bereich der Mehrfamilienhäuser, ob nun
Eigentum oder Miete, fehlt es noch an gesetzlichen Rahmenbedingungen
für die einfache Installation von Ladestationen. Aber nur so können wir
von denjenigen, die nicht über eine eigene Lademöglichkeit an ihrem
Eigenheim oder der Arbeitsstätte verfügen, eine Entscheidung für die
Elektromobilität erwarten. Die hierzu auf Bundesebene aktuell geführten
Abstimmungen müssen schnell wirksam werden.
Auch im Bereich der
Immobilienwirtschaft sehen wir Handlungsbedarf. Aus unserer Sicht ist
das Beratungspotenzial zum Einbau von Ladeinfrastruktur noch nicht
ausgeschöpft. Denken Sie an intelligente Mehrplatz-Ladesysteme, die
helfen, die Gesamtkosten für pro Immobilie für die erforderlichen
Netzanschlüsse gering zu halten. Hierfür sind wir mit unserem neuen
Geschäftsfeld „Digital Energy Solutions“ auch selbst aktiv geworden.
Im
Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist aus unserer Sicht eine
bessere Zusammenarbeit zwischen lokalen Betreibern von Ladeinfrastruktur
und übergreifenden Ladeservice-Anbietern sinnvoll. Nur wenn Kunden
einfachen Zugang zu Ladepunkten haben und die Ladevorgänge kundenbezogen
abgerechnet werden können, wird Laden als so einfach wie Tanken
wahrgenommen werden.
Wir
brauchen die Elektromobilität zur Erfüllung der Klimaziele in Bezug auf
den CO2-Ausstoß. Aus Sicht der BMW Group sind im Bereich der
Personenkraftwagen BEV und PHEV dafür am besten geeignet. In anderen
Mobilitätssektoren, zum Beispiel im Schwerlast- oder Fernbusverkehr oder
auch in der Schifffahrt, können auch Brennstoffzellenantriebe ihren
Beitrag leisten. Welches das am besten geeignete Antriebskonzept ist,
entscheidet individuell der jeweilige Mobilitätsbedarf.
Wir sehen
die Elektromobilität daher als wesentlichen Bestandteil der
Verkehrswende. Aber nicht nur das – aus unserer Sicht müssen Energie-
und Verkehrswende ganzheitlich gedacht werden, um den zukünftigen
Herausforderungen gerecht werden zu können. Die Elektromobilität bietet
viele Chancen, gerade auch in Kombination mit erneuerbaren Energien. Sie
ist damit Teil der Lösung.
Inzwischen
mehren sich die Studien, die Elektromobilen einen Vorteil gegenüber
herkömmlichen Fahrzeugen attestieren, auch wenn die Batteriespeicher in
der Produktion zunächst eine höhere CO2-Emission mit sich bringen und
nicht alle Fahrzeuge immer mit Grünstrom betrieben werden. Unabhängig
davon müssen BMW Elektrofahrzeuge immer erst unternehmensintern unter
Beweis stellen, dass sie in der Summe aus Rohstoffbeschaffung,
Produktion, Nutzungsphase und Recycling eine substantiell bessere
CO2-Bilanz aufweisen als vergleichbare konventionelle Modelle. Darüber
hinaus verbessern wir die schon gute Bilanz weiter, indem unsere
Fahrzeugbatterien nach dem Einsatz im Auto noch für viele weitere Jahre
als Stationärspeicher eingesetzt werden können.
Elektromobilität ist ein
wesentlicher Teil der Lösung unserer CO2-bezogenen Klimaziele. Hinzu
kommen die lokalen Vorteile des emissionsfreien Fahrens: Insbesondere
auf den städtischen Straßen wird der Verkehr sauberer und leiser. Dort
steigt die Lebensqualität. Dennoch sollten wir technologieoffen bleiben.
Für jeden Sektor, also Straße, Wasser, Luft, und für jeden
Mobilitätsbedarf, ob öffentlich, Individual- oder Gütertransport, gibt
es eigene optimale Antriebstechnologien, und diese sollten dann auch für
den jeweiligen Zweck eingesetzt werden. Wir glauben nicht, dass es die
eine Universallösung für alles geben wird.
Aus unserer Sicht muss Elektromobilität
für Kunden möglichst einfach werden. Was die Kreditkarte fürs Shopping
ist, taugt gut als Benchmark für den Ladevorgang. Mit unserem eigenen
Angebot „ChargeNow“, dem weltweit größten Zusammenschluss von öffentlich
zugänglichen Ladepunkten mit nur einer Kundenkarte, sind wir dem schon
sehr nahe.
Die Kollegen von „Digital Energy Solutions“, einem Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Viessmann, freuen sich auf Ihren Anruf. Die haben schon viele Neu- und Bestandsbauten für das Zeitalter der Elektromobilität fit gemacht.
Foto: © Elektronik-Zeit / Shutterstock.com
In der Konzernkommunikation der BMW Group zuständig für die Steuerung der Bereiche Politik und Außenbeziehungen sowie Nachhaltigkeit.