03.12.2021 Ausgabe: 8/21

Welches Know-how ist gefragt? - Das ergab die diesjährige Umfrage des VDIV Deutschland zum Bildungsbedarf der WEG-Verwaltungen.

Fort- und Weiterbildung dienen branchenunabhängig der individuellen Sicherstellung der beruflichen Handlungsfähigkeit. Die Anforderungen an die professionelle Wohnimmobilienverwaltung ändern sich kontinuierlich. Um vor diesem Hintergrund Bildungsangebote konzipieren zu können, die dem tatsächlichen Weiterbildungsbedarf der Branche entsprechen, erhebt der VDIV Deutschland e. V. alle drei Jahre dafür relevante Daten. Zwischen dem 24. Juni und 6. Oktober 2021 wurden dazu bundesweit 279 Immobilienverwalterinnen und -verwalter befragt.


Wohnimmobilienverwaltung erfordert mehr als kaufmännisches Know-how und Fachkenntnis der Finanz- und Vermögensverwaltung.
Die treuhänderische Verwaltung von Gemeinschaftseigentum in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) umfasst u. a. die Vorbereitung von Eigentümerversammlungen sowie die Herbeiführung von Beschlüssen und sie muss die Entscheidungsfindung der Gemeinschaft ermöglichen. Objekte von Eigentümergemeinschaften zu betreuen, heißt, deren Entscheidungsprozesse zu moderieren und die Umsetzung der Beschlüsse zu verantworten. Unumgänglich und für die professionelle Wohnimmobilienverwaltung zentral sind nach Ansicht der Befragten sowohl kaufmännische Fachkenntnisse, Kenntnisse der Finanz- und Vermögensverwaltung (98 Prozent) sowie juristisches Grundwissen (84 Prozent) als auch technische Fachkenntnisse (89 Prozent).

Mehrheitlich wurde ein Bedarf an Weiterbildungsangeboten zum Thema „Anfechtungssichere Beschlussfassungen“ angeführt. Damit einhergehend besteht auch Weiterbildungsbedarf zu allgemein neuen rechtlichen Grundlagen, die für das Tätigkeitsfeld der WEG-Verwaltung relevant sind. Im Speziellen sind dies aktuell vor allem das Gebäudeenergiegesetz, die Rechtsgrundlagen für den Einbau von Ladestationen sowie der WEG-
Verwaltung insgesamt, was vor dem Hintergrund des im Dezember 2020 in Kraft getretenen novellierten Wohnungseigentumsgesetzes kaum überrascht. Risikomanagement und Verkehrssicherungspflichten zählen ebenso zu den kontinuierlich nachgefragten Weiterbildungsthemen.


Keine Klimaneutralität im Wohngebäudebereich bis 2045 ohne professionelle Verwaltung und Kooperation
Das Thema Klimaschutz ist für die Mehrheit der Befragten branchenrelevant. Um der Schlüsselrolle, die Verwaltungen bei der Steigerung der Energieeffzienz in Gebäuden von Eigentümergemeinschaften innehaben, gerecht werden zu können, sind grundlegende Fachkenntnisse sowie Schnittstellenwissen erforderlich, die über kaufmännische Fachkenntnisse hinausgehen. Der Weiterbildungsbedarf bezieht sich dabei insbesondere auf die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen sowie auf von den Bundesländern angebotene Finanzierungsmodelle. Des Weiteren gewinnt die langfristige Sanierungs- und Finanzierungsplanung zunehmend an Bedeutung.

An Weiterbildungsangeboten zu den Themen Energielieferung und Stromproduktion haben hingegen nicht einmal die Hälfte der an der Umfrage Teilnehmenden Interesse, und auch bei nachhaltiger Gebäudebewirtschaftung gaben knapp 30 Prozent an, nicht sicher zu sein, inwieweit das Thema für ihre Tätigkeit relevant ist. Hier ist zu erwarten, dass die Nachfrage mit den Anforderungen des Gesetzgebers und steigenden Erwartungen der Eigentümergemeinschaften künftig zunehmen wird.

Im Kontext der Organisation von Eigentümerversammlungen – als Organ der Entscheidungsfindung von WEG – sind es die Verwaltungen, die nach Bedarf Sachverständige in den Prozess einbinden. Nach Ansicht von 88 Prozent der Befragten ist es dabei hilfreich, branchenübergreifend gut vernetzt zu sein. Damit gewinnen Weiterbildungsformate, die eine Vernetzung mit relevanten Akteuren wie Energieberatern, Bau- und Anlagentechnikern, Juristen sowie Finanzierungs- und Förderungsfachleuten etc. ermöglichen, an Bedeutung.


Schlüsselkompetenzen für die Begleitung von Entscheidungsprozessen
Neben den Fachkenntnissen werden insbesondere Schlüsselkompetenzen benötigt, um Willensbildungsprozesse in WEG begleiten zu können. Eine große Mehrheit gab in der Befragung an, Bedarf zu haben an der Förderung entsprechender fachübergreifender Kompetenzen, etwa für Gesprächsführung und Versammlungsleitung, Konfliktmanagement und Moderation – was sicherlich durch den zunehmenden Einsatz elektronischer Medien, etwa für Online-Eigentümerversammlungen noch forciert wird. Da solche Kompetenzen nur aktiv und in der praktischen Anwendung erworben werden können, müssen die Veranstaltungsformate entsprechend ausgelegt sein, z. B. als Moderations- oder Konflikttrainings.


Digitalisierung
Über die bereits genannten Themen hinaus ist es die Digitalisierung, die die Branche beschäftigt – nicht nur bezogen auf die Kommunikation mit Auftraggebern, sondern vor allem auch auf Prozesse des operativen Geschäfts sowie auf Gebäudedaten. An Bildungsangeboten zu diesen Bereichen besteht der Umfrage zufolge in der Immobilienverwaltungsbranche ebenfalls Interesse.
 

Pfeffing, Judith

Referentin für Bildung und Projekte des VDIV Deutschland