20.10.2022 Ausgabe: 7/22

Werte nachhaltig stabilisieren

Energieeffizienz wird zum entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Immobilien

Aufregende Zeiten liegen vor uns, aber wir befinden uns auch mittendrin: Prandemie, Krieg in Europa, Klimakrise und die dadurch ausgelösten Folgeerscheinungen wie der starke Preisanstieg in allen Bereichen. Als wäre dies nicht schon genug, spüren wir die Auswirkungen dieser Ereignisse immer häufiger bereits im Alltag, und sie stellen uns vor große Herausforderungen. Dabei den Überblick zu bewahren und zeitgleich zu planen, was zu tun ist, überfordert viele. Während die zwei zuerst genannten Ereignisse zeitlich hoffentlich begrenzt sind, wird die Klimakrise uns auf lange Sicht beschäftigen. Und das trifft auch viele Immobilieneigentümer. Wie aber geht man diese Herausforderung an? Nachfolgend soll ein möglicher Weg aufgezeigt werden, der als Anleitung dienen kann.

Was Immobilien künftig brauchen
Der erste Schritt sollte in der intensiven und ganzheitlichen Bestandsaufnahme des Objekts durch einen unabhängigen Planer und Energieberater bestehen. In vielen Eigentümergemeinschaften ist dies bereits die erste Hürde. Eine oft gestellte Frage: Warum sollen wir eine Bestandsaufnahme machen, wo doch nur das Dach kaputt ist? Die ganzheitliche Betrachtung ermöglicht es aber, Sanierungsziele und nutzbare Fördermittel zu definieren – die Grundlage für eine erste Planung und den Erfolg der Umsetzung. 

Die Erfahrung zeigt, eine ganzheitlich geplante Modernisierung spart im Nachgang viele Kosten. Auch hier bietet es sich an, die gesamte Maßnahme von einem Generalplaner abwickeln zu lassen. Das spart Zeit, und falls Mängel auftreten, haben Eigentümer einen festen Ansprechpartner. Immer mehr Fachleute wie Architekten, Ingenieure und Energieberater bieten das gesamte dafür erforderliche Leistungsspektrum an.

Was tun mit den Ergebnissen
der Bestandsaufnahme?
Die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) bietet sich an. Er wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert. Darin werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und die Wünsche der jeweiligen Eigentümergemeinschaft zum angestrebten Zielzustand zusammengeführt. Wird die Modernisierung schrittweise umgesetzt, gibt’s für Einzelmaßnahmen vom BAFA einen zusätzlichen Bonus von fünf Prozent. Zusätzlich enthält der iSFP Angaben zu Fördermitteln, die für geplante Maßnahmen in Anspruch genommen werden könnten. So sind Eigentümergemeinschaften stets im Bilde.

Warum ist möglichst hohe
Energieeffizienz anzustreben?

Die Klimaschutzziele von Paris sowie die CO2-Abgabe drängen zum Handeln, denn sonst kann es teuer werden. Zwar soll die CO2-Abgabe dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung zufolge für ein Jahr ausgesetzt werden, aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Auch die aktuell hohen Energiekosten machen deutlich, dass die Energieeffizienz von Gebäuden künftig immer wichtiger wird, sollen Betriebs- und Heizkosten gering gehalten und Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Die Energieeffizienz eines Gebäudes zeigt sich im Verhältnis der eingesetzten Energie zu der für die Nutzung benötigten. Je weniger Energie im Verhältnis zur benötigten eingesetzt werden muss, desto effizienter ist das Gebäude. Um dies zu erreichen, gibt es zwei klassische Möglichkeiten: Man kann die Gebäudehülle ertüchtigen oder die Heizungsanlage optimieren bzw. gegen eine effizientere austauschen. Den zweifelsfrei größten Effekt erzielt man, wenn sich für beides entschieden wird. Ob dies tatsächlich sinnvoll ist, oder wie welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden sollten, zeigt der iSFP. Der reine Austausch einer mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizungsanlage gegen eine Wärmepumpe will gut durchdacht sein. Stimmen die Parameter nicht, bleibt auch das neue System ineffizient und die Heizkosten fallen höher aus als zuvor.

Tipps für die Umsetzung
Beschließt eine Eigentümergemeinschaft auf Basis vorliegender Ergebnisse, dass bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden sollen, beauftragt sie in der Regel umgehend die Verwaltung mit der Einholung von drei Vergleichsangeboten bei Fachbetrieben. Verbreitetes Phänomen: Auf eine vorherige detaillierte Fachplanung wird nur zu gerne verzichtet. Wozu auch? Denn sie gilt als teuer und kann doch vom zu beauftragenden Fachunternehmen mit erledigt werden – ein oft kostenträchtiger Irrtum! Bei großen Investitionen ausgerechnet an der Fachplanung zu sparen, zahlt sich in der Regel nicht aus. Wegen der stetig steigenden Anforderungen an die einzelnen Bauteile wird das Zusammenspiel der Materialien und der Konstruktion immer wichtiger. Der ganzheitliche Aspekt rückt damit in den Vordergrund, und daher sollte auch ganzheitlich geplant werden. Fachunternehmern, die sich nur auf einen Teil der für eine Modernisierung erforderlichen Gewerke spezialisiert haben, können das gar nicht leisten. Die detaillierte Planung ermöglicht es zudem, eine größere Zahl von Handwerksbetrieben anzuschreiben, was die Chancen erhöht, mehr Angebote zu erhalten, unter denen sich auch das mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis findet. So können sich Planungskosten sehr schnell amortisieren, wobei die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die energetische Fachplanung ohnehin als Baubetreuung mit 50 Prozent bezuschusst.


Fazit
Um den Wert einer Immobilie langfristig zu sichern, sollte auch langfristig geplant werden. Selbst wenn nicht alle Maßnahmen auf einmal umgesetzt werden, hilft es, jede einzelne auf die Gegebenheiten des Gebäudes auszurichten und so dessen Energieeffizienz Schritt für Schritt zu verbessern. Gebäude mit geringem Energiebedarf werden unter dem Aspekt der Wertstabilität künftig vorn liegen – und sie schonen die Umwelt.

 

 

Hermes, Thomas Rolf

Geschäftsführer der FRANK ECOzwei GmbH
www.frank-ecozwei.de