Deutschland führt weiterhin die Rangliste der Bauinvestitionen in Europa an. Mit 487 Milliarden Euro im Jahr 2023 gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von fünf Prozent. Damit investiert Deutschland deutlich mehr als Frankreich (358 Mrd. Euro) und Großbritannien (316 Mrd. Euro). Der Trend zeigt, dass vor allem der öffentliche Tiefbau als Stütze der Branche fungiert, während Wohnungsbau (wir haben berichtet) sowie die energetische Sanierung im Gebäudebestand (wir haben berichtet ) schwächeln.
Der Tiefbau, der etwa den Ausbau von Verkehrsnetzen und die Modernisierung von Infrastrukturen umfasst, wird zu 80 Prozent von öffentlichen Aufträgen getragen. Die Deutsche Bahn und andere Infrastrukturbetreiber profitieren dabei von der erhöhten staatlichen Förderung. Gleichzeitig bleibt der private Wohnungsbau hinter den Erwartungen zurück. Seit 2020 sind die Investitionen in diesem Bereich rückläufig, während sie beim Tiefbau weiterhin auf hohem Niveau liegen.
Für die Bauwirtschaft sind diese Investitionen ein Lichtblick, da sie wichtige Aufträge sichern. Angesichts steigender Baukosten und sinkender Margen sind jedoch Effizienz und technologische Innovationen entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Branche wird zudem verstärkt darauf angewiesen sein, die Anforderungen der Klimapolitik zu erfüllen, etwa durch nachhaltige Baustoffe und energieeffiziente Bauweisen.
Das anhaltend hohe Investitionsvolumen verdeutlicht die Bedeutung der Bauwirtschaft für die deutsche Konjunktur.
„Wichtig ist, sich nicht von diesem vermeintlich positiven Investitionsvolumen täuschen zu lassen. In Wohnraumschaffung und energetische Sanierung fließen deutlich zu wenige Gelder. Die bisherige Bundesregierung hat ihre Ziele weit verfehlt“, so Martin Kaßler, Geschäftsführer des VDIV Deutschland. „Eine neue Regierung wird auch die Aufgabe haben, die Weichen für steigende Investitionen in diesen Bereichen zu stellen.“