Mit dem aktuellen Bericht zum Glasfaserausbau in Deutschland veröffentlicht das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine detaillierte Übersicht über den Stand der Versorgung mit Glasfasernetzen. Grundlage sind adressgenaue Daten aus dem Breitbandatlas mit Stand Juni 2024, ergänzt um Informationen zur Breitbandförderung des Bundes.
Erstmals wurde die Struktur des Marktes systematisch analysiert: 302 Telekommunikationsunternehmen meldeten Versorgungsdaten, die in sieben Kategorien unterteilt wurden – unter anderem „Incumbent“, „Stadtwerke“, „Investorenmodelle“ und „Private Energieversorger“. Diese Kategorisierung ermöglicht differenzierte Aussagen zur Ausbauleistung und zum Geschäftsmodell.
Die Versorgung privater Haushalte mit Glasfaseranschlüssen hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt und liegt nun bei 35,7 %. Pro Halbjahr wurden seitdem etwa 1,8 Mio. Haushalte neu angeschlossen. Bemerkenswert ist, dass 88 % der Anschlüsse ohne staatliche Förderung realisiert wurden – lediglich 12 % entfallen auf geförderte Maßnahmen.
Besonders in ländlichen Regionen zeigt sich ein erheblicher Nachholbedarf: Während 15,1 Mio. Haushalte in Städten und 8,9 Mio. in halbstädtischen Gemeinden noch unversorgt sind, fehlen in ländlichen Gebieten weiterhin rund 2,9 Mio. Anschlüsse. Hier wird vor allem die Förderung zur Schließung der Lücken beitragen müssen.
Die Marktstruktur bleibt dabei kleinteilig: Während drei Kategorien – „Incumbent“, „Stadtwerke“ mit mehr als 10.000 Anschlüssen und „Investorenmodelle“ – für fast 80 % der Versorgung verantwortlich sind, liefern knapp zwei Drittel der Unternehmen gemeinsam nur etwas mehr als 3 % des Ausbaus. Die Fragmentierung auf dem Festnetzmarkt ist damit erheblich.
Unterschiede bestehen auch in der Flächendeckung: Investorenmodelle und größere Stadtwerke erreichen durchschnittlich über 70 % der Haushalte je Gemeinde. Dagegen bleibt der „Incumbent“ mit 45 % deutlich hinter dem Ausbaupotenzial zurück – häufig zugunsten bereits mit HFC versorgter Haushalte.
Für die Immobilienverwaltung ergeben sich daraus neue Impulse für die digitale Infrastrukturplanung , insbesondere bei Standortentwicklungen, Modernisierungen und der Kommunikation mit Eigentümern.
Zum Hintergrund: "Incumbent Glasfaserausbau" bezieht sich auf den Ausbau von Glasfaserinfrastruktur durch das Unternehmen, das bereits eine bestehende Netzwerkinfrastruktur im jeweiligen Gebiet besitzt, oft der ehemalige Monopolist oder ein Unternehmen mit einer dominanten Marktstellung. Dieses Unternehmen ist der "Incumbent", also der ortsansässige, etablierte Anbieter, der den bestehenden Markt bereits bedient und nun in den Glasfaserausbau investiert.