Das 4. Branchenbarometer des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) ergab:
- Anforderungen steigen: kleine Verwaltungen haben es zunehmend schwer auf dem Markt
- 75 % der Verwalter planen die Anhebung ihrer Vergütungssätze
- 80 % befürchten einen Fachkräftemangel
- Eigentümergemeinschaften mit weniger als 10 Einheiten haben immer öfter Probleme, professionelle Verwalter zu finden
Auf die Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) in Deutschland kommen deutliche Preissteigerungen zu. Drei Viertel aller professionellen Immobilienverwalter planen, die Verwaltungsgebühr in diesem Jahr zu erhöhen. Im Durchschnitt streben sie eine Preissteigerung um fünf Prozent an. Bereits 2015 haben 70 Prozent der Immobilienverwalter die Grundvergütung angehoben, und zwar um durchschnittlich sechs Prozent. Dies ist ein Ergebnis des 4. Branchenbarometers des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter (DDIV), dessen Ergebnisse auf der Befragung von 478 Verwaltungsunternehmen aus ganz Deutschland beruhen.
Erwartungen an Immobilienverwaltungen steigen
Die Anforderungen an die Immobilienverwalter werden immer umfangreicher, kommentiert DDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler das Ergebnis des Branchenbarometers. Die Qualität der Dienstleistung muss sich auch in der Vergütungsstruktur widerspiegeln. Deshalb ist eine maßvolle Erhöhung der Vergütungen unumgänglich. Kaßler verweist darauf, dass die Immobilienverwaltung ein komplexes Tätigkeitsfeld darstellt, das sowohl kaufmännische als auch technische und rechtliche Fachkenntnisse erfordert. Bereits heute müssen Immobilienverwalter über 50 Gesetze und Verordnungen kennen und anwenden. Gleichzeitig kommen immer neue Aufgaben hinzu beispielsweise durch das 2015 in Kraft getretene Bundesmeldegesetz und die in vielen Bundesländern geltende Rauchwarnmelderpflicht.
Diese zunehmende Komplexität wirkt sich auf die Struktur der Verwalterbranche aus. Kleine Unternehmen mit weniger als 400 vermieteten Einheiten werden es künftig schwer haben, Neukunden zu gewinnen und sich erfolgreich am Markt zu behaupten, prognostiziert DDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler. Denn immer mehr Wohnungseigentümergemeinschaften entscheiden sich für eine professionelle Verwaltung mit spezialisierten Mitarbeitern.
Traditionell ist die Verwalterbranche kleinteilig und regional geprägt. Dem 4. DDIV-Branchenbarometer zufolge machen Kleinstverwaltungen, die nicht mehr als 400 Einheiten verwalten, derzeit noch 27,2 Prozent aller Verwaltungsunternehmen aus. Nur 12,2 Prozent gehören in die Kategorie der großen Verwaltungen mit mindestens 3.000 verwalteten Einheiten.
Verwaltungen haben vermehrt Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden
Verschärft wird der Konkurrenzkampf durch den sich zuspitzenden Fachkräftemangel. Laut dem 4. DDIV-Branchenbarometer erwarten 80 Prozent der Verwaltungsunternehmen einen Fachkräftemangel. 2014 waren es erst 62 Prozent gewesen. Jedes zweite Unternehmen erhält bereits jetzt auf ausgeschriebene Stellen nicht genügend Bewerbungen, und vier von fünf Unternehmen beklagen die fehlende Qualifikation der Bewerber. Zugenommen hat vor diesem Hintergrund die Ausbildungsbereitschaft: 32 Prozent der Verwaltungsunternehmen beschäftigen Auszubildende, zehn Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
Kleine Eigentümergemeinschaften haben es zunehmend schwer, professionelle Verwalter zu finden
Von den Veränderungsprozessen betroffen sind aber auch die Wohnungseigentümer. Kleine Eigentümergemeinschaften tun sich immer schwerer damit, eine professionelle Verwaltung zu finden, stellt Kaßler fest. 86 Prozent der Verwaltungen lehnten 2015 die Übernahme von Verwaltungsmandaten ab, wobei sie als Hauptgrund die fehlende Größe der Eigentümergemeinschaft nannten.
Die Verwaltung von Eigentümergemeinschaften mit weniger als zwölf Einheiten ist aufwändig und wenig wirtschaftlich, erläutert Kaßler. Um eine professionelle Verwaltung für sich gewinnen zu können, werden kleine Eigentümergemeinschaften deshalb nach Einschätzung des DDIV immer öfter eine Vergütungsstruktur akzeptieren müssen, die nicht mehr einen Betrag pro verwalteter Einheit vorsieht, sondern eine Pauschale für die ganze Eigentümergemeinschaft.
Durch die Ergebnisse des Branchenbarometers sieht sich der DDIV in seiner Forderung bestärkt, Zugangsregelungen für Immobilienverwalter einzuführen. Eine entsprechende Regelung hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart; die Umsetzung lässt jedoch auf sich warten. DDIV-Geschäftsführer Kaßler: Wir fordern, dass der Gesetzgeber jetzt endlich Nägel mit Köpfen macht und sicherstellt, dass nur qualifizierte Fachkräfte den anspruchsvollen Beruf des Immobilienverwalters ausüben dürfen.
Über das 4. DDIV-Branchenbarometer:Zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 beteiligten sich bundesweit 478 Verwaltungsunternehmen an einer anonym durchgeführten Umfrage zu Struktur, Mitarbeiterentwicklung, Vergütungsstrukturen sowie Umsatz- und Gewinnerwartungen.