30.08.2018 Ausgabe: 6/2018

10 Punkte für die Zukunft: Das Programm des DDIV für die Verwalterbranche

Die Branche ist im Wandel. Was muss, was wird sich ändern?

Das 30-jährige Bestehen des Dachverbands Deutscher Immobilienverwalter ist nicht nur ein guter Grund, die vergangenen drei Jahrzehnte Revue passieren zu lassen. Das Jubiläum lädt auch ein zum Blick in die Zukunft. Unser 10-Punkte-Programm für die kommenden Jahre der Verwalter­branche:

1. Leistungsgerechte ­Vergütung etablieren

Die Vergütung von Immobilienverwaltungen steigt seit Jahren nur geringfügig, 2017 ist sie laut 6. DDIV-Branchenbarometer im WEG-Bereich sogar real gesunken. Den konstant steigenden Anforderungen und der großen Verantwortung der Tätigkeit wird sie nicht gerecht. Damit sich die Branche nicht arm arbeitet und die Altersvorsorge von Millionen Bürgern leidet, plädiert der DDIV für ein deutliches Anheben der Vergütungssätze, das dringend erforderlich und berechtigt ist. Ein Orientierungswert ist die Zweite Berechnungsverordnung, deren Regelsatz 40 Prozent über dem privatwirtschaftlichen Vergütungsdurchschnitt von Verwaltungen liegt.

2. Image aufwerten

Die Branche hat im besten Fall ein mausgraues Image: hohe Arbeitsbelastung, unangemessene Vergütung, unattraktive Arbeitszeiten. Um neue, qualifizierte Kräfte zu gewinnen, muss sie den Nachwuchs für sich begeistern. Flexible Arbeitszeiten, Eigentümerversammlungen während der Geschäftszeiten und Prozessoptimierungen tragen hierzu bei, genauso wie eine stärkere Professionalisierung der Branche. Denn gelten höhere Ansprüche an das Aufnehmen der Verwaltertätigkeit, steigt die Wertschätzung des Berufsbildes.

3. Fachkräfte gewinnen

Immobilienverwaltungen beklagen seit Jahren einen zunehmenden Fachkräftemangel. Image des Berufsbildes und Vergütung sind wesentliche Stellschrauben, um ihm zu begegnen. Zudem muss die Qualifizierung von Quereinsteigern verbessert sowie die Ausbildungsquote in Unternehmen erhöht werden. Denn 2,2 Auszubildende pro Unternehmen bzw. 1,6 bei Herausrechnen der ausbildungsstarken großen Unternehmen, wie es das 6. DDIV-Branchenbarometer zeigt, reichen nicht aus, um dem Fachkräftemangel durch Ausbildung im eigenen Unternehmen entgegenzuwirken.

4. Ausbildungsberuf Immobilienverwalter einführen

Die Immobilienverwaltung nimmt in der zwei- bzw. dreijährigen Ausbildung von Immobilienkaufleuten nur einen ­vergleichsweise geringen Anteil ein. Wird das Berufsbild des Immobilienverwalters in einem eigenen Ausbildungsberuf abgebildet, erhält die Branche die dringend benötigten Fachkräfte – mit ­deutlich besser zugeschnittenen ­fachlichen ­Qualifikationen.

5. Wohnungs­eigentumsgesetz ­reformieren

Das WEG ist die Arbeitsgrundlage für mindestens 90 000 treuhänderische Immobilienmanager und betrifft Vermögensaufbau und Altersvorsorge von Millionen Bürgern. Für mehr Rechtssicherheit brauchen Eigentümer, Mieter und Verwalter dringend ein zeitgemäßes Regelwerk, das sich an den Bedürfnissen der Praxis orientiert. Diesen Prozess werden wir gemeinsam mit dem Gesetzgeber vorantreiben, um eine umfassende Reform aus einem Guss zu erzielen statt kleinteiliger Anpassungen.

6. Sachkundenachweis verankern

Der Sachkundenachweis ist die Grundvoraussetzung für eine weitere Professionalisierung unserer Branche. Denn nur auf Basis einer fundierten Grundausbildung kann eine sinnvolle Weiterbildung erfolgen – und der Verbraucherschutz tatsächlich verbessert werden. Die kommende Evaluation des Gesetzes zu den Berufszulassungsvoraussetzungen bietet dem Gesetzgeber die Möglichkeit, hier nachzujustieren und den Sachkundenachweis letztlich doch noch einzuführen.

7. Weiterbildung ­professionalisieren

Sinnvolle Weiterbildung bedarf qualitativ hochwertiger Formate. Die Zertifizierung des Weiterbildungsträgers und differenziert strukturierte Angebote sind hierbei entscheidende Faktoren. Der DDIV wird sich hier maßgeblich für die Branche einsetzen und zertifizierte Fortbildungen vorantreiben. Denn die fachliche Weiterbildung der Verwalter ist eine der ­Kernaufgaben des Dachverbandes.

8. Kooperationen ­eingehen

Neue technische Anwendungen für Eigentümer und Mieter kreieren, neue Prozesse in Immobilienverwaltungen etablieren: Mit einer Intensivierung von Kooperationsabkommen können Immobilienverwaltungen sowohl ihren zeitlichen als auch ihren finanziellen Aufwand bei der Entwicklung neuer Services und Prozesse reduzieren. Dabei macht es die digitale Vernetzung heutzutage leicht, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die durch ihre räumliche Entfernung in keinerlei Konkurrenzverhältnis zum ­eigenen Unternehmen stehen.

9. Digitalisierung ­vorantreiben

Die Digitalisierung bietet große Potenziale für die Immobilienverwaltung, sowohl in der Prozessoptimierung als auch bei der Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Doch diese Potenziale werden häufig nicht gehoben – insbesondere der große Zeit- und Kostenaufwand erschwert die Digitalisierung in der Verwalterbranche. Spezielle Förderprogramme können Verwaltungen entlasten, ebenso wie erhöhte Regelsätze in der Verwaltervergütung. Denn letztlich betreibt eine Verwaltung die Digitalisierung nicht als Selbstzweck – der Eigentümer profitiert hiervon ebenfalls. Gemeinsam mit seinen Partner­unternehmen will der DDIV die Digitalisierung nutzen, um Verwaltungen neue Dienstleistungsangebote zu ermöglichen und die „Schnittstellenproblematik“ einzudämmen.

10. Vernetzung stärken

Die Vernetzung von Immobilienverwaltungen wird zunehmend wichtig, um Potenziale zu heben und langfristig erfolgreich zu agieren. Mit den Erfa-Gruppen beispielsweise unterstützt der DDIV bereits seit 2017 den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und stellt eine Plattform zur Diskussion von Kooperationen und Herangehensweisen zur Verfügung. Die Vernetzung der Immobilienverwaltungen unter dem Dach des DDIV als Spitzenverband der Branche werden wir weiter intensivieren. Gemeinsam mit unseren Landesverbänden werden wir zudem weiter erfolgreich an der Mitgliedergewinnung arbeiten und zahlreiche Mehrwerte anbieten.

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Kaßler, Martin

Geschäftsführer des VDIV Deutschland