05.12.2016 Ausgabe: 8/2016

Aus einem Guss

Mit flüssigen Abdichtungs- und Beschichtungssystemen lassen sich Außenflächen effizient sanieren und witterungsbeständig erhalten.

Wer Balkone, Flachdächer und Parkdecks langfristig erhalten will, muss sie vor schädlichen Witterungseinflüssen und mechanischen Belastungen wirksam schützen. Seit mehr als 25 Jahren werden dafür flüssige Abdichtungs- und Beschichtungssysteme auf Basis von dauer-flexiblen PMMA-Harzen verwendet. Sie entsprechen dem anerkannten Stand der Technik, z. B. durch Zulassungen im Sinne der DIN 18195. Wofür genau aber sind sie geeignet, und wie geht man vor?

Wo und wie Undichtigkeiten entstehen

Besonders anfällig für Undichtigkeiten sind Detailanschlüsse, auf Balkonen beispielsweise die Fugen der Fliesenbeläge, Durchdringungen wie Geländerstützen oder Bodenabläufe sowie die Aufkantungen an Türen und Fenstern. Hier treffen auf engstem Raum verschiedene Werkstoffe mit unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten zusammen. Im Jahresverlauf führen klimatisch bedingte Temperaturschwankungen zu Spannungen, Bewegungen und Haarrissen. An diesen Stellen kann Wasser eindringen und in Frostperioden zu größeren Abplatzungen führen. Weisen die Außenflächen keine oder eine nicht mehr funktionstüchtige Abdichtung auf, können langfristig größere Bauschäden die Folge sein. Im ungünstigen Fall kann sich in den Wohnräumen Schimmel bilden.

Wie wird saniert

Grundsätzlich gibt es für die Sanierung solcher ­Schäden zwei Möglichkeiten:

  1. Abriss der schadhaften Konstruktion und Neueinbau nach dem gleichen Prinzip. Das verursacht auf Balkonen, Laubengängen und Parkdecks Nutzungsausfälle, und die Arbeiten sind erheblich mit Lärm, Schmutz und hohen Kosten verbunden.
  2. Substanzerhaltende Sanierung, z. B. mit modernen Flüssigkunststoffsystemen, die Abdichtung und Nutzbelag in einem sind. Bei einer Stärke von nur ca. 6 mm wiegen sie lediglich etwa 9 kg/qm und haften auf unterschiedlichen, auch wechselnden Untergründen wie Asphalt, Beton, Bitumen, Estrich, Fliesen, Kunststoff, Holz und Metall.
Schritte der substanzerhaltenden Sanierung

Am Anfang steht die professionelle Vorbereitung des Untergrundes: Die Oberfläche wird kugelgestrahlt, gefräst oder geschliffen. Dann folgt eine Grundierungsebene, die ggf. auch Unebenheiten wie Hohlstellen und Ausbrüche ausgleicht. Im nächsten Schritt wird ein flüssig aufzutragendes Abdichtungssystem verlegt, damit sämtliche Anschlüsse, z. B. Geländerpfosten, sicher eingebunden sind. Es folgt eine Schutzebene, um Punktlasten zu verteilen. Die abschließende Nutzebene wird den Anforderungen entsprechend variiert. Auf einem Balkon besteht sie meist aus einer individuell gestaltbaren Versiegelung, die auch in Fliesenoptik ausgeführt werden kann. Auf Parkdecks werden mechanisch hoch abriebfeste Beläge eingesetzt, die für dauerhaft sicheren Grip sorgen und mit Markierungen versehen werden können.

Der Oberflächengestaltung sind praktisch keine Grenzen gesetzt: Für Parkdecks sind über verschiedene Farben und Einstreumaterialien sowohl informative Markierungen und Orientierungshilfen umsetzbar als auch unterschiedliche Rutschfestigkeitsklassen. Balkone und Loggien werden meist in Fliesenoptik ausgeführt – dem realen Vorbild geradezu verblüffend entsprechend, aber unübertroffen pflegeleicht und mit frostfesten Fugen, die nicht reißen. Aufgrund der kurzen Reaktionszeiten der PMMA-Harze lassen sich auch individuelle Kundenwünsche kostengünstig umsetzen.

Vorkehrungen gegen Restfeuchte

Damit die im Untergrund verbliebene Restfeuchte keine Schäden verursacht, muss sie entweichen können. Bei frei auskragenden Balkonen erfolgt dies in der Regel über die Stirnseite. Bei Dachterrassen, Loggien und Parkdecks empfiehlt es sich, in den vorhandenen Aufbau ein Kanalsystem zu integrieren. Damit kann der Dampfdruck unter der neu verlegten Abdichtung zu den Seiten entweichen und abgeleitet werden. Dieses System hat sich über die letzten Jahrzehnte in der Praxis mehr als 5 000 Mal bewährt.

Sicherheit und Beständigkeit

Da moderne Flüssigabdichtungen auf Basis von PMMA-Harzen keine Weichmacher enthalten, sondern vom chemischen Aufbau her flexibel und dauerelastisch sind, können sie als „unversprödbar“ bezeichnet werden. So können auf der Fläche, auch ohne Vliesarmierung, Rissstärken von bis zu 1 mm überbrückt werden – was nach dem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis DIN 18195 sowie DIN 18531 bis 18535 genügt.

Die ältesten, noch heute voll funktionsfähigen Flächen befinden sich in Objekten, die in den 1980er-Jahren saniert wurden. Das Wecryl Dachabdichtungssystem beispielsweise entspricht nach europäisch technischer Zulassung (ETA) der Kategorie W3, der höchstmöglichen Einstufung, für Produkte mit einer zu erwartenden Lebensdauer von mehr als 25 Jahren.

Pflege und Kosten

Reinigung und Pflege flüssig abgedichteter Außenflächen gestalten sich äußerst problemlos. Für glatte Flächen auf Balkonen und Loggien etwa reichen haushaltsübliche Reinigungsmittel, Feuchtigkeit lässt sich einfach abziehen. Für Strukturbeläge von Parkdecks etc. eignen sich gängige Hochdruck-Wasser- und -Dampfstrahlgeräte mit breiter Düse. Insgesamt zeigt die Erfahrung, dass die substanzerhaltende Methode mit Flüssigkunststoff sehr häufig günstiger ist als die konventionelle Sanierungsvariante mit Abriss und Neuaufbau – und zwar um bis zu 30 Prozent. Allerdings sollte mit der Ausführung ein darauf spezialisierter Fachbetrieb beauftragt werden. Die regionalen Handwerkskammern geben Auskunft über ­qualifizierte Unternehmen.


Menzel, Dipl.-ing. (fh) Thomas

WestWood Kunststofftechnik GmbH