29.11.2018 Ausgabe: 8/18

Ausbildungswege

Der Duale Studiengang Immobilienwirtschaft der DHBW in Mannheim

Immobilienwirtschaftliche Berufe ­stellen hohe Anforderungen an qualifizierte Fachkräfte, auch in der Verwaltung. Nicht nur vor dem ­Hintergrund des Fachkräftemangels wird die ­Bedeutung ­fundierter Ausbildungswege steigen, die ­Entwicklung der ­Immobilienmärkte erfordert ­zukünftig das qualifizierte Management des in Gebäuden ­gebundenen Kapitals. „Der komplexe akademische Beruf des Immobilienmanagers hat Zukunft“, so Prof. Dr. Verena König. Als Leiterin des Dualen Studiengangs Immobilienwirtschaft an der Dualen ­Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) verweist sie zudem auf das vielfältige spezifische Kompetenzprofil, das die Ausübung dieser ­Tätigkeit erfordert:

  • eine solide betriebswirtschaftliche Ausbildung als Basis für effiziente Entscheidungen,
  • technische Grundlagen zur Beurteilung von Handlungsalternativen, insbesondere zur nachhaltigen Bewirtschaftung über lange Lebenszyklen,
  • juristische Kenntnisse zur Ausschöpfung von Entscheidungsspielräumen für mögliche ­Nutzungsarten,
  • digitale Expertise, um den technologischen Umbruch für Immobilien wie auch für die Wertschöpfungsketten in Immobilienunternehmen zu nutzen,
  • Teamfähigkeit als Voraussetzung erfolgreichen Managements.

Seit elf Jahren bietet die Mannheimer Hochschule den Studiengang an, und zwar praxisintegriert: Im Dreimonatsrhythmus wechseln sich für die Studierenden theoretische Vorlesungsphasen und die praktische Arbeit in Unternehmen der Immobilienwirtschaft ab.

Frau Prof. König, wie bildet der Duale Studiengang Immobilienwirtschaft die komplexen Inhalte im Lehrplan ab?

Die Studienrichtung BWL-Immobilienwirtschaft unserer Hochschule bereitet umfassend auf eine Managementtätigkeit in der Immobilienbranche vor. Dabei entwickeln sich unsere Studierenden ­gleichermaßen zu Generalisten und Spezialisten: Generalisten, die Immobilienmärkte in ihrer ­Gesamtheit sehen, und Spezialisten mit fundierten immobilienökonomischen und -rechtlichen ­Kenntnissen, die dieses Detailwissen dann wieder zum Ganzen zusammenfügen.

Inwiefern qualifiziert das Studium zur Ausübung des Berufs des Immobilienverwalters?

Wir haben diverse Fächer, die auf diesen Beruf vorbereiten. Das Bachelorstudium Immobilienwirtschaft umfasst einen Anteil an Vorlesungen, die allgemeine und betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermitteln. Hier werden Themen wie beispielsweise Marketing oder Investition und Finanzierung behandelt, die in praktisch allen Branchen relevant sind. Hinzu kommen Aspekte der Volkswirtschaftslehre, die das gesamtwirtschaftliche Umfeld von Immobilien beschreiben, aber auch Recht, wissenschaftliches Arbeiten und Mathematik/Statistik. Die Besonderheit unserer Studienrichtung sind die immobilienbezogenen Fächer. Sie vermitteln spezifische technische und ökonomische Kenntnisse, aber auch für konkrete Tätigkeitsfelder wichtige Zusammenhänge, z. B. für Verkauf, Verwaltung, Bewertung oder Facility Management. Die Digitalisierung als Megatrend für alle Sektoren der Immobilienbranche spielt dabei eine wichtige Rolle.

Da Immobilienökonomie auch immer in einem rechtlichen Rahmen zu sehen ist, werden zudem spezielle rechtliche Konstruktionen beleuchtet, das Grundbuch, Gesetze zum Miet- und Kaufrecht, aber auch das Baurecht sind für fundierte immobilienwirtschaftliche Entscheidungen maßgeblich.

Darüber hinaus gibt es Wahlfächer: Schon mit der Entscheidung für das jeweilige Ausbildungsunternehmen und damit auch für den Bereich, in dem es tätig ist, kann man Interessenschwerpunkte im Studium festlegen. Ab dem zweiten Studienjahr werden in den Theoriephasen die Fächer Immobilienmarketing und Portfoliomanagement zur Wahl gestellt und ermöglichen auch eine Schwerpunktsetzung in der ­theoretischen Ausbildung.

Wo liegen die Vorteile des dualen Studienkonzepts für Absolventen und potenzielle Arbeitgeber?

Die Integration von Theorie- und Praxisinhalten vermittelt den Studierenden neben Fach- und Methodenwissen ein hohes Maß an Handlungs- und Sozialkompetenz, das sie optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet. Erfolgreiches Management setzt Methoden- und Sozialkompetenz voraus, die in eigenen Lehrveranstaltungen, aber auch durch die Teamarbeit in den Praxisphasen gefördert werden. Interkulturelle Kompetenzen können zudem durch die Teilnahme an den internationalen Projekten des Studiengangs ausgebaut werden. Auch weil es pro Kursgruppe selten mehr als 30 Studierende gibt, wird Eigeninitiative gefördert, eine intensive Betreuung garantiert und eine angenehme, persönliche Studienatmosphäre geschaffen. Häufig werden hier Kontakte geknüpft, die über die Studienzeit ­hinaus bestehen.

Studierende der DHBW haben einen besonderen Status: Sie sind Studierende und Angestellte zugleich und erhalten während des gesamten Studiums eine Vergütung. In Einzelfällen kann aber auch ein zusätzliches Stipendium oder BAFöG infrage kommen. Neben den hauptamtlichen Professoren der DHBW vermitteln Dozenten von Universitäten und anderen Hochschulen sowie besonders qualifizierte Experten aus Unternehmen Inhalte aus ihren Spezialgebieten – praxisnah und aktuell.

In welchen Unternehmen findet der ­praktische Teil des Studiums statt?

Unternehmen können Ausbildungspartner der DHBW werden, wenn Art und Umfang ihrer Dienstleistungen sowie der Geschäftsprozesse gewährleisten, dass sie die in den Rahmenstudienplänen vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vermitteln können. Hierzu müssen die Ausbildungspartner über eine ausreichende Ausstattung und Organisation sowie geeignete Abteilungen verfügen. Unternehmen, die die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte nicht in vollem Umfang vermitteln können, gelten dennoch als geeignet, wenn eine Ergänzung durch externe Ausbildungsmaßnahmen vorgenommen wird (z. B. Verbundausbildung). in jedem Unternehmen ist ein Ausbildungsverantwortlicher zu bestellen, der über einen Hochschulabschluss oder eine gleichwertige Ausbildung und über hinreichende Berufserfahrung verfügt. Die Vermittlung der vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte kann funktional oder zeitlich begrenzt auf Mitarbeiter oder Kollegen übertragen werden, die keine Hochschulausbildung nachweisen müssen.

Wie finden Unternehmen und Studierende ­zusammen?

In der Regel nutzen Unternehmen ihre eigenen Kommunikationskanäle und -wege, um auf freie Studienplätze aufmerksam zu machen. Für Studierende gibt es die Möglichkeit, sich über die Firmendatenbank auf der Homepage der DHBW registrieren zu lassen. Studieninteressierte können seit einigen Jahren auch ihr Profil und Bewerbungsunterlagen in der Bewerber-Börse der DHBW einstellen. Partnerunternehmen können interessante Bewerber so direkt kontaktieren. Das Interesse steigt seit vielen Jahren, da der Mehrwert eines Dualen Studiums immer mehr Unternehmen überzeugt.

Wie funktioniert das praktisch: in Mannheim ­studieren und ggf. in einem Unternehmen an einem anderen Ort arbeiten?

Die Studierenden wohnen in Mannheim in der Regel in Wohngemeinschaften, die über unsere Social-Media-Plattformen vermittelt werden. Auch während der Praxisphasen teilen sich viele Studierende eine Wohnung.

Ein Teil des Studiums findet im Ausland statt, wie gestaltet sich das?

Unser Studiengang Immobilienwirtschaft bietet im vierten und fünften Semester regelmäßig internationale Seminare an. Die Partneruniversitäten hierfür sind die Universidade Federal da Bahia, die älteste Universität Brasiliens in Salvador da Bahia, und die Huazhong University of Science and Technology, die chinesische Eliteuniversität in Wuhan.

Diese Seminare dienen dem Training für Management-Herausforderungen in internationalen Teams. Die Lerninhalte des jeweiligen Semesters werden ins International Seminar integriert, dort eben im englischsprachigen Umfeld und in gemischten ­Gruppen aus deutschen, brasilianischen und chinesischen ­Studierenden.

Zur Finanzierung: Mit welchen Kosten ist das Studium verbunden?

Studierende erhalten während der gesamten Studienzeit eine monatliche Vergütung, die das Ausbildungsunternehmen festlegt. Im Durchschnitt erhalten die Studierenden der Fakultät Wirtschaft monatlich 600 bis 800 Euro, im zweiten und dritten Studienjahr jeweils 100 bis 150 Euro monatlich mehr. Über die monatliche Vergütung hinaus entstehen den Unternehmen während der Ausbildungszeit keine weiteren Kosten, da die DHBW als staatliche Hochschule voll steuerfinanziert wird.

Und nach dem Studium: Welche Aussichten haben Absolventen?

Auf dem Arbeitsmarkt sind die Absolventen der DHBW dank ihres fundierten Wissens und ihrer Praxiserfahrung sehr erfolgreich. In den letzten Jahren hatten jeweils rund 90 Prozent der Studierenden zum Zeitpunkt ihres Abschlusses bereits einen festen Arbeitsvertrag unterschrieben. Etwa ein Drittel der Absolventen unseres Studiengangs entscheidet sich für einen weiterführenden Masterstudiengang. Der boomenden Immobilienbranche stehen relativ wenige akademische Ausbildungsangebote gegenüber. Der Studienabschluss bietet insofern ­ausgezeichnete berufliche Perspektiven.

Studiengang BWL-Immobilienwirtschaft

Der Duale ­Studiengang ist mit 210 ECTS Punkten ­ZEvA-­akkreditiert und als Intensivstudium anerkannt.
Studiendauer: sechs Semester
Semesterbeginn: jährlich am 1. Oktober
Anmeldefrist: jährlich, Ende September
Abschluss: Bachelor of Arts
Kontakt:
Prof. Dr. Verena König
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim
Coblitzallee 1 – 9
68163 Mannheim
+49 (0) 621 4104-2248
verena.koenig@dhbw-mannheim.de
www.iw.dhbw-mannheim.de


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König, Prof. Dr. Verena

Studiengangsleiterin Immobilienwirtschaft und Wissenschaftliche Leiterin Partnermarketing der Dualen Hochschule ­Baden-Württemberg.