12.04.2024 Ausgabe: vdivDIGITAL 2024/1

Smart Metering

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Mehr als Heizkostenabrechnung

Die Digitalisierung ist der Schlüssel für eine effek­tive und effiziente Steuerung des Energiever­brauchs in Wohngebäuden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist Smart Metering. Dabei werden nach und nach die alten Stromzähler durch intelligente Systeme ersetzt. Diese erlauben die präzise Erfassung und Steuerung des Energieverbrauchs. Auf diese Weise ermög­lichen sie nicht nur eine transparentere Abrechnung für Verbraucher, sondern auch die effizientere Nutzung von erneuerbaren Energieressourcen durch flexibleres Ener­giemanagement.

GNDEW als Basis

Vor knapp einem Jahr, im Mai 2023, legte die Bundes­regierung mit dem „Gesetz zum Neustart der Digita­lisierung der Energiewende“ (GNDEW) die Grundlage für den flächendeckenden Einsatz von Smart Metern. So sollen bis 2032 Smart Meter bundesweit in Haus­halten und Betrieben eingesetzt werden. Smart Meter bzw. die digitalen Stromzähler erfassen die Stromver­bräuche auf Viertelstundenbasis. In Kombination mit dem Smart Meter Gateway (SMGW) können diese Daten digital und sicher ausgelesen und übertragen werden. Diese intelligenten Messsysteme bieten detaillierte Verbrauchsinformationen, schaffen Transparenz und sind damit essenziell für ein klimaneutrales Energie­system, das Schwankungen in Verbrauch und Erzeu­gung ausbalanciert.

Genauere Verbrauchserfassung eröffnet Chancen

Eine genauere Ver­brauchserfassung erlaubt Reporting, Monitoring und ein besseres Ener­giemanagement. Vor diesem Hintergrund ist der Einbau der digitalen Stromzähler bei Neubau­ten verpflichtend. Aber auch Bestandsgebäude müssen mit den Smart 

Metern nachgerüstet werden. Die Installation der Smart Meter Gateways und damit die Möglichkeit, die Werte auch digital auslesen zu können, koppelt der Gesetzge­ber an definierte Abnahmefälle. Aber selbstverständlich kann jeder Smart Meter auch optional mit einem SMGW ausgestattet werden.

Monitoring der Energieverbräuche

Im Vergleich zu den traditionellen Geräten weisen Smart Meter eine Reihe von Vorteilen auf. Dank der Digitalisie­rung der Messinfrastruktur erhalten Immobilienverant­wortliche damit erstmals detaillierte und fortlaufende Einblicke in den Energieverbrauch ihrer Liegenschaften. Je nach eigenen Anforderungen kann der Kunde sei­nen Stromverbrauch in Jahres-, Monats-, Tages oder in 15-Minutenwerten abrufen.

Auch Gaszähler können in die intelligenten Messsysteme integriert und an das SMGW angeschlossen werden. Die Gasverbräuche können dabei bis zu einer stündlichen Auflösung abgerufen werden. Diese Daten erlauben eine präzise Analyse der Energieverbräuche. Kombiniert mit Tarifinformationen und Emissionsfaktoren geben sie Aus­kunft über die Höhe der Energiekosten und die Höhe des CO2-Ausstoßes.

...und im Zuge von Reportinganforderugnen und Vergleichen

Dadurch lässt sich nicht nur der energetische Status der Immobilien genau bestimmen. Auch können so Reportinganforderungen wie Monatsabschlüsse und ESG-Reports effizient, aktuell und zeitnah erstellt wer­den. Vergleiche zwischen verschiedenen Objekten oder Planungen zur Integration erneuerbarer Energien sowie zur Steigerung der Energieeffizienz werden nicht nur erheblich erleichtert, sondern durch die digital verfüg­baren Daten erst ermöglicht. Die digitale Erfassung mini­miert zudem Fehlerquellen und steigert die Effizienz der Prozesse, indem sie manuelle Schritte wie das Ablesen der Zähler überflüssig macht. In Kombination mit den Daten des Submeterings ergibt sich so ein umfassen­der digitaler Überblick über den Energieverbrauch in jeder Immobilie.

Smart Meter als Voraussetzung für die Geschäftsmodelle der Energiewende

Mit zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien wird es immer wichtiger, den Stromverbrauch an die fluk­tuierende Erzeugung anzupassen. Ohne die digitale Infra­struktur der Smart Meter und der Smart Meter Gateways geht das nicht. Sie sind auch Voraussetzung dafür, dass die Stromversorger dynamische Verbrauchstarife anbieten können. Dynamische Tarifmodelle müssen Energieanbie­ter gemäß den Bestimmungen des GNDEW in Zukunft verpflichtend einführen.

Grundprinzip dynamischer Tarifmodelle

Das Grundprinzip ist einfach: die Strompreise passen sich direkt an die Preisschwankungen auf dem Strommarkt an. Der Strompreis sinkt, wenn erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind reichlich vorhanden sind, und steigt, sobald diese Energiequellen weniger verfügbar sind. Laut einer Studie von Bitkom stößt dieses Modell auf großes Interesse: Mehr als 75 Prozent der deutschen Bevölke­rung können sich aktuell vorstellen, künftig einen solchen variablen Stromtarif zu wählen.

So profitieren Nutzer

Mit der digitalisierten Infrastruktur der Stromzähler und den dynamischen Tarifen können Immobilieneigentümer, der Verwalter oder die Endkunden bspw. ihre energiein­tensiven Haushaltsgeräte so steuern, dass Waschmaschine, Trockner, die elektrische Wärmepumpe und das Laden des E-Autos in Zeiten niedrigerer Tarife oder geringerer Netzbelastung erfolgt. Das führt nicht nur zu einer effi­zienteren Nutzung von Vor-Ort-erzeugtem Solarstrom, sondern entlastet auch die Stromnetze. Aber insbeson­dere profitieren Eigentümer und Endkunden durch die Einsparungen in ihrem Geldbeutel.

Fazit: Mit intelligenten Technologien zum CO2-neutralen Gebäudebestand

Die durch das GNDEW vorangetriebene Verbreitung von Smart Metern schafft Transparenz in Bezug auf die Ener­gieverbräuche, die -kosten und die CO2-Emissionen. Sie schaffen die Voraussetzung dafür, die Energieeffizienz im Gebäudesektor zu erhöhen und Strategien zu einem CO2-neutralen Gebäudebestand zu entwickeln. Diese Trans­parenz führt nicht nur zu konkreten Einsparpotenzialen, sondern schafft auch eine wesentliche Voraussetzung für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien.

Die vollständige Umfrage mit Grafiken erhalten Sie hier.

Lücking, Gero

Head of Smart Metering bei Techem