30.04.2019 Ausgabe: 3/19

Den Überblick behalten - Wie man die Energieversorgung seiner ­Liegenschaften effizient gestaltet.

Im zeitlich knapp bemessenen Arbeitsalltag eines Immobilienverwalters ist das Thema Energieeinkauf zwar mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg, zugleich aber mit hohem Aufwand verbunden. Rechnungen müssen geprüft und verglichen, die Anforderungen der betreuten Eigentümergemeinschaften eingearbeitet und der Markt der Anbieter überblickt, zudem Angebote eingeholt, bearbeitet, präsentiert und ggf. nachverhandelt werden. Wenn diese Vorarbeiten erledigt sind, muss ggf. „nur“ noch der Wechsel des Anbieters oder Lieferanten reibungslos vonstatten gehen, und in absehbarer Zeit beginnt – je nach Vertragslaufzeit – der Prozess von vorn. Zwischenzeitlich sollte der Markt mit seinen Entwicklungen natürlich genauestens beobachtet werden, um den nächsten Einkauf erneut im Sinne der Kunden tätigen zu können. Kurzum: Die Aufgaben sind allgemein klar umrissen, die Umsetzung hingegen zeigt sich in der Praxis häufig zeit- und arbeitsintensiv.

Anbietervergleiche derzeit lohnend

Aktuell liegt der Marktpreis für Erdgas noch weit unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, obwohl der aktuelle Ölpreis mit dem durchschnittlichen Ölpreis desselben Zeitraums vergleichbar ist. Die Energiemärkte korrelieren miteinander: Steigt der Ölpreis, ist nicht selten auch ein Anstieg der Gaspreise zu beobachten – obwohl die Märkte gesetzlich entkoppelt wurden. Auch bei größeren Preisschwankungen im Strommarkt zeigt sich oft deutlich eine entsprechende Entwicklung des Gaspreises. Dass der Gaspreis dauerhaft unter das aktuelle Niveau fällt, während Ölpreise steigen oder sich konstant auf einem stabilen Niveau oberhalb der 65-Dollar-Marke halten, ist daher unwahrscheinlicher als das Risiko eines Anstiegs. Der viel diskutierte Kohleausstieg, Nordstream 2 und auch das US-Flüssiggas, um nur ein paar Beispiele zu nennen, werden in Zukunft für weitere Bewegung sorgen.

Der Wahl des Anbieters für die Wohnungswirtschaft kommt entscheidende Bedeutung zu. Es geht dabei zum einen um die Versorgungssicherheit, zum anderen um das Handling und damit um den Aufwand der Abwicklung. Der passende Lieferant sollte sich daher nicht nur über mehrere Jahre im Markt eta­bliert haben, sondern auch eine umfassende Expertise vorweisen können. Über die Konditionen hinaus ist unter diesem Gesichtspunkt vor allem der Service zu bewerten: Kann stichtaggenau und gegebenenfalls unterjährig abgerechnet werden? Ist ein Anbieter flexibel genug, um auf Veränderungen zu reagieren? Steht mir ein fester Ansprechpartner zur Seite, der mein Unternehmen kennt und Anforderungen verantwortlich aufnimmt sowie bearbeitet? Schließlich entzerren frühzeitig und korrekt vorgelegte Abrechnungen den oft hektischen Jahresanfang, und für reibungslose Arbeitsabläufe ist eine optimale Kundenbetreuung einfach maßgeblich – hier entspringt der Mehrwert für Verwaltungen, Eigentümer und Mieter. Letztlich ist aber auch die Vertragsgestaltung ein wesentliches Kriterium: Keinesfalls sollten branchenspezifische Verträge Mehr- oder Mindermengenregelungen, also mengenbezogene Abnahmeverpflichtungen, enthalten. Um Planungssicherheit zu erlangen, sollten außerdem während der Vertragslaufzeit jährliche Preisanpassungen ausgeschlossen sein.

Preise stabil und attraktiv halten

Die Möglichkeit der Mengenbündelung mehrerer Liegenschaften bietet für Immobilienverwaltungen viele Vorteile, die für einzelne Objekte nicht gegeben sind. Darunter fällt die langfristige Preisstabilität, gegebenenfalls über 36 oder 48 Monate und eine signifikante Reduzierung der Einkaufspreise. Das Prinzip ist einfach: Jeder Einzelne profitiert vom Gesamtverbrauch aller angeschlossenen Liegenschaften mit Gaszentralheizung. Der Einkauf wird zentral gesteuert. Die Mindestmenge für eine sinnvolle und gewinnbringende Bündelung liegt beim Gesamtverbrauch von einer Gigawattstunde, in etwa dem Bedarf von zehn bis 20 Liegenschaften mit Gaszentralheizung. Wichtige Voraussetzung: Die Hausverwaltung muss laut Verwaltervertrag ermächtigt sein, für die WEG Energie einkaufen zu dürfen.

Zusammenfassend ist in der Vielzahl der Energieunternehmen (1 300 Stromlieferanten und 980 Gaslieferanten*) der Partner der richtige, der sowohl die Marktlage in Bezug auf den geeigneten Einkaufszeitpunkt vernünftig einschätzen und beurteilen kann als auch seine Kundenbetreuung an die Besonderheiten der Wohnungswirtschaft angepasst hat und über die Kenntnis der unterschiedlichen Möglichkeiten zu Einsparung von Kosten verfügt – ein solches ­Gesamt­paket bietet wertvollen Nutzen.

* = de.statista.com/statistik/daten/studie/173884/umfrage/zahl-der-unternehmen-in-den-einzelnen-marktbereichen-des-energiemarktes/; Stand 21.02.2019

Foto: © lidante / Shutterstock.com


Goldack-ebert, Mario

Der Projektleiter der Contigo Energie GmbH berät Kunden der Immobilienwirtschaft über Einsparmöglichkeiten und Effizienz beim Energieeinkauf.
www.contigo-energie.de