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Wie kann er zur energetischen Optimierung von Gebäuden beitragen?
Ursprünglich wurden Digitale Zwillinge (eng. Digital Twins) erst einmal in der industriellen Fertigung verwendet. ISO 23247-1 definiert sie als „digitale Darstellung eines beobachtbaren Fertigungselements mit Synchronisation zwischen dem Element und seiner digitalen Darstellung“. Das Interesse an digitalen Gebäudezwillingen wächst, weil sie über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks allen Beteiligten in Planung, Bau und Betrieb erhebliche Vorteile bieten. Dennoch fehlt eine normative Definition der digitalen Gebäudezwillinge, weshalb in der Literatur zahlreiche recht unterschiedliche zu finden sind. Ein digitaler Zwilling kann viele Elemente umfassen, etwa
Der digitale Gebäudezwilling ist also die virtuelle Darstellung eines realen Gebäudes. Durch die Integration von Sensoren und Datenquellen werden kontinuierlich Informationen relevanter Parameter gesammelt. Diese Daten werden in Echtzeit mit dem digitalen Gebäudezwilling abgeglichen, um den aktuellen Zustand des Gebäudes zu visualisieren und mögliche Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Je nach Anwendungsfall eines digitalen Zwillings ergeben sich dabei verschiedene Funktionsweisen, die wir beispielhaft an zwei Szenarien erläutern.
Im Laufe des Lebenszyklus von Gebäuden entstehen Defizite wie Fouling am Wärmetauscher, Verschlechterung der Synchronisitation der Anlagen oder Defekte der Sensoren. Solche Defizite können mithilfe eines digitalen Zwillings erkannt, diagnostiziert und frühzeitig behoben werden. Dazu können Expertensysteme oder datenbasierte KI-Modelle eingesetzt werden. Bei Regelverletzungen oder Abweichungen von Modellvorhersagen generiert das System eine Meldung mit Informationen über den Fehler und übermittelt sie über eine geeignete Nutzerschnittstelle an den Gebäudebetreiber.
Durch die Analyse historischer und aktueller Daten kann der digitale Zwilling Vorhersagen zu Energieverbrauch und Gebäudeleistung erstellen. Dies ermöglicht die intelligente Optimierung von Heizung, Kühlung, Beleuchtung und anderen Systemen. Ein Beispiel für solche Anwendungen findet sich im Forschungsprojekt AI4HP1, bei dem die KI ein digitales Gebäudemodell aus Daten lernt, um die Wärmepumpe optimal zu regeln.
Voraussetzungen für die Umsetzung eines digitalen Zwillings sind die Verfügbarkeit digitaler Informationen, z. B. aus einem BIM-Modell, interoperable Schnittstellen, die es ermöglichen, Daten zwischen den verschiedenen Domänen (BIM, Gebäudeautomation, FM-Prozesse etc.) auszutauschen, und natürlich Zeitreihendaten aus den gebäudetechnischen Anlagen in ausreichendem Umfang und hinreichender Qualität. Heute werden jedoch nur selten digitale Gebäudezwillinge verwendet, die alle erwähnten Elemente umfassen. Dies liegt einerseits am hohen Modellierungsaufwand und andererseits an der zeit- und Know-how-intensiven Sammlung und Verwaltung der verschiedenen Datenquellen, an den vielen heterogenen Schnittstellen für die Datensammlung und am Mangel semantischer Interoperabilität zwischen den
Domänen (Architektur, technische Gebäudeausstattung (TGA), Gebäudeautomation etc.). Es fehlen marktgängige Werkzeuge, die alle Elemente vollständig umfassen. In Forschungsprojekten wie EnergieDigital2, BUiLD.DIGITi-ZED3 und AI4HP1 hat das Fraunhofer ISE digitale Modelle prototypisch umgesetzt, die auf der automatisierten Erfassung von Gebäudedaten aus Anlagenschemata sowie Informationen aus dem Betrieb, der Inbetriebnahme und dem Monitoring basieren. Die Projekte ermöglichen die Überwachung und Optimierung des energetischen Betriebs von Anlagen und legen somit die Grundlage für die Entwicklung und Nutzung eines digitalen Gebäudezwillings.
Die Vorteile eines digitalen Zwillings im Gebäudebereich sind vielfältig. Die Bereitstellung konsistenter und aktueller Informationen über das Gebäude für verschiedene Beteiligte kann Qualität und Effizienz der Prozesse in der Planungs-, Bau- und Betriebsphase steigern. Durch die Identifizierung von Optimierungspotenzialen können Energiekosten reduziert und die CO2-Bilanz eines Gebäudes verringert werden. Außerdem kann ein digitaler Gebäudezwilling Entscheidungsprozesse im Facility Management oder bei Sanierungsbedarf unterstützen, da mögliche Auswirkungen im Voraus simuliert werden können. Durch die kontinuierliche Überwachung und Analyse von Messdaten aus gebäudetechnischen Systemen und Räumlichkeiten können Gebäudebetreiber Probleme frühzeitig erkennen und beheben, somit höhere Energieeffizienz, geringere Betriebskosten, besseren Komfort für die Nutzer und eine längere Lebensdauer der Anlagen und Komponenten erzielen.
Gruppenleiter Building Performance Optimization, Abteilung Energy Efficient Buildings, Frauenhofer ISE
Teamleiterin Kognitive Gebäude, Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme
Frauenhofer ISE