04.06.2024 Ausgabe: 4/24

Die Sache mit dem Nachhaltigkeits-Report

Warum auch kleinere Unternehmen sich schon jetzt damit befassen sollten.

Das Kürzel ESG steht für ein Regelwerk zur Be­wertung von Unternehmen und beschäftigt auch die Immobilienbranche von Tag zu Tag mehr. Es beinhaltet die drei Aspekte En­vironment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Führung). Ab Januar 2025 ist das ESG-Reporting für Unternehmen mit einem Nettoumsatz von mindestens 40 Mio. Euro gesetzlich vorgeschrieben. Auch Unter­nehmen mit mindestens 250 Beschäftigten oder einer Bilanzsumme von mehr als 20 Mio. Euro sind betroffen. Ein Jahr darauf wird die Regelung auch auf kapitalmarkt­orientierte kleine und mittlere Unternehmen ausgeweitet.

Welche Unternehmen sind betroffen?

Das bedeutet, dass die Verpflichtung zur ESG-Berichterstattung im ersten Schritt vor allem auf Bestandshalter zukommt. Im­mobilienverwaltungen sind als Unternehmen zunächst nur dann direkt betroffen, wenn sie die oben genannten Kriterien erfüllen. Doch nicht nur wegen der zu erwartenden Ausweitung der Regelung sollten sich alle Verwaltungsunternehmen schon jetzt intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Kunden, Banken und andere Stakeholder fordern längst regelmäßig Nachhaltigkeits-Reports für die von Immobilienverwaltungen betreuten Einheiten ein.

Nachhaltigkeit dient dem Werterhalt.

In der Immobilienbranche ist das Thema Nachhaltig­keit besonders für den Werterhalt von Immobilien entscheidend. Es gehört zu den Aufgaben der Im­mobilienverwaltung, eine Modernisierungsplanung für betreute Gebäude zu erstellen, und sie müssen sicherstellen, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nachhaltig verwendet werden. Dies erfordert eine vorausschauende Planung, die ESG-Kriterien einbezieht. Speziell der Aspekt „Environment“, also die Umweltkennzahlen eines Gebäudes, sind wichtige Kriterien für seine Bewertung. Aber auch für Modernisierungsmaßnahmen sind sie relevant. Bei der Vergabe von Krediten müssen Banken ESG berücksichtigen. Gefördert wird, was nachhaltig ist. Wer eine ESG-Strategie für seine Objekte vorweisen kann, erhält für geplante Sanierungsmaßnahmen eine bessere Finanzierung. Ein ESG-Nachweis kann zudem die Attraktivität der verwalteten Einheit für potenzielle Investoren steigern. Aus dieser Perspektive betrachtet gehört es zu den Pflichten der Immobilienverwaltung, Kunden Zugang zu den bestmöglichen Konditionen zu verschaffen, um eine nachhaltige und wirtschaftlich vorteilhafte Bewirtschaftung ihrer Immobilien zu gewährleisten.

Wie geht man’s an?

In jeder Immobilienverwaltung stellt sich nun unweiger­lich die Frage, wie man einen ESG-Nachweis angeht. Zunächst müssen Daten gesammelt werden. Dazu zählen beispielsweise solche zum Personalmanagement, der sozialen Verantwortlichkeit, zur Nachhaltigkeit im Betrieb oder auch zum Fuhrpark des Unternehmens. Wenn es um die verwalteten Gebäude geht, muss man Eigentümern den technischen Zustand transparent darstellen, eine erste energetische Bestandsaufnahme durchführen und einen Klimapfad aufzeigen können. Dabei helfen Softwaretools wie mevivoECO weiter.

Diese Energieeffizienz-Software liefert individuell er­stellte Nachhaltigkeits-Reports. Das Programm stellt in seinem Berichtsteil Umweltkennzahlen und Ergebnisse aus dem CO2-Monitoring zur Verfügung. Daraus erfolgt eine übersichtliche Darstellung von Emissionen und Energieverbrauch. Das Tool zeigt außerdem auf, wie sich der Bestand hinsichtlich Energieverbrauch und Emissionen künftig weiterentwickeln wird. Die Berichte sind konfigurierbar, das heißt, sie können auf das Design und Erscheinungsbild des jeweiligen Unternehmens angepasst und um Grafiken und Charts ergänzt werden. Das Reporting dient auch als wichtige Grundlage für Wirtschaftsprüfungen und Kreditinstitute.

Am Anfang steht die Datensammlung.

ESG ist bereits jetzt für jedes Unternehmen relevant. Daher ist es unerlässlich, dass sich Immobilienverwaltungen nun mit der Datensammlung und der Erfüllung der An­forderungen befassen. Unternehmen, die bisher keine Erfahrung mit Nachhaltigkeitsberichten haben, sollten sich mit versierten Dienstleistern austauschen oder sich selbst intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. So können die passenden Berichtsstandards gewählt, Richtlinien für die Berichterstattung umgesetzt und die notwendigen Daten erhoben werden. Durch eine proaktive Herangehensweise können Immobilienverwaltungen, sicherstellen, dass sie jederzeit über die erforderlichen Daten verfügen, ohne von vorn beginnen zu müssen, wenn es zur gesetzlichen Verpflichtung wird. Dieser vorbeugende Ansatz ermöglicht es Immobilienverwaltungen, flexibel und effizient auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren und ihre Arbeits­abläufe zu optimieren. So können die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichte effektiv erfüllt und zugleich langfristige Nachhaltigkeitsstrategien gestärkt werden.

Transparenz beim Energieeinkauf

Immobilienverwaltungen müssen heute zudem auch gegenüber Eigentümern transparent darlegen können, wie und woher sie Energie beziehen. Dabei müssen nicht nur die Energiepreise sorgfältig ausgeschrieben, sondern auch potenzielle Anbieter gründlich geprüft werden. Es ist unabdingbar, dass Immobilienverwaltungen nachweisen können, dass sie aktiv daran arbeiten, mit nachhaltig agierenden Stromanbietern zusammenzuarbeiten. Hierzu bietet wowi energy solutions eine umfassende Lösung zur Bündelung, Ausschreibung und aktiven Verwaltung der Erdgas- und Strombeschaffung an. Die Kombination von Dienstleistungen mit einer webbasierten Cloudlösung für das Energiemanagementsystem bietet alles aus einer Hand, ohne zusätzlichen Aufwand. Diese ganzheitliche Lösung ermöglicht es Immobilienverwaltungen, effizienter und nachhaltiger zu arbeiten, während sie gleichzeitig den steigenden Anforderungen an Energieeffizienz und Umweltschutz gerecht werden.

Fazit

ESG und die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit sind in der Immobilienbranche zweifelsfrei angekommen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Reportings ist in den Unternehmen zuletzt stark gestiegen. Ein Trend, der sich in naher Zukunft noch weiter verstärken wird – spätestens dann, wenn auch kleinere Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sein werden.

Häcker, Oliver

Geschäftsführender Gesellschafter wowiconsult GmbH

Müller, Dr. Waldemar

Geschäftsführender Gesellschafter wowiconsult GmbH