26.05.2020 Ausgabe: 3/20

Die Top 10 der besten Energiesparmaßnahmen im Wohngebäudebestand

Interessant zu wissen, welche Maßnahmen zur Energieeinsparung besonders effizient, also wirksam sind: Wo stehen die Reduktion  des Energieverbrauchs und das für die Sanierung eingesetzte Kapital im besten Verhältnis? Grundsätzlich zu unterscheiden sind hier bauliche, anlagentechnische sowie nutzerseitige Eingriffe und Verhaltensweisen – und zwar bezogen auf ein standardisiertes Wohngebäude im Bestand, wo bekanntlich der größte Optimierungsbedarf besteht.

Platz 10
Nutzerverhalten
Wichtig fürs individuelle Wohlbefinden in der Wohnung, in Sachen Einsparpotenzial aber eher von untergeordneter Bedeutung: auch im Winter Räume nicht über 21 °C heizen, das beheizte Volumen der Gebäudehülle begrenzen, also z. B. das Untergeschoss nicht beheizen, und zum Lüften die Fenster nicht dauerhaft auf „Kipp“ stellen, um Wärmeverluste zu vermeiden. Bringt nicht viel, kostet aber auch nichts.

Platz 9
Türen & Fenster
Fenster, Fenstertüren und Eingangstüren turnusmäßig auszutauschen, um die Bauteilqualität zu erhöhen, ist vergleichsweise kostenintensiv. Erforderliche Nebenarbeiten für Putz, Anstrich, Entsorgung etc. schlagen dabei zu Buche. Eher überschaubar ist der erzielte Effekt: Der Gewinn an Endenergie beträgt ca. drei bis fünf Prozent des Gesamtaufwands. Das gilt für standardisierte Lochfassaden mit einem Fensterflächenanteil von 40 bis 60 Prozent. Bei Gebäuden mit höherem Glasanteil in der Fassadenfläche wird der Einspareffekt interessanter. Tatsache ist jedoch: Selbst das beste Fensterbauteil ist in der Kombination aus Glas und Rahmen der Verlustbringer Nr. 1 in der Gebäudehülle – mit ca. dreifach schlechteren Wärmedurchlasswerten als eine gedämmte Außenwand.

Platz 7 & 8
Anlagentechnische Maßnahmen
Der raumweise Einbau dezentraler Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung und die Umrüstung der Heizungsanlage von z. B. Gas-Niedertemperaturbrenner auf Gas-Brennwertanlage teilen sich diesen Platz. In beiden Fällen sind keine größeren technischen und finanziellen Aufwendungen nötig, das Potenzial für die Einsparung von Endenergie ist mit ca. fünf bis sieben Prozent des Gesamtaufwandes eher mäßig.

Platz 6
Untergeschoss­dämmung
Mittels einer unterseitigen Dämmebene an der Deckenuntersicht des unbeheizten Untergeschosses lässt sich das beheizte Erdgeschoss besser wärmedämmen. Besonders sinnvoll ist diese Maßnahme in tatsächlich kühlen Abstellräumen, Lagerkellern oder Waschküchen. Haustechnische Installationen an der Decke können ausgespart oder schwächer überdämmt werden. Achtung: Nicht immer geeignet, denn die Raumhöhe verringert sich. Aber auch der Energieeinsatz, nämlich um acht bis zwölf Prozent.

Platz 5
Solarthermie
Ohne übertrieben großen Aufwand lässt sich Sonnenenergie nutzen, um Brauchwasser im Haushalt zu erwärmen. Pro Person bedarf es etwa zwei Quadratmeter Kollektorfläche, idealerweise auf dem Schrägdach mit Südausrichtung. Erweitert man die Einstrahlfläche, lässt sich auch eine moderate Heizungsunterstützung realisieren. Dafür sollten jedoch bereits Flächenheizungen im Gebäude installiert sein, die mit weniger warmem Trägerwasser beschickt werden können. Geschickt abgestimmt, sind hier Einsparpotenziale bis zu 15 Prozent drin.

Platz 4
Heizen mit Wärmepumpe
Interessanter werden die Potenziale mit dem Einsatz von regenerativem Trägermaterial zur Beheizung bzw. Konditionierung des Gebäudevolumens. Als effizient erweisen sich hier insbesondere Wasser-Wasser- oder Sole-Wasser-geführte Wärmepumpen. Der Aufwand für Aushub, Bohrung und Installation ist nicht unerheblich. Die Erdwärme wird hierbei aber besonders günstig und clever genutzt, wenn alle Gegebenheiten stimmen. Bis zu 20 Prozent der eingesetzten Endenergie lassen sich einsparen.

Platz 3

Dämmung der obersten ­Geschossdecke
Die Wärmedämmung der obersten Geschossdecke hin zum darüber liegenden unbeheizten Dachraum empfiehlt sich in vielen Mehrfamilienhäusern im Altbestand. Der klassische Kaltdachraum ist oft nur über eine Speicherluke begehbar, wird selten betreten und ist meist fast in Vergessenheit geraten. Der Energieberater aber freut sich: Hier werden teils 25 Prozent Energie sinnlos verschleudert, wenn die Dämmung fehlt.

Platz 2
Dachdämmung
Ob Steil- oder Flachdach – es sollte gedämmt sein. Nicht zuletzt deshalb, weil im Zuge der verdichteten Wohnraumnutzung auch Dachgeschosse immer häufiger zu Wohnzwecken dienen. Der Aufwand für eine solche Dämmung und Ertüchtigung der Dachfläche ist überschaubar, weil dies mittlerweile von außen machbar ist, sodass Wohnflächen unterm Dach während der Arbeiten genutzt werden können. Der Aufwand lohnt: Mindestens 30 Prozent beträgt das Einsparpotenzial.

Platz 1
Fassadendämmung
Da Außenwandflächen üblicherweise einen Großteil der konditionierten Gebäudehülle ausmachen, wirken Dämmungen hier besonders effektiv und effizient. Die Dämmung der an Luft grenzenden Außenwände ist aufwendig: Anschlussdetails an Dach, Wandöffnungen, Balkonen, Gebäudesockel etc. sind zu berücksichtigen. Insbesondere Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) aus hartgeschäumten Polystyrol-Platten werden in Bezug auf Brandverhalten, Entsorgung, Bauphysik etc. kritisch betrachtet.  Dafür aber bringt eine solche Dämmung wirklich was: Bis zu 35 Prozent Energieeinsparung sind möglich.


Strobel, Arne

Architekt FH, Energieberater, Sachverständiger für Schäden an Gebäuden, www.archi-net.info