15.04.2025 Ausgabe: 3/2025

Die Wärmepumpe im Altbau

Symbolbild Altbaufassade eines Mietobjektes
c Kara - stock.adobe.com

Nur ein Mythos oder lässt sie sich wirklich planbar umsetzen?

Der Heizungstausch im Altbau stellt viele Eigentümergemeinschaften und ihre Verwaltungen vor große Hürden. Vor allem Machbarkeit, Effizienzberechnung und die Ermittlung der Planungsgrundlagen erweisen sich als komplex. Strukturierte Abhilfe kann hier eine Energieberatung schaffen.

Den Anfang macht eine Bestandsaufnahme des Gebäudes mit einer detaillierten Heizlastberechnung. Grundlage weiterer Berechnungen ist dabei der äußerste Rahmen bzw. die Hülle des beheizten Gebäudes. Auf dieser Basis kann im Zuge der Heizlastberechnung ermittelt werden, wie viel Wärme pro Raum benötigt wird. Diese benötigte Wärmeleistung muss anschließend mit den vorhandenen Heizkörpern abgeglichen und auf Machbarkeit geprüft werden. Dazu ein Beispiel: Die Ermittlung der Raumheizlast ergibt für das Wohnzimmer unserer Beispielimmobilie einen Heizbedarf von 400 Watt. Wir kennen damit nun die benötigte Heizleistung des Heizkörpers. Durch die Aufnahme des Heizkörpertyps und seiner Dimensionen lässt sich mit der geplanten Vorlauftemperatur des künftigen Heizsystems die mögliche Nennleistung des Heizkörpers ermitteln. In unserem Fall beträgt die mögliche Wärmeabgabe lediglich 300 Watt. Damit ergeben sich die folgenden beiden Optionen:

  • Wir heben die Vorlauftemperatur an diesem Heizkörper an, so kann die benötigte Heizlast von 400 Watt realisiert werden.
  • Wir vergrößern die Wärme abstrahlende Fläche und entscheiden uns für eine Fußbodenheizung als bestmögliche und effizienteste Variante. Da dies in der Praxis häufig nicht umsetzbar ist, kann alternativ auch der Heizkörper größer dimensioniert werden, um so ggf. die benötigte Heizlast zu erreichen.

Die Vorlauftemperatur als wesentlicher Unterschied

Was fossile Heizungssysteme wesentlich von Wärmepumpen unterscheidet, ist die Vorlauftemperatur. Während Gas­ und Ölheizungen mit konstanten Temperaturen von 55 bis 70 °C betrieben werden, liegt der Effizienzbereich einer Wärmepumpe bei etwa 40 °C. Dieses Temperaturdelta gilt es bei einem Heizungstausch zu kompensieren. Möglich ist dies durch die Reduktion der Wärmeverluste, um die vorhandene Wärme länger im Gebäude zu speichern. Dazu eignen sich Sanierungs­ und Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle: Bauteile wie Fenster, Fassade und Dach bieten viel Spielraum für mögliche Energieeinsparungen, sodass die Heizkörperdimensionierung für den Umstieg auf eine Wärmepumpe eventuell gar nicht vergrößert werden muss, sondern sogar bestehen bleiben kann.

Die richtige Reihenfolge beachten.

Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, sich bei einem geplanten Heizungstausch zunächst mit der Gebäudehülle zu beschäftigen. Dabei geht es darum, durch Reduzierung der Wärmeverluste im Gebäude eine neue energetische Ausgangslage zu schaffen, auf die das neue Heizungssystem auszulegen ist. Nicht zuletzt das Gebäudeenergiegesetz hat – verstärkt durch die Medien – allein die Notwendigkeit des Austauschs alter Heizungsanlagen in den Fokus gerückt, was zu Fehlinvestitionen führen kann. Beginnt man nämlich mit der Erneuerung der Heizungsanlage, geht man dabei möglicherweise von einem energetisch weniger guten Ist­Zustand des Gebäudes aus – mit der Folge, dass die Anlage überdimensioniert ist, falls zu einem späteren Zeitpunkt – nach dem Einbau der neuen Heizung – weitere energetische Maßnahmen wie Fassadendämmung umgesetzt werden. Damit fallen dann nicht nur die Anschaffungskosten für eine größer dimensionierte Heizungsanlage höher aus, auf lange Sicht kann sich der Anlagenbetrieb als ineffizient erweisen und zu mehr Verschleiß führen.

Um dem vorzubeugen und energetische Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge umzusetzen, ist die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) zu empfehlen. Er basiert auf der ganzheitlichen Betrachtung einer Immobilie, gliedert mögliche Maßnahmen in die richtige Reihenfolge, weist mögliche Einsparpotenziale aus und enthält eine Investitionskostenabschätzung. Eigentümer belohnt er dabei mit einem zusätzlichem Förderbonus in Höhe von fünf Prozent und ermöglicht damit 20 Prozent Förderung auf viele Einzelmaßnahmen.

Da die Gebäudehülle die Planung und Umsetzung der Beheizung durch eine Wärmepumpe wesentlich beeinflusst, ist auch eine gemeinschaftliche Ablehnung entsprechender Dämmmaßnahmen ein wertvolles Ergebnis. Denn sollten sich Eigentümer gemeinschaftlich gegen eine größere Sanierung beispielsweise des Daches oder der Fassade entscheiden, lässt sich dies in die weiteren Betrachtungen einbeziehen. Daraus resultierende Einschränkungen oder erforderliche Dimensionierungen des Heizungssystems können so schlüssig aufgezeigt werden.

Empfehlung fürs richtige Vorgehen

  1. Individueller Sanierungsfahrplan
    Strukturierte Betrachtung von Gebäudehülle und Anlagentechnik sowie Sicherung des zusätzlichen Förderbonus auf viele Einzelmaßnahmen. Das hilft vor allem Eigentümergemeinschaften, Maßnahmen in sinnvoller Reihenfolge umzusetzen und sich für oder auch gegen Sanierungsmaßnahmen zu entscheiden.
  2. Detaillierte Heizlastberechnung
    Den Sanierungsfahrplan ergänzend unterstützt eine detaillierte Heizlastberechnung die genauere Betrachtung und Dimensionierung einer Wärmepumpe und kann so eine Aussage treffen, ob eine Wärmepumpe für ein Gebäude geeignet ist. Zur konkreten Beurteilung der Machbarkeit sollten Energieberater immer die Überprüfung von Heizkörpern und raumweiser Heizlast mit anbieten.
  3. Technologievergleich
    Anhand der Erkenntnisse aus dem Sanierungsfahrplan, der Heizlastberechnung und des Abgleichs mit der Heizkörperdimensionierung lässt sich die geeignete Technologie auswählen. Mithilfe der Heizlastberechnung kann die erforderliche Fläche für Erdkollektoren überschlägig ermittelt werden oder die erforderliche Anzahl von Bohrlöchern für Erdsonden. Dies ermöglicht eine Machbarkeitsprüfung, ob neben der Luft­Wasser­Wärmepumpe auch noch weitere Technologien infrage kommen.
  4. Zukunftsorientiert und nachhaltig heizen!
VDIV Aktuell Autor - Dennis Schremmer
Schremmer, Dennis

Energieberater, Geschäftsführer 
Busemann & Schremmer Immobilien
www.busemann-schremmer.de