22.04.2022 Ausgabe: vdivDIGITAL 2022

Die Zukunft der Medienversorgung ... ist individuell. Wie der Satellit als Empfangsweg in Kombination mit Glasfaser heute neu gedacht wird.

Die TV-Versorgung ist ein wichtiger Faktor zur Steigerung des Wohnwerts von Immobilien und der Zufriedenheit von Eigentümern und Mietern. Im Bereich Einfamilienhäu­ser ist der Satellit schon lange der TV-Verbreitungsweg Nummer eins. Doch inzwischen können dank innovativer Satelliten-Glasfaser-Lösungen mehrere, großflächig verteilt liegende Haushalte oder sogar ganze Quartiere oder Städte gleichzeitig versorgt werden – und das mit nur einer Empfangsanlage. Zwei Beispiele aus der Praxis.

Wohngebiet in Hanau: Satelliten-TV über Glasfaser-Koax-Hybridlösung
Die moderne SAT-Technik macht es möglich, für jedes Immobili­enprojekt unabhängig von der Größe eine maßgeschneiderte, rentable Lösung zu finden. Wie im hessischen Hanau, wo die RIDACOM Medienversor­gung GmbH, spezialisiert auf SAT-Anlagen in Mehrfamilien­häusern und SAT-Großanlagen, zwischen 2019 und 2021 im Auftrag der BUWOG Bauträger GmbH die Ver­sorgung von 122 Haushalten mit einer einzigen SAT-Anlage umsetzte.

Die Herausforderung: ein Wohnge­biet mit acht Einfamilienhäusern, 81 Reihen- und Doppelhäusern sowie 33 Eigentumswohnungen in fünf Bau­abschnitten sukzessive mit Fernsehen über Satellit zu versorgen.
 

Verteilung des Satellitensignals
Bei diesem Projekt dient zur Einspeisung des Satellitensignals eine Empfangsan­lage, die sich – von außen unsichtbar – auf dem Dach eines der Mehrfamilienhäuser befindet. In die verschiedenen Wohnge­bäude gelangt das Satellitensignal über das NE3-Glasfasernetz und Koaxialverkabelung. Die Vorteile dieser Glasfaser-Koax-Hybridlösung? Durch den Einsatz von Glasfaser kann der Satellitenempfang per großflächiger Verteilung mit einer einzi­gen SAT-Anlage sichergestellt werden. Die vorhandene Koaxialverkabelung innerhalb der Gebäude zu nutzen, hält die Investiti­onskosten gering.

Das Ergebnis: Satellitenfernsehen mit sehr großer Programmvielfalt in opti­maler Bild- und Tonqualität für alle 122 Haushalte – ohne Vertragsbindung. Optional können weitere Haushalte mitversorgt werden.
 

Wohnanlage in Köln: SAT-TV mit individuellem Programmangebot
In großen Wohnanlagen leben häu­fig Bewohner, die sehr unterschiedli­che Ansprüche an die TV-Versorgung haben. Beispielsweise werden neben deutschsprachigen Programmen auch fremdsprachige Programmangebote internationaler Sender nachgefragt. Um diesen Wünschen nachzukommen, reali­sierte die quick immobilien Verwaltungs GmbH in einer Wohnanlage in der Kölner Diepeschrather Straße mit 101 Haushalten eine entsprechende Lösung.

Bei diesem Projekt entschied man sich für den Satellitenempfang von vier Orbitalpositionen mittels einer zent­ralen SAT-Anlage. Separate Satelliten­schüsseln sind dank der innovativen Lösung überflüssig, jeder mitversorgte Haushalt kann sich neben dem Empfang von ASTRA 19,2 Grad Ost zudem individuell für eine wei­tere Orbitalposition entscheiden. Die Herausforderung bestand darin, die Satellitensignale verlustfrei an alle 101 Haushalte weiterzuleiten und den Empfängern zudem eine Wahlmöglich­keit bezüglich der gewünschten Orbitalpositionen zu bieten.
 

Hybride Signalverteilung
Zur Einspeisung der Satellitensignale dient hier wiederum eine Empfangs­anlage auf dem Dach eines der Wohn­gebäude. Ein Glasfaser-Liniennetz verbindet die einzelnen Gebäude mitei­nander und ermöglicht die verlustfreie Weiterleitung der Signale, die dafür optisch umgewandelt werden müssen. Innerhalb der Gebäude wird die vor­handene Koaxialverkabelung genutzt, das optische Satellitensignal muss also in den jeweiligen Medienverteilern wie­der in ein elektrisches Signal umge­wandelt werden. Über die koaxialen Wohnungszuleitungen empfangen die Bewohner schließlich ihr individuelles Satellitenfernsehen mit der gewünsch­ten Programmvielfalt.

Das Ergebnis: Mit der in Köln realisierten Lösung können alle Bewohner der 101 Miet- und Eigentumswoh­nungen Satellitenfernsehen mit einem individuellen Mix aus nationa­len und internationalen Programmen empfangen – mit einer einzigen SAT-Anlage.

FAZIT
Sowohl für Bestandsimmobilien als auch für Neubauprojekte, die mit einer zukunftsfähigen TV-Versorgung ausgestattet werden sollen, ist eine hybride Signalverteilung via Glasfaser und bestehende Koaxial-verkabelung eine praktikable Option mit vergleichsweise geringen Investitionskosten. Auf diese Weise können ganze Wohnanlagen mit nur einer SAT-Anlage versorgt werden.

Soll in einer Immobilie eine Multimedia-Versorgung mit praktisch unbegrenzten Breitbandkapazitäten – für die private Internetnutzung ebenso wie für Smart Living oder intelligentes Gebäudemanagement – umgesetzt werden, ist eine Komplettlösung aus offenen Glasfasernetzen mit Direktanschlüssen bis in die Wohnung (FTTH) und opti­scher SAT-ZF-Verteilung die erste Wahl. Die Vorteile einer solchen Satelliten-Glasfaser-Lösung: Neben SAT-Fernsehen in hervorragen­der Qualität bleiben damit ausreichend Breitbandkapazitäten für alle denkbaren weiteren Dienste.

Mühleib, Christoph

Geschäftsführer ASTRA Deutschland GmbH