25.10.2019 Ausgabe: 6/19

Drei auf einen Streich - Wie sich das Triple Play aus Internet, TV und Telefonie per Glasfaser und Satellit auch in ­Großprojekten zeitgemäß realisieren lässt, zeigt ein jüngstes Modernisierungsbeispiel.

Der Breitbandausbau in Deutschland verläuft schleppend, viele ländliche Gegenden sind immer noch unterversorgt. Dabei geht es längst nicht mehr um die Glaubensfrage „Koaxialkabel oder Glasfaser?“, sondern schlichtweg nur noch um den Zeitpunkt, wann Glasfaser auch in der Gebäudeinnenverkabelung als Standard etabliert wird, sodass die Übertragung der wachsenden Datenmengen in die Haushalte gewährleistet ist. Der Breitbandausbau kann aber nur funktionieren, wenn mit Modernisierungsprojekten die Brücke zwischen öffentlichen Verteilernetzen und Wohneinheiten geschlagen wird. Die Unternehmen ASTRA und Glasfaser-ABC haben zu diesem Zweck ihre Kompetenzen gebündelt. Sie bieten Beratung für Installationsbetriebe, die Planung größerer SAT-Anlagen und die Bereitstellung von Komponenten bis hin zur Umsetzung an. Wie das funktionieren kann, zeigt das Beispiel der Wohnstadt Asemwald, südlich von Stuttgart. Dort leben in drei circa 70 Meter hohen Gebäuderiegeln mit je 23 Stockwerken knapp 2 000 Menschen. Mit mehr als 1 000 Eigentumswohnungen unterschiedlicher Größe, die jetzt modernisiert wurden, ist der Komplex eine der größten Eigentümergemeinschaften in Deutschland. Um den TV-Empfang allerdings stand es in der Wohnstadt häufig schlecht: Die Teilnehmer waren seriell aufgeschaltet, und die Abschirmung der Koaxialkabel wies Mängel auf. So wuchs der Wunsch nach mehr Programmvielfalt in bester Bildqualität, zudem bestand enormer Bedarf an schnellem Internet – nicht nur bei jungen Bewohnern, sondern auch bei den älteren Mediennutzern. Das überalterte Koax-Hausnetz mit Baumstrukturen aus den 70er Jahren entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine zeitgemäße Multimediaversorgung. Heute steht die riesige Eigentümergemeinschaft für das erste erfolgreiche Großprojekt der Modernisierung von Immobilien mit Glasfaser- und SAT-Technologie für Highspeed-Internet, TV in HD- und UHD-Qualität sowie Telefonie aus einer Hand. Nach weniger als einem Jahr Bauzeit waren die Arbeiten abgeschlossen. Den Wohneinheiten stehen damit konstante Internetgeschwindigkeiten von wahlweise 500 oder 1 000 Mbit/s zur Verfügung.

Am 26. Juni konnte ASTRA bereits zum Tag der offenen Tür in das in 70 Metern Höhe gelegene Restaurant der Wohnstadt einladen. Den Gästen aus der Wohnungswirtschaft erklärten die Verantwortlichen, welche Herausforderungen es auf über 90 000 qm Wohnfläche zu meistern gab. Christoph Mühleib und Wolfgang Jäger im Interview:

Herr Mühleib, Herr Jäger, wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit?
Jäger: Man kennt sich in der Branche bereits seit einigen Jahren, und die Vorteile von Satellit als Empfangsweg Nummer eins liegen auf der Hand.
Mühleib: Wir waren auf der Suche nach einem Partner, der sich auf Glasfaser versteht. So kamen wir ins Gespräch, in dem es letztlich auch um eine engere Kooperation ging.

Inwiefern hat sich die Wohnstadt Asemwald für die Umsetzung des neuen Triple Plays angeboten?
Mühleib: Tatsächlich stellte die Umsetzung eine Herausforderung dar. Aber genau das machte den Reiz aus. Wenn man ein solches Projekt realisieren kann, werden alle weiteren Vorhaben ein „Kinderspiel“ sein. Man muss natürlich zwischen Neubau und Bestandsmodernisierung unterscheiden. Ein Neubau ist einfacher zu handhaben, weil er planbar ist. Bei einer Bestandsmodernisierung muss man mit den Gegebenheiten vor Ort umgehen. Die Ausgangssituation in Asemwald war schon allein aufgrund der Größe und der Fläche der Wohnstadt und wegen der Altersstruktur der Bewohner eine ganz spezielle und anders als bei vielen anderen Projekten. Wir mussten allein 1 800 Bewohner mit mehr als 1 100 Wohnungen von unserer Idee überzeugen. Denn so ist das nun einmal in Eigentümergemeinschaften: Damit ein Angebot akzeptiert wird, muss ein hoher Prozentsatz der Eigentümer ihm zustimmen. Das von uns erarbeitete Konzept hat alle komplett überzeugt. Sonst wären ASTRA, Glasfaser-ABC und GlobalConnect, die den Anschluss der Wohnstadt an das eigene Glasfasernetz realisiert haben, heute nicht hier.

Jäger: Am Ende des Tages haben die Bewohner hier jetzt die modernste Infrastruktur; wahrscheinlich in ganz Europa.

Warum fiel die Wahl in Asemwald auf Glasfaser in Kombination mit SAT-­Empfang?

Jäger:  Weil Asemwald aufgrund der Kabelstrecken und der bauphysikalischen Eigenschaften nur mit Glasfaser modernisiert werden konnte. Hätte man das mit auf Kupfer basierenden Koaxialkabeln versucht, wären baumstammdicke Kabelstränge entstanden, die großflächige Bohrungen und entsprechend gravierende Eingriffe in die Bausubstanz erfordert hätten, die schon aus Gründen des Brandschutzes nicht machbar gewesen wären.


Welche Unwegsamkeiten gab es bei der Umsetzung?
Jäger: Die Kommunikation mit den Wohnungsnutzern war mit Abstand die größte Herausforderung! Die mehr als 1 800 Bewohner haben wir im Rahmen der Modernisierung betreut – oft indem wir jeden einzelnen Arbeitsschritt und Kabelweg am Telefon persönlich erläutert haben.

Mühleib: Eine wirklich eingehende Aufklärung sollte eigentlich immer an erster Stelle stehen – ganz gleich, ob es dabei um Handwerker, Wohnungsnutzer, Eigentümer oder die Verwaltung geht.

Haben sich rückblickend Ihre Erwartungen erfüllt?
Mühleib: Ja, auch wenn man natürlich die Modernisierung der größten Eigentümergemeinschaft nicht proben kann, denn es gibt sie ja nur einmal. Umso mehr haben wir uns darauf konzentriert, im Vorfeld ein stimmiges technisches Lösungskonzept zu entwickeln. Was einen freut, ist, wenn's am Ende funktioniert: Ein Bewohner der ersten Stunde aus der Anlage sagte mir auf die Frage, wie zufrieden er nun mit der Medienversorgung sei: „Fantastisch, besser geht’s nicht!“. Und das, wo wir vor der Modernisierung von Bewohnern gehört hatten, sie sähen seit zwei, drei Jahren nur noch morgens fern, weil abends immer das Bild einfror.

Jäger: Wir waren uns sicher, dass wir ein solches Vorhaben umsetzen können, wussten allerdings auch, dass es nicht einfach wird, zumal es dafür keine Patentlösung aus der Schublade gibt. Wir haben an diesem Objekt bewiesen, dass es funktioniert – und wie gut und vor allem schnell eine Umsetzung realisierbar ist. Natürlich haben wir auch dazugelernt, denn ein Projekt dieser Größenordnung erfordert schon spezielles Know-how.

Foto: ASTRA, Glasfaser-ABC


Jäg­er, Wolfgang

Christoph ­Mühleib:
Geschäftsführer ASTRA Deutschland

Wolfgang Jäg­er:
Geschäftsführer Glasfaser-ABC