Ausgabe: 5/2023

Erst modernisieren, dann pumpen

Warum Wärmepumpen und Fassadendämmung zusammengehören

Angesichts hoher Energiepreise wächst der Wunsch nach einfachen Lösungen für schnelle Kosteneinsparungen beim Heizen von Wohn­häusern. Doch wenn die Effizienz aus dem Fokus gerät und Maßnahmen nicht aufeinander abgestimmt werden, kommt die Wirtschaftlichkeit der Energiewende unter die Räder.

Viele Verbraucher wünschen sich derzeit, das Problem hoher Energiepreise auf möglichst bequeme Weise zu lösen. Dabei geht es nicht nur darum, dass Gebäude weniger Energie verbrauchen, sondern auch darum, sie auf andere Art zu erzeugen. Eine Lösung dafür bietet die Wärmepumpentechnologie – sowohl für Neu- als auch für Altbauten. Rein theoretisch kann man mit einer Wär­mepumpe auch ein Tipi beheizen, was allerdings extrem unwirtschaftlich wäre: Je mehr Wärme ein „Gebäude“ verliert, desto ineffizienter ist der Einsatz einer Wärme­pumpe. Niemand hat etwas gewonnen, wenn nach dem Austausch der Heiztechnologie die Stromrechnung höher ist, als es die Gas- oder Ölrechnung je war.

Altbauten fit machen für die Zukunft.

Im Neubau sorgen Wärmepumpen sparsam und zuverlässig für Raumwärme und Warmwasser, da nach 2001 gebaute Wohngebäude im Schnitt weniger als 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/qm a) verbrauchen. Was aber ist mit älteren Bauten? Von den rund 19 Millionen Wohn­gebäuden in Deutschland wurden fast 17 Millionen vor dem Jahr 2000 errichtet. Für sie hat eine Analyse der Deutschen Energie-Agentur (dena) ergeben, dass der jeweilige Endener­giebedarf deutlich höher ist: Bei der größten Gruppe – den Bauten aus den Jahren 1949 bis 1978 – liegt er im Durchschnitt bei 205 kWh/qm a (dena-Gebäudereport 2016).

Wie sieht sie nun aus, die einfache Lösung? Der Wärme-pumpenforscher Dr. Marek Miara vom Fraunhofer ISE in Freiburg hat dies im Fernsehbeitrag „Odysso“ des Südwest­rundfunks vom 17. November 2022 so erklärt: „Wenn das Haus mehr als – das ist so eine typische Größe – vielleicht 150 Kilowattstunden Wärme pro Quadratmeter und Jahr braucht, dann würde ich mir die Frage stellen, soll ich nicht zuerst mit dem Haus etwas machen?“

Eindeutige Forschungslage

Auch eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz, München, und des Instituts für Energie- und Umweltforschung, Heidelberg, stellt die prinzipielle Leis­tungsfähigkeit von Wärmepumpen als „tragende Säule der Dekarbonisierung im Gebäudebereich“ nicht infrage, betont aber: „In ungedämmten Altbauten geht ihre Effizienz im Vergleich zu einem sehr guten Gebäude jedoch um mehr als ein Drittel zurück. In ungedämmten Gebäuden werden leistungsstärkere und damit teurere Wärmepumpen benötigt. (...) Ein verbesserter Wärmeschutz (...) senkt den Heizwärmebedarf des Gebäudes und ermöglicht einen effizienteren Betrieb der Wärmepumpe.“ (Holm, A., Pehnt, M., Wärmeschutz und Wärmepumpe – warum beides zusammengehört, München, Berlin, Heidelberg, 2023)

Mit dem Energieträgerwechsel ist es nicht getan.

Ökonomisch und ökologisch optimal arbeiten Wärme­pumpen bei möglichst niedriger Vorlauftemperatur. Sie kann umso geringer eingestellt werden, je besser das zu beheizende Gebäude gedämmt ist. Hinzu kommt: Rich­tig rund wird die Idee mit den Wärmepumpen erst mit Strom aus erneuerbaren Energien. Und der steht leider noch nicht ausreichend zur Verfügung. Bedenkt man zudem den hierzulande oft heftigen Widerstand gegen die Errichtung von Windrädern oder Biogas-anlagen, wird schnell klar, dass es nicht das Ziel sein kann, die rund 617 Milliar­den Kilowattstunden, die wir in Deutschland im Jahr 2019 für Wärme aufgewen­det haben, einfach anders zu erzeugen. Bei diesen Verbräuchen wird es auch nicht bleiben. Wenn künftig immer mehr Autos Strom „tanken“ und viele Gebäude Strom in Wärme umwan­deln, kommt auch die Ener­gienetz-Infrastruktur an ihre Grenzen. Schon allein aus diesen Gründen wird es un­möglich sein, fossile Ener­gieträger eins zu eins durch grünen Strom zu ersetzen. Ohne die Verschwendung von Wärme einzuschrän­ken, führen auch die besten Ideen letztlich nur von einer Abhängigkeit in die nächste.

Energie sparen und CO2-Emissionen reduzieren

Wärmedämm-Verbundsys-teme (WDVS) oder vor­gehängte hinterlüftete Fassadensysteme (VHF) erhöhen nicht nur die Wirt­schaftlichkeit der Heiztechnologie, sie sorgen auch dort, wo der Umstieg auf regenerative Energien noch Jahre dauern wird, für deutliche Einsparungen fossiler Brennstoffe und damit zugleich der klimaschädlichen CO2-Emissionen. Ein WDVS reduziert Energieverluste bei kleineren Gebäuden (175 qm) um rund 25 Prozent. Bei großen Gebäuden (750 qm) steigt dieser Wert auf etwa 40 Prozent. Erstere können damit durchschnittlich 1.050 Liter Heizöl pro Jahr sparen, Mehrfamilienhäuser sogar 7.500 Liter. Diese Einsparungen wiederum reduzieren den CO2-Ausstoß um 3.150 beziehungsweise 21.000 Kilogramm jährlich.

WDVS auf Basis nachwachsender Rohstoffe

Erzielt man diese Effizienzgewinne mit besonders nach­haltigen Bauprodukten, kann noch mehr CO2 eingespart werden. Das erste WDVS, das erhebliche Anteile an nach­wachsenden Rohstoffen in fast allen Systemkomponenten enthält, heißt StoTherm AimS. Es besteht aus umwelt­freundlichen Putzen, einer bionischen Farbe und wird mit einer biomassebilanzierten EPS-Dämmplatte kombiniert. Die Bindemittel aller Beschichtungen des Systems werden zu 30 Prozent aus Kiefernöl (aus Holzverarbeitungsresten) hergestellt, und bei der Produktion der Dämmplatte werden Grundstoffe genutzt, die zu 100 Prozent aus organischen Reststoffen gewonnen werden. Die Herstellung der zerti­fizierten Platte verbraucht kein Erdöl und verursacht etwa zwei Drittel weniger CO2-Emissionen als vergleichbare Produkte, was bei Nachhaltigkeitszertifizierungen an­gerechnet werden kann.

Effizient und präzise planen

Auf dem Weg zu einem Bestandsgebäude, das fit ist für den optimalen Betrieb einer Wärmepumpe, ist Planungs­sicherheit für Hausverwaltungen oder private Eigentümer das oberste Gebot. Im Rahmen des Sto Klimaservice-Pakets erfassen Experten vor Ort mit einem mobilen Scanner alle Details eines zu sanierenden Gebäudes. Aus diesen Rohdaten werden detailgenaue 2D-Fassa­denansichten und 3D-Modelle erzeugt. Auch fehlende Bestandsunterlagen wie etwa Grundrisse, Schnitte und Ansichten können präzise erstellt werden. Alle relevanten Flächen, Öffnungen (Fenster, Türen), Nischen, Rück­sprünge oder Balkone werden maßgenau dargestellt. Auf dieser Basis können Materialmengen exakt ermittelt werden – eine wertvolle Grundlage für zuverlässige Kalkulationen und deutlich mehr Ergebnissicherheit. Auf Wunsch kann im Rahmen dieses Prozesses auch eine professionelle Fassadengestaltung erfolgen. Die digitalen Objektskizzen ermöglichen eine individuelle Beratung, die auch ausgefallene Gestaltungsideen bereits vor der Umsetzung visualisiert.

Mehr Förderung dank Umweltsiegel

Für Hausbesitzer, die ihr Haus energetisch sanieren wollen, gibt es viele Fördermittel der öffentlichen Hand. Bund, Länder und Kommunen unterstützen das nachträgliche Dämmen von Gebäuden. Kommen Fassadendämmsysteme zum Einsatz, die mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ (RAL-UZ 140) ausgezeichnet sind, beträgt der Zuschuss, den manche Kommunen zusätzlich zur Förderung von Bund und Ländern zahlen, bis zu 40 Euro pro Quadratme­ter. Sto bietet mehrere mit dem Umweltsiegel ausgezeich­nete Systeme, die somit auch maximal förderfähig sind. Hierzu zählen WDVS mit unterschiedlichen Dämmstoffen (z. B. EPS, Mineralwolle, Holzfasern), die teilweise rein mechanisch – also ohne Klebemörtel – befestigt und damit sortenrein rückgebaut und recycelt werden können, wenn dieser Fall auch äußerst selten eintritt, da die Standzeit der Systeme viele Jahrzehnte beträgt. Laut Fraunhofer-Institut für Bauphysik entspricht die Lebenserwartung eines WDVS der eines „konventionellen Wandbildners mit Putz“.