02.09.2014 Ausgabe: 6/2014

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt

Worauf es beim normenkonformen Betrieb einer Trinkwasserinstallation ankommt – und wie man Legionellen vermeidet.

Für Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen in öffentlich und privat genutzten Gebäuden gilt bei Planung, Bau, Betrieb, Überwachung und Sanierung das Arbeitsblatt DVGW W 551 über „Technische Maßnahmen zur Verringerung des Legionellenwachstums“. Zur Erfüllung der Anforderungen der Trinkwasserverordnung in Bezug auf die Qualität des Trinkwassers führt dieses Arbeitsblatt Präventivmaßnahmen auf, um eine massenhafte Legionellenvermehrung zu vermeiden und somit einen Grundschutz für die menschliche Gesundheit im Wassersystem zu erzielen.

Risikopotenziale und Präventivmaßnahmen

Einen wichtigen Faktor zur wirksamen Legionellenvermeidung stellt die richtige Einstellung der Trinkwassertemperatur dar. Da der für das Legionellenwachstum optimale Temperaturbereich zwischen 25 und 45 Grad Celsius liegt, wird für den Warmwasseraustritt – entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik (aaRdT) – eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius gefordert. Die Rücklauftemperatur des Zirkulationseinritts sollte hingegen mindestens 55 Grad Celsius betragen. Voraussetzung für die Einhaltung dieser Temperaturen ist eine durchgehend gute Isolierung des wasserführenden Systems. Neben den Warmwasserleitungen ist auch auf eine durchgängige Isolierung der Kaltwasserleitungen zu achten, damit sich diese nicht in der Nähe von Wärmequellen aufheizen und Wassertemperaturen unter 15 Grad Celsius gewährleistet sind. Ein weiterer Aspekt zur Vermeidung eines Risikos für die menschliche Gesundheit durch Legionellen ist die Überprüfung der Architektur des Rohrsystems. Es empfiehlt sich Totleitungen, Mischinstallationen oder lange Wasserleitungen zu vermeiden bzw. abzutrennen, da stagnierendes Wasser eine zentrale Ursache für die Vermehrung von Keimen darstellt. Mit der Aufstellung und Durchführung eines Spülplans in selten oder gar nicht genutzten Räumen bzw. Gebäudeteilen kann die Gefahr einer Verkeimung zusätzlich erheblich reduziert werden. Neben all diesen Maßnahmen nimmt auch die regelmäßige Reinigung der Hausinstallation eine wichtige Rolle für die Trinkwasserhygiene ein. So wird geraten, Warmwasserspeicher in kontinuierlichen Zeitabständen zu entkalken, zu entschlammen und gründlich zu reinigen. An Duschköpfen und Wasserhähnen sollten Verkrustungen und Kalkansammlungen sorgfältig entfernt und Wasserfilter stets gereinigt und desinfiziert werden.

Seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) im November 2011 müssen Großanlagen zur Trinkwassererwärmung, aus denen Wasser im Rahmen einer öffentlichen oder gewerblichen Tätigkeit abgegeben wird, auf den Parameter Legionellen untersucht werden. Dies betrifft unter bestimmten Voraussetzungen nun auch Mietwohnungen, welche mit Inkrafttreten der zweiten Novellierung der TrinkwV im Dezember 2012 in einem Intervall von drei Jahren überprüft werden müssen.

Ein Blick ins Labor – von der Probenahme bis zur Analytik

Nach § 15 der Trinkwasserverordnung 2001:2012 sind nur akkreditierte und von der obersten Landesbehörde anerkannte Untersuchungsstellen für die Probenahme und Analytik des Trinkwassers auf Legionellen zugelassen.
Probenahmen für mikrobiologische Analysen – dazu zählen auch Legionellen – unterliegen hohen qualitativen Anforderungen und werden gemäß DIN EN ISO 19458 und der Empfehlung des Umweltbundesamtes von August 2012 durchgeführt. Die Stellen befinden sich am zentralen Trinkwassererwärmer, an dem zuvor geeignete Probenahmeventile eingerichtet worden sein müssen, und an den Enden der jeweiligen Steigstränge. Eine Probenahme nimmt nur wenige Minuten pro Entnahmestelle in Anspruch und umfasst das Abfüllen des Wassers in sterile Gefäße sowie die Messung der Wassertemperatur. Anschließend werden die Proben, in speziellen Transportbehältern verpackt, fristgerecht zu einem Kompetenzlabor befördert und dort nach Ankunft direkt für die Analytik vorbereitet.
Die Untersuchung des Trinkwassers auf Legionellen im Labor erfolgt nach ISO 11731 / DIN EN ISO 11731-2 und gliedert sich in mehrere Teilschritte. Nach kurzer Vorbehandlung werden 100 ml der Probe über einer Membran filtriert und diese Membran in einer Kulturschale auf einem speziellen Nährboden (Selektivmedium) ausgebracht. Dieses Selektivmedium enthält bestimmte Bestandteile, die das Wachstum der Legionellen begünstigt. Parallel dazu werden zweimal 0,5 ml der Probe direkt in zwei weiteren Kulturschalen auf diesem Selektivmedium ausgestrichen. Anschließend werden die Kulturschalen für mindestens 10 Tage bei einer Temperatur von 36 Grad Celsius in einem Brutschrank inkubiert. Während dieser Zeit vermehren sich die Legionellen und bilden Kolonien (Kolonie bildende Einheiten oder auch KBE genannt), welche als grau-weißliche Punkte zu erkennen sind. Die Auswertung der Proben erfolgt durch Auszählung dieser Kolonien und den Abgleich mit dem technischen Maßnahmenwert (TMW) der TrinkwV von 100 KBE/100 ml.

Foto: © Yuri Arcurs / Shutterstock.com
 


 

Leyendecker, Dr. Martin

Der Sales Manager ist für die Eurofins Umwelt West GmbH tätig, einem Unternehmen der internationalen Eurofins Gruppe für Umweltanalytik.
www.eurofins.de/umwelt.aspx