16.09.2024 Ausgabe: 6/24

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Cybercrime im Internet
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Wie Immobilienverwaltungen sich gegen Risiken von Cyberangriffen schützen können.

Cybercrime gehört inzwischen zu den größten Geschäftsrisiken weltweit! Viele Unternehmen sehen sich zunehmend bedroht durch Cyber-angriffe, die ihre Arbeitsfähigkeit erheblich beeinträchtigen können. Laut einer Umfrage sind 58 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland 2023 mindesten einmal Opfer einer Cyberattacke oder einer Netzwerkverletzung geworden (Statista). Insgesamt gab es einer Studie von Cybersecurity Ventures zufolge im Jahr 2023 alle 39 Sekunden einen Cyberangriff, das sind 2.200 Hackerangriffe pro Tag.

Auch die Wohn- und Immobilienwirtschaft bleibt von solchen Angriffen nicht verschont, denn durch die zunehmende Digitalisierung werden die Bedrohungsrisiken steigen. Noch betrachten auch Versicherer das Thema Cyber Risk moderat, aber es ist abzusehen, dass die Schäden und damit auch die Prämien für Cyber-Risk-Versicherungen in Zukunft steigen werden. Das Cyberrisiko hat sich durch Geopolitik, Künstliche Intelligenz (KI) und Remote Work weiter verschärft.

In den vergangenen Jahren haben auch die Unternehmen DOMUS, Pantaenius und INCON einen rasanten Anstieg der Cyberangriffe auf Immobilienverwaltungen registriert. Diese Angriffe führten zu mehrtägigen Arbeitsausfällen und erheblichen Kosten. Angesichts dieser wachsenden Bedrohung sollten Immobilienverwaltungen dringend Maßnahmen ergreifen, um sich vor diesen Risiken zu schützen.

Immobilienverwaltungen arbeiten mit zahlreichen sensiblen und kundenspezifischen Daten und sind auf verlässliche IT-Systeme angewiesen, um ihre Arbeitsfähigkeit zu gewährleisten. Ein wirksamer Schutz vor Cyberangriffen ist daher unerlässlich, um den Geschäftsbetrieb zu sichern und das Vertrauen der Kunden zu bewahren. Phishing, Trojaner, Zoom-Bombing – Cyberkriminelle sind kreativ und lassen sich täglich etwas Neues einfallen, was sie inflationär oder aber auch ganz gezielt versenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann auch einen selbst trifft, ist daher groß.

Beispiele für Cyber-Risiken aus der Praxis

Verschlüsselung von Daten: Über schwache Passwörter gelangte Schadsoftware in das System einer Immobilienverwaltung und verschlüsselte sämtliche Dateien mit den Endungen .locked und .readme_txt. Die Mitarbeitenden konnten nicht mehr auf die Dateien zugreifen und waren somit stark in ihrer Arbeit eingeschränkt.

Hacking: Ein Mitarbeiter einer Immobilienverwaltung öffnete versehentlich einen E-Mail-Anhang, der einen Trojaner enthielt. Die Schadsoftware manipulierte den Server der Verwaltung und versandte über die IT-Infra-struktur Spam-E-Mails.

Verschlüsselung von Kundendaten: Ein Hacker nutzte eine Schwachstelle in der Verwaltungs-Software, um sich Zugang zum System einer Immobilienverwaltung zu verschaffen. Für die Entschlüsselung der Daten forderte er die Auszahlung von Bitcoins.

Laptop-Diebstahl: Einem Verwalter wurde sein Arbeitsrechner entwendet. Auf dem Laptop befanden sich Personendaten und Kontoverbindungen von mehreren Wohnungseigentümergemeinschaften und Dienstleistern.

Server lahmgelegt: Ein Mitarbeiter nutzte sein Firmen-Notebook für private Zwecke. Über eine vireninfizierte Bilddatei gelangte Schadsoftware in das Firmennetzwerk, wodurch der Server für mehrere Tage lahmgelegt wurde. Die Verwaltung war bis zur Wiederherstellung nicht arbeitsfähig und hatte keinen Zugriff auf ihr IT-System.

Vier Praxistipps für mehr Sicherheit

Unternehmen jeglicher Größe können sich widerstandsfähig aufstellen und sich durch die Umsetzung einiger Maßnahmen gut schützen.

  1. Mitarbeitende sensibilisieren und schulen Der Mensch ist die häufigste „Schwachstelle“ bzw. Ursache für Cyberschäden. Das Verhalten der Mitarbeitenden kann das Cyberrisiko nachhaltig minimieren. Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden ist daher am wichtigsten. Regelmäßige Schulungen und die Stärkung der Medien- und Internetkompetenz jedes Einzelnen sind unerlässlich.
  2. IT und Schnittstellen prüfen Welche Schnittstellen bieten Sicherheit und wo gibt es Nachbesserungsbedarf? Viele Verwaltungen arbeiten heute mit technischen Insellösungen. Dabei verfügen die wenigsten Dienstleister über zertifizierte Schnittstellen. Dies führt wiederum dazu, dass auch eigentlich sichere Infrastrukturen „Einfallstore nach außen“ bieten. Das erhöht das Risiko für Fehler in den Arbeitsabläufen sowie digitale Angriffe erheblich. Zudem könnten Daten durch Dritte verändert werden. Das macht Haftungsansprüche gegenüber dem Software-Anbieter im Schadensfall nahezu unmöglich. Daher sollten Verwaltungen stets darauf achten, ausschließlich zertifizierte Schnittstellen für die Datenübertragung zu nutzen. Dies ist sowohl bei „kleineren“ ERP-Programmen als auch bei umfangreichen CRM- und Cloud-Lösungen der Fall.
  3. Cyberrisiken absichern, auch durch Versicherungsschutz Wenn der Fall dann doch eintritt, ist schnelle Hilfe wichtig. Spezielle Versicherungen bieten umfassenden Schutz vor den finanziellen Folgen von Cyberan-griffen. Eine Cyber-Risk-Versicherung sollte inzwischen zur Standardabsicherung jedes Unternehmens gehören. Sie deckt verschiedene Arten von Schäden ab, die durch Cyberangriffe entstehen können, einschließlich Datenverlusten, Betriebsunterbrechungen, Reputati-onsschäden und Haftungsansprüchen. Diese Versicherung schützt umfassend und erlaubt es, im Ernstfall schnell und effektiv zu reagieren, um die Auswirkungen eines Angriffs zu minimieren und den Geschäftsbetrieb wiederherzustellen.
  4. Notfallplan und -kommunikation Die Erarbeitung einiger Maßnahmen im Vorfeld, um nach einem Cyberangriff weiterhin arbeitsfähig zu bleiben, hat sich als wertvoll erwiesen. Was tun, wenn die IT lahmgelegt wurde? Gibt es Backups und wer ist verantwortlich? Cyber-Sicherheit ist nicht nur ein Thema für die IT-Abteilung oder den IT-Beauftragten. Alle Mitarbeitenden müssen im „Fall der Fälle“ wissen, was zu tun ist und gegenüber den Eigentümern und Mietern eine entsprechende Kommunikationsstrategie kennen.

Cyber-Risk-Versicherung im Detail

Eine Cyber-Risk-Versicherung deckt verschiedene Arten von Schäden ab, die durch Cyberangriffe entstehen können:

Eigenschäden
z. B. Schäden an Hard- und Software infolge eines Hackerangriffs
Kosten für die Wiederherstellung der Daten
Kosten der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der IT
Betriebsunterbrechungsschaden der IT vor Ort oder Cloud
Abwehrkosten bei behördlichen Verfahren wegen Datenrechtsverletzungen
Kosten für IT-Forensiker, z. B. bei Erpressung

Drittschäden
Vermögensschäden Dritter wegen Datenrechtsverletzung  Vermögensschäden Dritter aufgrund Weiterleitung von Viren und Trojanern Schadenermittlungskosten/Krisenkommunikation
Kosten für IT-Spezialisten zur Schadenermittlung
Kosten für Krisenkommunikation mit Geschädigten (Eigentümer, Mieter, Dienstleister und sonstige Vertragspartner)
Kosten für anwaltliche Vertretung 

Für eine optimale Absicherung sollte die Höhe der Versicherungssumme bedarfsgerecht mit einem Versicherungs­experten für Immobilienverwaltungen kalkuliert werden.

Kreuzpaintner, Stephanie

Vorstand der DOMUS Software AG, Ottobrunn
www.domus-software.de

Hesse, Christina

Bei Pantaenius verantwortlich für das Schadenmanagement und in der Entwicklung individueller Schadenabwicklungsprozesse in Zusammenarbeit mit Kunden, Sanierern und Versicherern tätig

Leipziger, Sabine

VDIV-INCON GmbH Versicherungsmakler
www.vdiv-incon.de