18.05.2021 Ausgabe: vdivDIGITAL 2021

Gemeinsame Suche nach mehr Kompatibilität - AG Digitalisierung entwickelt Schnittstellen für den Datenexport.

Die Digitalisierung der Verwalterbranche nimmt Fahrt auf. Mittlerweile gehört mindestens die digitale Abrechnung zum technischen Standard der meisten Verwalter. Doch die heutigen Anwendungsbereiche moderner Softwarelösungen gehen weit darüber hinaus. Die Problematik dabei: Hat sich eine Verwaltung einmal für ein Softwaresystem entschieden, ist es häufig schwer, die Leistungen eines anderen Anbieters in Anspruch zu nehmen, da die technischen Lösungen meist nicht miteinander kompatibel sind. Das möchte die AG Digitalisierung ändern.

Mittlerweile bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Software- und PropTech-Unternehmen verschiedene technische Lösungen für mannigfache Einsatzgebiete an. Die Technologien sind komplex, das Angebot ist kaum zu überblicken, und die Entscheidung für einen Softwareentwickler führt nicht selten dazu, dass bestimmte Lösungen anderer Anbieter schwer in das bestehende System integriert werden können.

Softwarebranche zieht an einem Strang
Um dies zu ändern, hat der Münchner Softwarespezialist DOMUS gemeinsam mit dem VDIV Deutschland und anderen beteiligten Branchenvertretern im Jahr 2017 die AG Digitalisierung ins Leben gerufen. Neben Herstellern von ERP-Systemen und Dienstleistungsunternehmen der Verwalterbranche gehören der Arbeitsgemeinschaft heute auch Start-ups im Immobilienbereich sowie Hausverwaltungen an.

Deren ursprüngliches Ziel war es, eine gemeinsame Datenaustausch-Plattform für ERP-Systeme und Dienstleister zur Standardisierung des Datenabgleichs zu schaffen. Unabhängig von ihrer bestehenden Konkurrenzsituation bekundeten alle Mitglieder ihren Willen zur Etablierung eines einheitlichen Branchenstandards. In diesem Rahmen konnte bereits vor zwei Jahren eine technische Machbarkeitsstudie finanziert werden.

Nach deren Auswertung Ende 2019 hat sich zur Enttäuschung aller Beteiligten allerdings ergeben, dass sich das ursprünglich gefasste große Ziel, einen einheitlichen standardisierten Datenabgleich unterschiedlicher Systeme zu etablieren, nicht erreichen lässt. Die technischen Hürden zwischen den verschiedenen Systemen waren schlichtweg zu hoch.

Gemeinsame Schnittstellen bis 2021
Ihr Ziel hat die AG dennoch nicht aus den Augen verloren. Nachdem die ursprüngliche Vision eines standardisierten Datenabgleichs nicht machbar war, wurde der Fokus auf individuelle Schnittstellen der verschiedenen ERP-Anbieter gelegt. Diese sollen es in einem ersten Schritt ermöglichen, relevante Stammdaten von einem System in das andere zu übertragen, wofür im Vorfeld bereits einheitliche technische Standards entwickelt wurden.

Gründungsmitglied DOMUS wird seine Schnittstelle im März 2021 als eines der ersten in der AG zur Verfügung stellen. Fest gestecktes Ziel aller anderen Beteiligten ist es, ihre Lösungen bis spätestens Ende des Jahres entwickelt zu haben und so einen systematischen Stammdatenaustausch zwischen den verschiedenen Systemen zu ermöglichen.

Keine Mehrkosten für Verwalter
Ein wesentliches Kriterium der­ angestrebten Kompatibilität der unterschiedlichen Softwarelösungen ist die grundsätzliche Kostenneutralität für Endkunden. Bisher vertraglich individuell vereinbarte Schnittstellengebühren bleiben dadurch unverändert.

Mit ihrem Engagement investieren die an der Arbeitsgemeinschaft Beteiligten bewusst in die Zukunft der Verwalterbranche. Dazu finanzieren sie nicht nur die Analyse der Potenziale für eine mögliche Datenübertragung, die entsprechenden Weichenstellungen innerhalb ihrer Softwarelösungen sowie die Entwicklung technischer Schnittstellen aus eigener Kraft, sondern auch den hierfür erforderlichen personellen Aufwand. Letztlich wollen sie es Verwaltungen zum einen leichter machen, die für ihr Unternehmen idealen Software­lösungen zu nutzen. Zum anderen ­wollen sie damit gezielt unterstützend die ­Digitalisierung der Verwalterbranche vorantreiben.

Von einzelnen Facetten zu ganzheitlichen Lösungen
Individuell entwickelte Programme ­verschiedener Anbieter, Einzellösungen innovativer PropTech-Unternehmen und breite Produktpaletten organisch gewachsener Softwareanbieter – diese Mischung verschiedenster Marktteilnehmer führt derzeit zu zahlreichen technischen Insellösungen, mit deren Hilfe vielfach nur die Bearbeitung einzelner Digitalisierungsfacetten möglich ist. Auch für Verwaltungen ist eine solche Nutzung nicht der Weisheit letzter Schluss. Es ist allerdings ein notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zur ganzheitlichen Digitalisierung aller maßgeblichen Prozesse. Das ergänzende Puzzleteil auf dem Weg dorthin ist die gezielte und ergebnisorientierte Kooperation der verschiedenen Akteure auf dem Softwaremarkt. Nur so können zukunftsorientierte und umfassende Systemlösungen entwickelt werden, die den Anforderungen des Markts auch künftig standhalten.

Quelle: DOMUS Software AG
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Kreuzpaintner, Stephanie

Vorstand der DOMUS Software AG, Ottobrunn
www.domus-software.de