04.09.2020 Ausgabe: 5/20

Glasfaseroffensive - Für den zügigen Breitbandausbau sucht die Telekom den Schulterschluss mit der Wohnungswirtschaft.

Glasfaser für alle. Mit dem Ziel, möglichst hohe Bandbreiten für die Nutzer zu schaffen, treibt die Telekom derzeit den direkten Anschluss der Wohnungen an „Deutschlands größtes Glasfasernetz“ voran. Bei dessen Ausbau rückte das Unternehmen zwar immer näher an die Immobilien heran, die letzten Meter bis ins Haus und in die Wohnungen wurden jedoch bisher mit der sogenannten Vectoring-Technologie überbrückt. Nach der ersten Ausbauphase stehen rund 90 Prozent der Haushalte Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s zur Verfügung, und die Netze hielten selbst der schlagartigen Mehrbelastung während des Corona-Lockdowns stand. Nun geht es um die letzten Meter bis in die Häuser und Wohnungen. Dafür stellt sich die Telekom nun als Partner der Wohnungswirtschaft neu auf. Jean-Pascal Roux, erfahrener Kabel-Manager, leitet jetzt den Geschäftsbereich.

Herr Roux, lange hat man von der Telekom in Sachen Medienversorgung über das Produkt Magenta Eins hinaus nicht viel gehört. Nun plötzlich startet sie eine groß angelegte Kampagne für den Glasfaserausbau. Woher das plötzliche Engagement – Anschluss verpasst?
Die Verbindung zwischen Telekom und Wohnungswirtschaft war immer da; wir sorgen ja in fast allen Immobilien ganz selbstverständlich für den Telefon- und Internet-Anschluss und zunehmend auch fürs Kabelfernsehen. Aber es stimmt, wenn Sie sagen, dass die Telekom eine neue Qualität in ihrer Beziehung zur Wohnungswirtschaft sucht – sogar einen echten Schulterschluss: Denn in Zukunft gehört in jedes Haus, jede Wohnung ein Glasfaseranschluss. Genauso selbstverständlich, wie es seit Generationen der Telekom-Anschluss war.

Der Breitbandausbau ist ja auch ein politisches Thema. Wie ist die Telekom in dieser Hinsicht infrastrukturell aufgestellt?
Die Telekom hat bereits massiv investiert – jedes Jahr fünf Milliarden Euro allein in Deutschland – und hat das größte und leistungsstärkste Glasfasernetz Deutschlands gebaut; es wächst jeden Tag weiter und rückt dabei immer näher an die Immobilien heran. Das ist bisher im Hintergrund geschehen. Jetzt kommt es jedoch da­rauf an, die Glasfaser direkt in die Immobilien zu führen – noch besser: gleich bis in die Wohnungen hinein. Für diese Aufgabe brauchen wir die Unterstützung der Wohnungswirtschaft. Wir sehen uns da mit den Vermietern, Verwaltern und Wohnungsunternehmen in einer gemeinsamen Verantwortung für Deutschland. Deshalb werben wir dafür, jetzt gemeinsam den Glasfaser-Anschluss zu schaffen. Nicht für nur einige Privilegierte. Wir wollen den Anschluss für alle.

Was genau ist geplant?
Wir wollen der bevorzugte Partner der Wohnungswirtschaft werden: Für die Versorgung mit Glasfaser-Internet, Fernsehen und Telefon, aber auch mit vielen innovativen Digitalisierungsprodukten für ein effizienteres, moderneres Immobilienmanagement. Wir haben unseren Geschäftsbereich bei der Telekom ganz neu aufgebaut; wir sehen uns innerhalb der Telekom als Botschafter und Inte­ressenvertreter der Wohnungswirtschaft. Deshalb sind wir thematisch sehr viel breiter aufgestellt als früher. Das Spektrum umfasst den 5G-Ausbau oder auch Innovationen wie ein digitales Schließsystem, Telemetrie, selbst das Gebäudemanagement per Drohnenflug. Wir haben viel vor – aber das Wichtigste ist, unseren Dialog mit der Wohnungswirtschaft jetzt zu intensivieren und ihm eine neue Qualität zu geben.

Ist der Markt unter den großen Anbietern nicht längst aufgeteilt?
Die Wohnungswirtschaft hat ein vitales Interesse daran, dass es nicht zu einem Monopol durch einen einzigen Kabelnetzbetreiber kommt. Sie braucht Wettbewerb – um die besten Konzepte, die besten Inhalte, den besten Service und die besten Preise. Diesen Wettbewerb wollen wir schützen und stärken. Wir freuen uns, dass immer mehr Wohnungsunternehmen diese Chance nutzen und aktiv auf uns zugehen, um das Thema Medienversorgung für die nächsten Generationen zukunftsfest zu machen. Sie wollen sich nicht dauernd mit dem Thema befassen, sondern jetzt lieber einmal alles richtig machen. Nach dem Motto: Ein Telefonanschluss ist seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit in fast jedem Haus; mit einem Glasfaseranschluss der Telekom ist für die kommenden Jahrzehnte alles sicher geregelt. Trendsetter sind die Wohnungsunternehmen, die in Verbänden organisiert sind; wir hoffen, auch Verwalter und Eigentümergemeinschaften für den Glasfaseranschluss zu gewinnen.

Was hat die Telekom als Partner für Wohnungsunternehmen, Eigentümergemeinschaften, Immobilienverwaltungen und Hausbesitzer zu bieten?
Früher hatte die Wohnungswirtschaft nur alle Jubeljahre Grund, mit dem Kabelnetzbetreiber zu sprechen, nämlich dann, wenn der Gestattungsvertrag auslief und neu verhandelt wurde. Dazwischen war Funkstille. Wir wollen für die Wohnungsunternehmen das ganze Jahr Mehrwert schaffen, der über die reine Medienversorgung der Mieter hinausgeht. Mit einem digitalen Immobilienmanagement lassen sich Effizienzgewinne in der Verwaltung heben. Wohnungsunternehmen können ihre Abläufe und sogar ihre Mieterkommunikation rationalisieren und zugleich attraktiver machen, das geht bis zur automatischen Beantwortung von typischen Mieterfragen.

Für wen konkret und in welchen Situationen ist diese Partnerschaft interessant?
Die Situation aufgrund der Corona-Pandemie hat zwei Dinge deutlich gemacht: Ohne das Netz ist alles nichts, und die Digitalisierung – auf Grundlage unseres Netzes – lässt Unternehmen weiterhin handlungsfähig bleiben. Beides sind unsere Stärken, hier sind wir die verlässlichen Experten. Ganz konkret: Wenn Sie zum Beispiel aktuell Wohnraum vermieten möchten, unterstützt Sie unsere virtuelle 360°-Wohnungsbesichtigung dabei, Ihre Objekte so attraktiv wie möglich online zu präsentieren. Haben Sie Verträge, die unterzeichnet werden müssen? Das geht auch ganz ohne persönlichen Kontakt oder kompliziertes postalisches Umlaufverfahren. In den letzten Wochen haben wir interessierten Wohnungsunternehmen mehrere Online-Seminare zum Thema digitales Arbeiten angeboten, wir sehen, dass hier großer Unterstützungsbedarf besteht.

Was bedeutet all das für den Wohnungsnutzer: Was kommt auf ihn zu, was ändert sich, was wird besser?
Die Telekom ist ein Global Player und hat deshalb die Marktstärke, die man heute braucht, um mit Hollywoodstudios und Technologiekonzernen immer die besten Angebote und Konditionen für ihre Kunden auszuhandeln. Telekom-Kunden sind deshalb immer ganz vorn dabei, von kostenlosen UHD-Sendern bis zum größten Fremdsprachenprogramm im Markt. Allerdings denken wir nicht nur an junge, technikaffine Nutzer. Wir achten darauf, dass zum Beispiel der vertraute lineare Fernsehempfang für ältere Menschen so einfach und unkompliziert wie eh und je bleibt. Wir leisten uns nicht nur eine besonders durchdachte, zukunftssichereTechnik, sondern auch einen preisgekrönten Kundendienst – mit gut 30.000 Mitarbeitern im technischen und im Kundenservice. Auch so machen wir einen Unterschied, der die Mieterzufriedenheit spürbar verbessert.

Foto: © PowerUp/ Shutterstock.com


Roux, Jean-Pascal

Senior Vice President Wohnungswirtschaft und Breitbandausbau Großkunden der Telekom Deutschland GmbH