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Wenn Wohnungen im Chaos zu versinken drohen, geraten auch Vermieter in eine Krise. Doch was steckt dahinter, und was kann man tun?
und Halden von Zeitungen, Kleidung, Plastiktüten und Co., dazwischen schmale, labyrinthische Gänge, die oft schon den Zugang zur Wohnung beschwerlich gestalten. Wie es hinter so mancher Wohnungstür aussieht, lässt sich in der Regel von außen gar nicht erahnen. Dennoch gibt es in Deutschland angeblich an die zwei Millionen Menschen, die umgangssprachlich als „Messies“ bezeichnet werden. Den Begriff, abgeleitet vom englischen „mess“ für Durcheinander, Unordnung, hat die US-amerikanische Pädagogin Sandra Felton mit Blick auch auf ihr eigenes Verhalten geprägt. Gebräuchlich ist er mittlerweile für Menschen mit Desorganisationsproblemen, eigentlich eine Krankheit, die bisher weitgehend unerforscht, als solche nicht anerkannt ist, in der Regel aber auf ernsthaften seelischen Störungen beruht. Den typischen Messie gibt es nicht. Das Spektrum der Ausprägungen ist groß und zieht sich durch alle sozialen Schichten. Einige sammeln aktiv Vorräte an, um „für den Notfall“ Sicherheit zu gewinnen, andere häufen Unmengen von Dingen an, weil sie sich einfach nicht trennen können. Was für Außenstehende vermülltes Chaos ist, hat für Messies Methode: Sie sind eigentlich über die Maßen ordentlich, haben perfektionistische Vorstellungen, an denen sie selbst kläglich scheitern und in der Folge lieber nichts erledigen, als halbe Sachen zu machen. Das Messie-Syndrom ist eine Ansammlung von Symptomen, die sich in allen Lebensbereichen zeigen. Die maßlos überfrachtete Wohnung ist nur ein Aspekt, und der wird möglichst geheim gehalten, bis hin zur sozialen Isolation – oder wenn‘s schiefgeht, bis zur Gefährdung des Mietverhältnisses.
Mit der zunehmenden Aufklärung über das Messie-Syndrom wächst die Bereitschaft, sich Hilfe zu holen. Immer mehr Vermieter und Verwaltungen, die selbstverständlich das Wohneigentum wie auch den Frieden der Hausgemeinschaft schützen müssen, sehen zunächst von der nahe liegenden Kündigung ab und wenden sich stattdessen an soziale Einrichtungen. Sie selbst machen im Kontakt mit „schwierigen“ Mietern ja eher die Erfahrung, dass zwar Besserung gelobt, aber nicht umgesetzt wird; der Rest ist Ausweichen.
Die Wohnung ist ein besonderer, geschützter Raum. Artikel 13 GG sichert die Unverletzlichkeit der Wohnung zu. Artikel 12 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt: „Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden.
Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.“ Einschränkungen gibt es nur bei Verletzung von Rechten Dritter, also der Nachbarn, des Vermieters etc., beispielsweise durch Geruch, Fehlnutzung von Gemeinschaftsräumen oder ähnliches. Dann entfällt der individuelle Schutz, und Betroffene müssen damit rechnen, dass zivilrechtlich gegen sie vorgegangen wird.
Die Messlatte für unmittelbare Selbst- bzw. Fremdgefährdung liegt allerdings hoch, und Zwangsmittel können nur von staatlicher Seite angewendet werden.
Die direkte Konfrontation mit dem Mieter ist für Vermieter oder Verwalter meist wenig zielführend. Sinnvoller ist es, Dritte hinzu zu ziehen, den Kontakt auf freiwilliger Basis herzustellen und so einen Prozess in die Wege zu leiten, der letztlich zur Erfüllung der berechtigten Forderungen führen kann. Die Grundlagen dafür sind im Sozialgesetzbuch XII definiert.
Mit dem Aufräumen oder Entrümpeln einer Messie-Wohnung ist es allerdings nicht getan. Es gehört zum Syndrom, dass jede Fremdeinwirkung als Bedrohung empfunden wird, zumal der vermeintliche Müll für die Betroffenen alles andere als Unrat ist. Die Menge der Dinge hat eine Funktion, bietet Schutz, Geborgenheit und hohe Identifikation. So ist nicht nur die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen gefordert, sondern auch viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Üblicherweise wird man betroffenen Mietern ein Angebot zur tatkräftigen Unterstützung machen, das neben den notwendigen Aufräumarbeiten auch langfristig begleitende Maßnahmen vorsieht, um Rückfälle in alte Verhaltensmuster zu vermeiden. Krankheitsbedingt kommen hier Beratungs-, Therapie- und Trainingsangebote ins Spiel.
Die erforderlichen Arbeiten in der Wohnung werden grundsätzlich gemeinsam mit den Bewohnern durchgeführt. Eine radikale „Entmüllung“ kann Panikattacken hervorrufen, und so ist auch dabei viel Sensibilität und einfühlsame Überzeugungsarbeit gefragt. Viel Aufwand, der sich aber durchaus lohnt. Die Kosten, die Vermietern im Falle von Kündigung, Klage und Räumung entstehen, und die, die für Notunterkunft, bei gesundheitlichen Problemen und zur sozialen Absicherung aus Steuergeldern gedeckt werden müssten, sind unermesslich. Zudem kann unterstützende, praktikable Hilfe durchaus zur Stabilisierung der Lebenssituation führen und ein häufig über viele Jahre bestehendes
Problem nachhaltig lösen.
Der 1990 in München gegründete gemeinnützige Verein bietet ambulante Dienstleistungen im Münchner Stadtgebiet an. Er betreut und berät Menschen, die wegen Krankheit, Unfall, in sozialer Notlage oder wegen Verwahrlosung vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind. Ziel ist es, ihnen ein selbstbestimmtes, möglichst unabhängiges Leben und Wohnen zu erhalten. Der Verein ist bundesweit Vorreiter in der multiprofessionellen Hilfe bei Wohnungsproblemen, die durch das Messie-Syndrom entstehen.
Seit 2013 gibt es die Beratungs-Hotline, die mittlerweile deutschlandweit intensiv genutzt wird – von Betroffenen, Angehörigen und sozialen Einrichtungen. Weil Fördergelder bisher ausblieben, ist der Fortbestand lediglich bis Herbst 2016 finanziell gesichert, darüber hinaus auf Spenden und Sponsoren dringend angewiesen.
Dienstags von 9:00 bis 12:00 Uhr und Donnerstags von 15:00 bis 18:00 Uhr
persönlich erreichbar; der Anrufbeantworter wird täglich abgehört.
Telefon: 089/55 06 48 90
E-Mail: messie@h-team-ev.de
Fotos: © style-photography / Shutterstock.com; Stephanie Dillig
Der Pädagoge ist Vorstand des H-Team e.V. Munchen
www.h-team-ev.de