Login
Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich anzumelden.
Noch kein Login? Registrieren Sie sich hier für den internen Bereich der Website. Hier können Sie Veranstaltungen buchen und Publikationen erwerben. Mitgliedsunternehmen erhalten zudem Zugang zu gesonderten Angeboten.
Jetzt RegistrierenRund 3.800 Mitglieder in zehn Landesverbänden: Erfahren Sie hier, wer der VDIV Deutschland ist, wieso sich eine Mitgliedschaft lohnt, und lernen Sie unser Netzwerk kennen.
Welche Aufgaben übernehmen Immobilienverwaltungen? Hier finden Sie Hintergründe zu Tätigkeiten und Qualifizierung.
Weiterbilden - Netzwerken - Erleben: Unsere vielseitigen Veranstaltungsformate bieten Ihnen ideale Möglichkeiten zur fachlichen Weiterbildung, inhaltlichen Qualifizierung und zum brancheninternen Austausch.
Gut zu wissenSie wollen mehr? Finden Sie hier Magazine, Broschüren, Checklisten, Musterverträge, Beschlussvorlagen und weitere Publikationen zu branchenrelevanten Themen.
ÜbersichtSie sind am aktuellen Geschehen der Branche interessiert? Hier sind Sie am Puls der Zeit und jederzeit top informiert
Wie können wir Woh-nungseigentümergemeinschaften (WEG) Finanzierungsinstrumente an die Hand geben, die sie dabei unterstützen, den Wert ihres Eigentums zu schützen, dabei umfassende Energie-effizienzmaßnahmen zu beschließen, umzusetzen und klimaneutral zu werden? Mit dieser Forschungsfrage beschäftigt sich das auf drei Jahre angelegte EU-Projekt Green Home, welches der VDIV Deutschland gegenüber der EU verantwortet.
Der Green Deal – Auswirkungen auf WEG
Die von der Europäischen Kommission verabschiedete Renovierungswelle im Rahmen des Europäischen Green Deal hat das Ziel, 35 Millionen Wohnungen in Europa bis 2030 zu sanieren. Damit einher geht die novellierte EU-Gebäuderichtlinie, die spätestens bis zum Jahr 2023 in deutsches Recht umgesetzt wird und Verschärfungen in der Gesetzes grundlage für Gebäudemindeststandards vorsieht. Ziel der Richtlinie ist es, bis 2030 alle Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden der schlechtesten Energieeffizienzklasse G – das sind etwa 15 Prozent – zu verpflichten, energetisch zu sanieren.
Die EU-Richtlinie tangiert viele Eigentümergemeinschaften, denn etwa zwei Drittel der Mehrfamilienhäuser in deren Eigentum wurden vor der ersten Wärmeverordnung 1977 errichtet (Zander, C., & Bosch-Lewandowski, S. 2014). Zudem liegt die Sanierungsquote von Mehrfamilienhäusern im Besitz von Eigentümergemeinschaften deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und stagniert bei weit unter 0,5 Prozent. Eine Vervierfachung der Sanierungsrate wird auf europäischer und nationalstaatlicher Ebene angestrebt, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Damit steigt der Handlungsdruck auf Eigentümergemeinschaften.
Ein Mammutprojekt
Wie die avisierte Sanierungspflicht umgesetzt werden soll, ist noch unklar. Auch, ob Wohnungen in WEG-Gebäuden, welche die Mindeststandards nicht erfüllen, noch vermietet werden dürfen. „Klar ist, dass dieses Mammutprojekt nur gemeinsam bewerkstelligt werden kann, wenn alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen, die Politik einen zielgerichteten Rahmen für private Investitionen schafft und zuverlässig und auskömmlich fördert“, so Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz.
Last minute lohnt sich nicht.
Deutschlands Strompreise sind die höchsten weltweit und erreichen ein neues Rekordniveau. So spüren Verbraucherinnen und Verbraucher den Anstieg der Energiepreise schon jetzt. Etwa 40 Prozent des deutschen Energieverbrauchs und 33 Prozent der CO2-Emmissionen entfallen auf Gebäude. Wer sein Gebäude frühzeitig umrüstet und den Energieverbrauch senkt, kann nur gewinnen, denn das Brennstoff-emissionshandelsgesetz mit der CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe sieht eine sukzessive Erhöhung von aktuell 30 auf 55 bis 65 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2025 vor. Die Energiepreise erhöhen so gesehen die Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen und bieten Eigentümerinnen und Eigentümern Anlass, jetzt aktiv zu werden.
Startschuss für Green Home – Energieeffizienz für WEG
Neue Finanzierungsmodelle, die dem Konstrukt WEG gerecht werden, sind daher dringend erforderlich. An dieser Stelle setzt das EU-geförderte Forschungsprojekt Green Home an. Für die Erreichung eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045 werden Finanzierungsinstrumente für energetische Sanierungen entwickelt, welche die Herausforderungen für Eigentümergemeinschaften berücksichtigen. Zentrales Anliegen ist es, die wesentlichen am Prozess beteiligten Akteure zu involvieren, mit ihnen in einen aktiven Dialog zu treten, ihre Erfahrungen einfließen zu lassen und sie bei der Ausgestaltung der Finanzierungsinstrumente einzubinden.
In den Interviews der Expertinnen und Experten kristallisierten sich vier zentrale Kernbereiche heraus: Finanzierung und Förderung, Kommunikation und Prozessbegleitung, Bau-/Anlagentechnik und Energieeffizienz sowie Recht.
Finanzierung und Förderung
Langfristige Sanierungsplanung bedeutet immer eine langfristige Finanzierungsplanung. Eine Ermutigung der Eigentümerinnen und Eigentümer zur Aufnahme von Fremdkapital und von Fördermitteln, gepaart mit der Beseitigung von Ressentiments gegenüber einer Darlehensaufnahme, ist ein wesentlicher Ansatzpunkt. Die EU-Kommission schlägt Unterstützungsmaßnahmen wie Con-tracting, Energieeffizienzkredite oder One-Stop-Shops vor. Die Interviewpartner führten zudem Landesbürgschaften oder eine spezielle WEG-Förderschiene auf.
Kommunikation und Prozessbegleitung
Eigentümerinnen und Eigentümer sind frühestmöglich über die Sanierungsziele sowie notwendige Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen aufzuklären. Die novellierte EU-Gebäuderichtlinie, die neben dem bereits vorhandenen Gebäudeenergieausweis einen Gebäuderenovierungspass vorschlägt, könnte da helfen. Der Pass, der Aufschluss über notwendige Sanierungsschritte der nächsten Jahre gibt, soll spätestens 2025 eingeführt werden. Auch im Koalitionsvertrag ist die Rede von kostenlosen Sanierungsfahrplänen für WEG.
Bau/Anlagentechnik und Energieeffizienz
Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) wird von WEG bisher wenig angenommen. „Daher gilt es, den iSFP zu adaptieren, um Transparenz für Eigentümerinnen und Eigentümer über künftige Anforderungen sowohl an den energetischen als auch an den technischen Standard ihrer Gebäude zu schaffen und keine Gelegenheitsfenster für Sanierungen zu verpassen“, konstatiert Julia Lempik vom ifeu-Institut für Energie-und Umweltforschung. Der iSFP ist eine gute Argumentationsgrundlage für eine Erhöhung der Instandhaltungsrücklage und die Umsetzung von umfangreichen Maßnahmen statt Einzelmaßnahmen.
Recht
Die Absenkung der Quoren hin zur einfachen Mehrheit im novellierten Wohnungseigentumsgesetz soll die Beschlussfassung über umfängliche bauliche Veränderungen (§ 20 Abs. 1 WEG), die über reine Erhaltungsmaßnahmen hinausgehen, erleichtern. Die Kosten einer Baumaßnahme haben alle Eigentümer aber nur dann zu tragen, wenn die Maßnahme entweder mit mehr als zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen und der Hälfte der Miteigentumsanteile beschlossen wurde (§ 21 Abs. 2 Nr. 1), oder wenn sich deren Kosten innerhalb eines angemessenen Zeitraumes amortisieren (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 WEG). Dabei regelt das Gesetz bewusst nicht konkret, was als angemessener Zeitraum zu verstehen ist. Wie dieser „angemessene Zeitraum“ zu bestimmen ist, ist insofern nicht abschließend geklärt. Der in der Rechtsprechung entwickelte Amortisationszeitraum von ca. zehn Jahren kann je nach Sanierungsmaßnahme auch überschritten werden. Liegen keine der beiden Voraussetzungen des § 21 Abs. 2 WEG vor, zahlen nur diejenigen Eigentümer, die auch für die Maßnahme stimmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein klimaneutraler Gebäudebestand sich nur gemeinsam und durch intensive Zusammenarbeit verwirklichen lässt, wenn strukturelle, finanzielle und soziale Hürden überwunden werden. Die Dekar-bonisierung des WEG-Gebäudebestands ist zu schaffen, wenn dafür sensibilisiert wird, Unsicherheiten der Eigentümerinnen und Eigentümer adressiert und beantwortet werden, Vorteile wie Werterhalt, gesteigerter Wohnkomfort oder niedrigere Energiebilanzen ins Zentrum gerückt werden, die sektorenübergreifende Kollaboration der zentralen Akteure gefördert, die Angst vor Krediten genommen und Förderungen für WEG ausgebaut werden.
Green Home – Energieeffizienz für WEG
Projektlaufzeit: 1. Oktober 2021 bis 30. September 2024 Das Energieeinsparpotenzial von Mehrfamiliengebäuden im Besitz von WEG ist sehr hoch, die Sanierungsquote im Bundesvergleich gering und bedarf einer erheblichen Steigerung. Green Home etabliert maßgeschneiderte Finanzierungsinstrumente und Runde Tische als Dialogforen zur energetischen Sanierung in WEG. Die Immobilienwirtschaft dient als Multiplikator und Schnittstelle zur Gruppe der privaten Wohnungseigentümer, die ihren Beitrag zur Energiewende leisten kann.
Zielsetzung des Projekts ist es, die Energieeffizienz in WEG sozialverträglich zu steigern und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Mit nationalen und regionalen Runden Tischen werden die Netzwerkbildung und der kontinuierliche Dialog zwischen den zentralen Akteuren bei der Begleitung energetischer Sanierungen geschaffen. Das bedarfsorientierte Finanzierungsinstrument für WEG soll in Form von Modellprojekten erprobt werden.
Projektpartner: VDIV Deutschland e. V.; Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa e. V.; Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V.; Funding for Future B. V.
Referentin Green-Home-Projekt, VDIV Deutschland