12.04.2024 Ausgabe: vdivDIGITAL 2024/1

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Branche

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Heilbringer oder Klotz am Bein der Immobilienwirtschaft

Die Immobilienbranche erlebt ein rapides Wachs­tum ihrer Aufgaben, während zugleich ein Fach­kräftemangel herrscht. Diese Entwicklung stellt die Branche vor komplexe Herausforderungen. Eine mögliche Lösung stellt die fortschreitende Entwick­lung der Künstlichen Intelligenz (KI) dar. KI verspricht signifikante Vorteile, wie automatisierte Kommunikations­wege, verbesserte Energiemanagementsysteme und die Implementierung vorausschauender Wartungsstrategien. Diese Innovationen könnten bald Realität werden. Doch wie genau wird die Einführung von KI die Immobilienwirt­schaft verändern? Welche Chancen ergeben sich daraus?

KI hat ihre Wurzeln bereits in den 1950er Jahren, als das Konzept, Maschinen mit einer dem Menschen ähnlichen Intelligenz auszustatten, erstmals entwickelt wurde. Heute umfasst KI eine breite Palette von Technologien, darunter maschinelles Lernen, Datenanalyse und autonome Ent­scheidungsfindung. Deutschland nimmt mit Institutionen wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), dem Fraunhofer-Institut für Intelli­gente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und dem Max-Planck-Institut eine führende Position in der KI-For­schung und -Entwicklung ein. Diese Bemühungen werden durch gezielte Förderprogramme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt.

Die Integration von KI in die Immobilienver­waltung verspricht eine Revolutionierung der Branche. Durch die Auto­matisierung von Kommu­nikationsprozessen kann die Effizienz gesteigert werden, während verbes­sertes Energiemanagement zu einer signifikanten Reduzierung der Betriebskosten führt. Vorausschauende Instandhaltung durch KI hilft, Aus­fallzeiten zu minimieren und die Lebensdauer von Anlagen zu verlängern. Diese Entwicklungen bieten nicht nur die Möglichkeit, den aktuellen Herausforderungen zu begeg­nen, sondern auch die Art und Weise, wie Immobilien ver­waltet werden, nachhaltig zu verändern.

Von Daten zu Taten: KI-Power in der Immobilienverwaltung

Die Immobilienbranche befindet sich derzeit im Wandel – nicht zuletzt durch den Einsatz von Künstlicher Intelli­genz. KI-Anwendungen, die sich von der automatisierten Abwicklung von Mieteranfragen über fortschrittliches Ener­giemanagement bis hin zur prädiktiven Wartung erstre­cken, kommen bereits vielfach in der Immobilienwirtschaft zur Anwendung Spürbare Beispiele hierfür sind AI-Mail­boxen oder Chatbots, die verdeutlichen, wie KI-gestützte Lösungen die Effizienz steigern und zur Reduzierung der Kosten beitragen können.

Eine Kurzumfrage des VDIV Deutschlands von Anfang 2024 unter 419 Immobilienverwaltungen zeigt, dass bereits 22,2 % der Immobilienexperten KI-Tools wie ChatGPT nut­zen, und weitere 45,1 % planen deren Einsatz. Von denen, die bereits KI nutzen, werden diesbezügliche Tools am häufigsten für die Kundenkommunikation genutzt (55,4 %). Insgesamt sind zwei Drittel der Branche offen für KI, während nur 18,1 % keine Verwendung dafür sehen. Die Mehrheit sieht KI eher als ergänzende Technologie, ein Drittel betrachtet ihre Einführung als evolutionären Schritt hin zum Branchenstandard. Nur 19,8 % glauben an eine grundlegende Veränderung durch KI, und eine kleine Minderheit von 3,1 % sieht sie als vorübergehen­des Phänomen. Interessanterweise nutzen bereits 38,9 % der Befragten ChatGPT privat. Diese Zahlen belegen, dass KI-Technologien einen zunehmend wichtigen Platz in der Immobilienverwaltung einnehmen, mit dem Potenzial, Arbeitsprozesse zu ergänzen und zu revolutionieren.

KI stellt also Lösungen für spezifische Herausforderun­gen der Branche, wie den Fachkräftemangel, bereit, indem sie Prozesse automatisiert und die Entscheidungsfindung unterstützt. Dennoch gibt es Grenzen in der Anwendbar­keit von KI – insbesondere bei Aufgaben, die mensch­liche Empathie und Erfahrung erfordern. Ein wichtiges Thema ist das Vertrauen in KI-Systeme, deren Entschei-dungsfindungsprozesse oft als undurchsichtig wahrge­nommen werden.

Revolution oder Risiko?

Die Einführung Künstlicher Intelligenz in die Immobilien­branche bringt jedoch nicht nur Chancen mit sich, sondern birgt auch Risiken. Zu diesen gehören Bedenken hinsicht­lich des Datenschutzes sowie die dringende Notwendigkeit, klare gesetzliche Vorgaben zu schaffen. Um KI erfolgreich in der Immobilienverwaltung zu etablieren, ist es von ent­scheidender Bedeutung, einen Ausgleich zwischen tech­nologischer Innovation und der Beachtung ethischer sowie sozialer Aspekte zu finden. Die Akzeptanz und der Erfolg von KI hängen maßgeblich von der Fähigkeit ab, diese Balance zu wahren. Es scheint unwahrscheinlich, dass eine KI Immo­bilienverwalter direkt ersetzen wird. KI sollte als Hilfsmittel fungieren, das routinemäßige Aufgaben übernimmt und es Fachkräften ermöglicht, ihre Aufmerksamkeit auf kom­plexere und wertschöpfendere Aktivitäten zu lenken. Diese symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Technologie hat das Potenzial, die Effizienz signifikant zu steigern und neue Wege in der Servicegestaltung zu eröffnen.

Obwohl die Integration von KI in die Immobilienwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckt, ist das Potenzial für grund­legende Veränderungen deutlich erkennbar. Die zukünftige Entwicklung wird eine verstärkte Kooperation zwischen Soft­wareentwicklern, Immobilienexperten und politischen Ent­scheidungsträgern erfordern. Nur so können die Vorteile von KI optimal bei gleichzeitiger Einbeziehung von ethischen und gesellschaftlichen Fragestellungen genutzt werden.

„Die Rolle von KI in der Immobilienwirtschaft wird weit über die reine Automatisierung hinausgehen. Sie wird zu einem wesentlichen Faktor für Innovation, Nachhaltig­keit und die Steigerung der Kundenzufriedenheit.“ Die Entwicklungen stehen erst am Anfang, und Deutschland positioniert sich, um eine führende Rolle in der globalen KI-Dynamik einzunehmen.

Kaßler, Martin

Geschäftsführer des VDIV Deutschland