21.04.2015 Ausgabe: 3/2015

Kurze Wege: eine Option für die Haustechnik?!

Bei der Warmwasserversorgung setzen seit der Energiewende und auf Grund der novellierten Trinkwasserverordnung immer mehr Planer und Investoren bei Neubau und Modernisierung auf dezentrale Lösungen.

Unter den Aspekten Trinkwasserhygiene, Investitions- und Betriebskosten sowie Effizienz der Warmwasserbereitung kann es durchaus sinnvoll sein, bei Modernisierungsmaßnahmen im Gebäudebestand über dezentrale Lösungen für die Warmwasserversorgung nachzudenken. Das heutige Leistungsniveau elektronischer Durchlauferhitzer kann neben ökologischen und ökonomischen Vorteilen auch mehr Komfort bieten. Bei mehrgeschossigen Wohngebäuden ist es zunehmend eine Frage der Wirtschaftlichkeit, in diese Technologie zu investieren. Stellt man die zentrale Warmwasserversorgung auf den Prüfstand, kommt man um die folgenden Fakten nicht herum: Sie erfolgt überwiegend über Warmwasserspeicher, die über die Zentralheizung – meist Öl oder Gas – beheizt werden. Lange Zuleitungen zu den einzelnen Verbrauchsstellen mindern oft den guten Wirkungsgrad. Die tatsächliche Energieeffizienz ist eine Frage vieler Kostenfaktoren: Warmwasser-Zirkulation, Speicherverluste, Bereitschaftsenergieverluste, Verteil- und Anlaufverluste werden zwar selten als Warmwasserkosten erkannt, erscheinen aber zuverlässig in der jährlichen Endabrechnung.

Zum Energieaufwand der zentralen Wärmeversorgung kommen zudem vergleichsweise hohe Kosten für Frisch- und Abwasser: Lange Leitungswege machen es erforderlich, dass kaltes Wasser erst ablaufen muss, bevor es an der Entnahmestelle endlich warm wird. Darüber hinaus können sich im zentralen Leitungsnetz, in dem Wasser nicht permanent in Bewegung ist, Legionellen bei Temperaturen zwischen 25° und 45° Celsius schnell vermehren.

Das spricht für dezentrale Lösungen

Im Unterschied dazu bringen elektronische Durchlauferhitzer das Wasser nur bei Bedarf auf Wunschtemperatur und befördern es auf kurzem Weg sekundenschnell zur Zapfstelle, und das fast ohne Energieverluste. Berechnungen haben ergeben, dass bei hochwertigen elektronischen Durchlauferhitzern die Wärmenutzenergie (Strom) bei rund 97 Prozent liegt, bei der zentralen Warmwasserbereitung dagegen bei etwa 55 Prozent (Quelle: FfE-Studie, Juli 2011). Betrachtet man die jeweils verursachten CO2-Emissionen, liegen elektrische Durchlauferhitzer im Vergleich zu zentralen, öl- oder gasbetriebenen Systemen vorn, weil Strom zunehmend aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.


Referenzbeispiele aus der Praxis zeigen, dass sich die mit Durchlauferhitzern erzielten Verbrauchseinsparungen und ein verminderter Wartungsaufwand schnell summieren und die Investitionskosten schon in kurzer Zeit wieder wettmachen. Darüber hinaus entscheidet sich bei der Wahl zwischen der zentralen oder der dezentralen Warmwasserbereitung auch, inwiefern die Trinkwasserverordnung zum Schutz vor Legionellen eingehalten werden muss – bei der dezentralen Warmwasserversorgung ist die gesetzliche Untersuchungspflicht kein Thema, weil es zu keiner Stagnation von Warmwasser kommt.

Einzel- oder Gruppenversorgung

Bei der Umrüstung oder Entkopplung von der zentralen Warmwasserversorgung gibt es verschiedene Möglichkeiten. So kann jeweils ein Gerät in Küche und Bad installiert werden. Geräte zur Gruppenversorgungen können für mehrere Entnahmestellen in einer Wohneinheit sogar gleichzeitig genutzt werden. Die Auslegung bzw. Dimensionierung eines Durchlauferhitzers richtet sich nach Art und Anzahl der Zapfstellen. Bei sich ändernden Haushaltsgrößen müssen keine Anpassungen vorgenommen werden. Geräte mit hoher Anschlussleistung bis zu 27 kW stellen in wenigen Sekunden auch größere Warmwassermengen bereit.

Hydraulische Durchlauferhitzer werden immer noch eingesetzt. Sie entsprechen jedoch nicht mehr dem Stand der Technik, weil sie deutlich mehr Strom verbrauchen als moderne Geräte und nicht mehr den heutigen Komfortansprüchen genügen. Bei den hydraulischen Durchlauferhitzern werden in Abhängigkeit der Durchflussmenge unterschiedliche Leistungsstufen in Abhängigkeit der Wassermenge geschaltet. Das Einstellen der Wunschtemperatur wird mehr oder weniger durch das Beimischen von Kaltwasser erreicht. Das ist nicht mehr zeitgemäß, denn es wird unnötig viel Energie und Wasser verbraucht.
Moderne Durchlauferhitzer arbeiten anders: In Abhängigkeit von der Wunschtemperatur wird über die Elektronik die Leistung geregelt. Dabei wird immer nur die wirklich benötigte Energie/Leistung eingesetzt. Nutzern bieten sie so deutliche Einsparmöglichkeiten und mehr Komfort. Im Vergleich zu einem hydraulischen Durchlauferhitzer kann ein elektronischer Durchlauferhitzer pro Jahr bis zu 140 Euro Betriebskosten einsparen.


Trendgerechte Planung

Wohnungsunternehmen, die vorausschauend planen, ziehen auch gesellschaftliche Veränderungen ins Kalkül. Es geht um Lebensqualität und um langfristig bezahlbare Mieten – auch für Menschen im hohen Alter. Investitionen, die auf Mehrwerte für Mieter abzielen, weil sie z. B. Nebenkosten spürbar senken, können sich auszahlen. Die exakte Verbrauchserfassung und Berechnung von Energiekosten zur Warmwasserbereitung mit Durchlauferhitzern über den Stromzähler jeder Wohneinheit ist hier ein wesentlicher Aspekt.

Vollelektronische Durchlauferhitzer bieten gerade älteren Menschen den gewünschten Bedienkomfort und oftmals mehr Sicherheit. So verfügt beispielsweise der AEG DDLE ÖKO ThermoDrive über ein großes hinterleuchtetes Display, das durch den Farbwechsel von Blau auf Rot vor Wassertemperaturen über 42 °C warnt. Auch Speichertasten zum Abruf der Wunschtemperatur oder Drehregler, mit denen die Temperaturwahl über deutliche und unmissverständliche Symbole erfolgt, vermitteln älteren Bewohnern Sicherheit und erleichtern das Handling im Alltag. Innovativ ist auch die mobile Anwendung per Funkfernbedienung. Sie dient der komfortablen Temperaturwahl über eine Entfernung bis 30 Meter in der Wohnung. Praktisch, wenn der Durchlauferhitzer nicht in unmittelbarer Nähe der Zapfstelle montiert ist – weil beispielsweise ein Gerät Bad und Küche versorgt – oder wenn sich der Durchlauferhitzer unter der Küchenspüle befindet, wo er für in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Personen schwer zu erreichen ist.


Das ErP-Effizienzlabel wird ab September 2015 zur Pflicht. Wer nachrüstet, sollte schon heute darauf achten.

Fazit

Während Wohnungsunternehmen die Nachhaltigkeitsziele in der Vergangenheit überwiegend in kostenintensiven bauphysikalischen Lösungen gesucht haben, wird es zukünftig viel stärker auf kluge haustechnische Lösungen ankommen, vor allem bei der Modernisierung im Gebäudebestand. Die dezentrale Warmwasserbereitung mit elektronischen Durchlauferhitzern kann hier eine Option sein, die sich ohne größere Umbauten, schnell und kostengünstig realisieren lässt.

Aktuelle Studie belegt Effizienz

Die Wohnungswirtschaft scheint immer noch Vorbehalte gegen Systeme zur dezentralen Warmwasserversorgung zu haben. Zu Unrecht, wie eine kürzlich vorgelegte Studie belegt. Die HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung ließ gemeinsam mit dem Zentralverband der Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) und Herstellern untersuchen, inwieweit Energieverbrauch und CO2-Emissionen durch dezentrale elektrische Warmwasserversorgung reduziert werden können. Zur Untersuchung durch die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) wurden drei unterschiedliche Gebäudetypen des Baujahrs 1960 herangezogen: ein Ein-, ein Drei- und ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten. Die Auswertung über einen Zeitraum von 15 Jahren zeigt, wie hoch die Einsparungen nach dem Austausch mit den neuen Warmwasser-Systemen sind. Im Zwölf-Familienhaus laufen bei zentralen Systemen täglich ohne weiteres 14 Liter Wasser ungenutzt in den Abfluss. Das sind in jedem Jahr über 5 000 Liter. Im Hinblick auf die Investitionskosten ist die dezentrale Trinkwassererwärmung vor allem für Ein- und kleinere Mehrfamilienhäuser empfehlenswert. Langfristig ergeben sich für sämtliche Gebäudetypen Vorteile: Im Jahr 2020 liegt der Primärenergieaufwand der dezentralen Systeme deutlich niedriger als bei den zentralen Anlagen. Durchlauferhitzer können außerdem auch mit Solaranlagen gekoppelt werden, damit sind weitere Energieeinsparungen möglich.

Fotos & Grafiken: AEG Haustechnik;  © Volodymyr / Shutterstock.com


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