21.04.2017 Ausgabe: 3/2017

Mehr Effizienz durch Transparenz

Ist Submetering wirtschaftlich? Eine Studie weist nach, dass die unterjährige ­Verbrauchsinformation zu erheblichen Energieeinsparungen führen kann.

Damit die Energiewende gelingt, muss die Energieeffizienz in Deutschland weiter gesteigert werden. Zur Senkung des Primärenergieverbrauchs sieht die Bundesregierung im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) bis 2020 verschiedenste Maßnahmen vor, von denen einige jedoch mittlerweile verworfen oder bisher nicht vollständig umgesetzt wurden. Zeitnah müssen also weitere Einsparpotenziale – etwa in Mehrfamilienhäusern – genutzt werden.

Vor diesem Hintergrund untersuchte das internationale Beratungsunternehmen Ecofys im Auftrag der ista Deutschland GmbH die möglichen Einspareffekte einer unterjährigen Verbrauchsinformation für Mieter. Deren Haushalte erhalten zusätzlich zur jährlichen Heizkostenabrechnung monatlich aktualisierte Daten zum Wärmeverbrauch und den damit verbundenen Kosten, was sie in die Lage versetzt, Energie und Kosten aktiv einzusparen – mit erheblichem Potenzial bei geringer Investition, so die Studie.



Was man spart und was es kostet

Die unterjährige Verbrauchsinformation per Submetering kann wegen der funkbasierten Infrastruktur heute problemlos realisiert werden. Die Umrüstung auf intelligente Messtechnik für das von der Bundesregierung ergänzend geplante Smart Metering zur Erfassung des Wärmeverbrauchs wird erst ab 2020 beginnen – und auch nur für Haushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 6 000 und 10 000 kWh.

Ecofys untersuchte zunächst die Wirtschaftlichkeit der unterjährigen Verbrauchsinformation anhand von Referenzgebäuden aus sieben Baualtersklassen zwischen Altbau vor 1978 und Neubau mit je vier Energieträgern Erdgas, Öl, Fernwärme und Strom. Als Basis für den jeweiligen Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten dienten Messdaten von ista.

Zur Ermittlung des tatsächlichen finanziellen Einsparpotenzials für Nutzer wurden einerseits die prognostizierten Kosten pro Haushalt für die unterjährige Verbrauchsinformation, andererseits die mögliche Energieersparnis ins Kalkül gezogen: Bei Kosten von einem bis zwei Euro pro Monat und Haushalt fürs Submetering wurden der Studie zwei Modelle mit 20 bzw. 30 Euro pro Jahr und Haushalt zugrunde gelegt. Die Energieeinsparung wurde nach eingehenden Literaturrecherchen mit fünf Prozent angenommen. Kosten und Einsparungen wurden für jedes Gebäude gegenübergestellt. Es zeigte sich, dass Mieter schon bei einem um fünf Prozent reduzierten Energieverbrauch unabhängig von den Kosten von der unterjährigen Verbrauchsinformation nahezu immer profitieren. Bei angenommenen Aufwendungen von 30 Euro pro Jahr und Wohneinheit ist die Maßnahme für 87 Prozent der Bewohner finanziell vorteilhaft oder zumindest kostenneutral. Damit könnten von 2017 bis 2020 insgesamt 77 Petajoule (PJ) an Endenergie eingespart werden – ohne dass die Verbraucher draufzahlen müssen.

Bei Kosten von lediglich 20 Euro pro Jahr für die unterjährige Verbrauchsinformation steigt der wirtschaftliche Anteil sogar auf 96 Prozent. Über sämtliche Baualtersklassen hinweg lohnt sich die Maßnahme für Mieter hier fast immer. Unter diesen Bedingungen könnten die für Verbraucher wirtschaftlichen Energieeinsparungen bis 2020 sogar 85 PJ betragen.

dena-Modellvorhaben
Zwischenergebnisse des von 2013 bis Mitte 2016 laufenden Modellvorhabens „Bewusst heizen, Kosten sparen“ der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigen, dass Mieter mithilfe einer unterjährigen Verbrauchsinformation deutlich mehr Energie und Kosten einsparen, als in der Ecofys-Studie angenommen. Hier konnten Projektteilnehmer mit dem von ista entwickelten Energiedatenmanagement ihren Wärmeverbrauch bisher um durchschnittlich etwa zehn Prozent reduzieren.

Quelle: Deutsche Energie-Agentur (dena)


Submetering versus Smart Metering

Wie aber und auf welchem Wege können die Einsparpotenziale der unterjährigen Verbrauchsinformation am besten realisiert werden? Zur Beantwortung dieser Frage berechnete Ecofys die Endenergieeinsparungen für Raumwärme und Warmwasser durch Submetering sowie Smart Metering bis 2030. Grundannahme war hier die Verbrauchsreduzierung um fünf Prozent. Gleichzeitig wurde die Marktdurchdringung der jeweiligen Technologien in den nächsten Jahren berücksichtigt.

Submetering ermöglicht hier sofortige Energieeinsparungen, weil die notwendige Funktechnologie aktuell bereits in etwa 50 Prozent der Mehrfamilienhäuser in Deutschland vorhanden ist. Auf dieser Basis könnte der Endenergieverbrauch in Deutschland bereits im Jahr 2017 um 20 PJ sinken. Insgesamt summieren sich die möglichen Einsparungen durch Submetering bis zum Jahr 2020 auf 89 PJ.

Der Rollout fürs Smart Metering beginnt im Jahr 2020, sodass die unterjährige Verbrauchsinformation erst dann auf beiden Wegen realisiert werden kann. In Einfamilienhäusern (nur Smart Metering) wären so im Jahr 2030 Endenergieeinsparungen von 3 PJ möglich. Hinzu käme ein Potenzial von 12 PJ in Mehrfamilienhäusern, das entweder durch Submetering oder Smart Metering gehoben werden könnte. Den größten Beitrag würde jedoch auch in 2030 das Submetering mit einem zusätzlichen Einsparpotenzial von 19 PJ leisten. Damit ließen sich allein in diesem Jahr insgesamt 34 PJ an Endenergie einsparen.

FAZIT

Die unterjährige Verbrauchsinformation kann einen signifikanten Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Kurzfristig realisierbar sind ihre erheblichen Einsparpotenziale allerdings nur durch die bereits vorhandene Infrastruktur des Submetering. Zugleich lohnt sich die Maßnahme schon bei geringen Einsparungen nahezu immer für den Verbraucher

Fotos: © NicoElNino; baibaz / Shutterstock.com


Petersdorff, Carsten

CARSTEN PETERSDORFF
Managing Partner bei Ecofys

JAN GRÖZINGER
Consultant im Bereich Urban Energy bei Ecofys