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Trinkwasserbeprobung auf Legionellen in Wohngebäuden: Sinn oder Unsinn? Zwei Expertenmeinungen.
Die Zahl der Erkrankungen an durch Legionellen verursachter Lungenentzündung steigt weltweit an, auch in Deutschland, trotz der gesetzlichen Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Dennoch sind Legionellosen in Deutschland mit etwa 1 000 gemeldeten Fällen pro Jahr KEINE häufige Erkrankung. Betroffen sind vor allem ältere Männer im Alter über 60 Jahre. Die Häufigkeit der Legionellosen schwankt saisonal, ca. 75 Prozent treten in den warm-feuchten Monaten von Juli bis Oktober auf. Als häufigste Infektionsquelle, die bei Ausbrüchen beschrieben wurde, sind kleine mit Ventilatoren betriebene Kühltürme, sog. Rückkühlwerke, auszumachen. Die auslösenden Bakterien sind nicht nur in Wasser, sondern auch in Erde und Kompost vorhanden. In Deutschland gibt es – wie in anderen Ländern auch – deutliche regionale Unterschiede: Die Häufigkeit ist zehnfach höher in Berlin im Vergleich zu Hamburg, dreifach höher in Bayern als in Brandenburg. Zudem gibt es ein Dosis-Wirkungsparadox: Die Legionellen-Keimzahl korreliert nicht mit dem Infektionsrisiko. Demnach ist der technische Maßnahmenwert von 100 KBE in 100 ml Wasser willkürlich festgelegt. Festzustellen ist auch: Es gibt keine wissenschaftlichen Daten, die belegen, dass ungezielte Trinkwasseruntersuchungen Legionellen-Erkrankungen verhindern. Trotzdem sind sie – ausschließlich in Deutschland – gesetzlich vorgeschrieben, was hierzulande Mieter und das Gesundheitssystem jährlich etwa 500 Mio. Euro kostet – teuer und ineffektiv, angesichts der nach wie vor steigenden Zahl der Erkrankungen.
Eine mögliche Ursache für diesen Anstieg ist der Klimawandel, der wärmeres und feuchteres Wetter begünstigt. Denn entgegen einer weit verbreiteten Meinung gibt es keine ausreichenden Hinweise dafür, dass Duschen ein Risikofaktor für den Erwerb einer Legionellose ist. Das Robert Koch-Institut (RKI) vermerkt hierzu: „Bei Umgebungsuntersuchungen wurden Legionellen auch an Duschköpfen gefunden. Beim Duschen findet jedoch nur eine geringe Aerosolbildung statt, sodass es wahrscheinlich nicht mit einem höheren Risiko verbunden ist als der Kontakt mit Leitungswasser aus einem Wasserhahn.“ Des Weiteren gibt es keine einzige Studie, die zeigt, dass Bewohner von Mehrfamilienhäusern ein höheres Risiko haben, an Legionellose zu erkranken, als Bewohner von Ein- oder Zweifamilienhäusern. Auch das RKI schreibt: „In der Einzelfall-basierten Analyse konnte keine Assoziation zwischen der Zahl der Wohneinheiten und der Höhe der Legionellen-Konzentration festgestellt werden“.
Weltweit gibt es kein anderes Land, das gesetzlich mindestens alle drei Jahre zur Beprobung auf Legionellen in Mehrfamilienhäusern verpflichtet, wie dies seit der Novellierung der TrinkwV 2012 in Deutschland vorgeschrieben ist. Profiteure der Untersuchungspflicht sind die Wasserlabore, und zusammen mit Sanierungsberatern, Ingenieuren und Probennehmern hat die Trinkwasserverordnung eine Art ökonomisches Perpetuum mobile geschaffen.
Ursächlich für die Mehrzahl der Erkrankungen ist nicht Trinkwasser aus Rohrleitungen – dafür spricht die ausgeprägte Saisonalität ihres Auftretens – sondern aerolisiertes Oberflächenwasser. Regelmäßige Untersuchungen von Leitungswasser können das Gros der Erkrankungen nicht beeinflussen, wenn das Reservoir von Legionellen ubiquitär in Boden, Erde, Kompost und in Abwasser, Oberflächenwasser, Regenpfützen ist.
Sinnvoll wäre demnach Folgendes: vorgeschriebene, routinemäßige, ineffektive und extrem teure Legionellenuntersuchungen in Mehrfamilienhäusern etc. abschaffen, dafür in Forschung investieren – mit dem Ziel, relevante Reservoire und Übertragungswege von Legionellen zu untersuchen. Sinnvoll wäre es auch, die Mitglieder der Trinkwasserkommission zur Offenlegung ihrer Interessenkonflikte zu verpflichten.
Literatur: Elisabeth Meyer, Legionellen-Infektionsprävention: extrem teuer und wenig effektiv, Krankenhaushygiene up2date 2017; 12(02): S. 159-175, DOI: 10.1055/s-0043-104568
Foto: © nikkytok / Shutterstock.com
Die Privatdozentin ist u. a. am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Charité tätig.