05.12.2017 Ausgabe: 8/2017

Raum für Digitalisierung

Immobilien vermarkten und besichtigen, Bauvorhaben planen und dokumentieren – all das geht heute auch bequem vom Schreibtisch aus. Präzise 3D-Modelle bilden reale Räume detailgetreu virtuell ab. Aber wie kommt man an so einen digitalen Gebäudezwilling?

Auch wenn viele Immobilienverwaltungen die digitale Transformation noch als Herausforderung empfinden, ist sie längst viel weiter fortgeschritten, als es den meisten bewusst ist: Wohnungssuchende recherchieren online nach passenden Angeboten, Ausschreibungen finden im Internet statt und auch die Kommunikation mit Dienstleistern oder Geschäftspartnern erfolgt längst digital. Dass einer aktuellen Studie des Immobilienberatungsunternehmens CBRE zufolge mehr als 70 Prozent der dazu befragten Unternehmen nicht auf den digitalen Wandel vorbereitet sind, liegt offenbar auch daran, dass technisches Know-how, geeignete Tools und dafür geschultes Personal fehlen. Marktgerechte digitale Angebote können aber wichtige Wettbewerbsvorteile verschaffen – weil sie den Erwartungen der Kunden entsprechen und interne Prozesse effizienter gestalten.

Indoor-Digitalisierung als Dienstleistung

Die Bereitstellung fotorealistischer 3D-Abbildungen von Räumen ist für die Immobilienbranche ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne zur Besichtigung vor Ort sein zu müssen, kann man sich in den virtuellen Modellen frei bewegen und ­umsehen. Sie vermitteln einen realistischen Eindruck von den Räumlichkeiten, auch durch zusätzlich hinterlegte Informationen zu tragenden Wänden, elektrischen Anschlüssen oder Fluchtwegen. Das hat nicht nur für die Objektvermarktung Vorteile, weil sich die Zahl der Besichtigungstermine durch auf diese Weise viel aussagekräftigere Exposees deutlich eingrenzen lässt. Auch Umbau- und Sanierungsprozesse gestalten sich für alle Beteiligten wesentlich effizienter, weil Aufnahmen aus verschiedenen Phasen den Fortschritt der Arbeiten dokumentieren und Soll-Ist-Vergleiche ermöglichen. Die für die Erstellung des 3D-Modells gesammelten Daten lassen sich in zahlreiche für Bauleistungen genutzte Software-Lösungen importieren – um etwa die Lage von Anschlüssen oder Heizkörpern zu überprüfen, auch um Korrekturen und Anmerkungen für Handwerker im „IndoorViewer“ festzuhalten.

Der Weg zum virtuellen Raum

Zentimetergenaue 3D-Abbilder großer Innenräume realisiert seit Kurzem die Deutsche Telekom gemeinsam mit dem Münchner Start-up NavVis im Auftrag für Unternehmen. Auf Basis einer von NavVis entwickelten Technologie erfassen drei Laserscanner und sechs Kameras auf einem mobilen Trolley auf der Fahrt durch den Raum sämtliche Flächen und Objekte; Sensoren registrieren WLAN- und Bluetooth-Signale.So entstehen hochauflösende 360-Grad-Panoramaaufnahmen sowie eine dreidimensionale Punktwolke. Aus der Summe dieser Informationen erstellt die dazugehörige Software das fotorealistische digitale 3D-Modell – bis zu 30 000 Quadratmeter am Tag. Alle Daten liegen sicher in der TelekomCLOUD, und zertifizierte Rechenzentren sorgen für den reibungslosen Betrieb.

Dass für die digitale Transformation nicht allein der technische Aspekt entscheidend ist, haben Vorreiter wie Uber oder Airbnb gezeigt. „Sie waren vor allem deshalb so erfolgreich, weil sie ihre Geschäftsmodelle konsequent an den Wünschen der Kunden ausgerichtet haben“, so Patrick Eberwein, Start-up- und Partnermanager bei der Deutschen Telekom. „Unsere Lösung trägt dazu bei, in der Immobilienwirtschaft die Bedürfnisse der Kunden in den Mittelpunkt zu rücken.“


Deichl, Katja

IT-Redakteurin, Köln