13.10.2020 Ausgabe: 6/20

Smarte Wartung - Ist die vorausschauende Gebäudewartung wirklich effizienter, und wie können Immobilienverwaltungen davon profitieren?

Im Interview erklärt Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzender der Aareon AG, die Vorteile des Zusammenspiels von Big Data, künstlicher Intelligenz (KI) und ERP-Systemen.


Warum ist die vorausschauende Wartung für die Immobilienwirtschaft vorteilhaft?
Die Instandhaltung von Gebäuden ist ein wesentlicher Kostenfaktor. Durch die smarte Anbindung von Gebäudetechnik an das digitale Ökosystem und die intelligente Datenauswertung können Immobilien deutlich effektiver verwaltet werden.

Wer profitiert davon?
Mieter und Eigentümer haben mit weniger Schäden und Ausfällen in ihrer Wohnanlage zu rechnen, wenn Reparatur- und Wartungsarbeiten planbarer sind. Zudem können sie besser über Reparaturtermine informiert werden. Immobilienunternehmen können Reparaturarbeiten frühzeitig beauftragen, im Vorfeld Angebote vergleichen und feststellen, welches Material die Handwerker benötigen. Handwerker wiederum sparen unnötige Wege und ­Ressourcen. Nicht zuletzt lässt sich die Lebensdauer der Gebäudetechnik erhöhen.

Auf welcher technologischen Basis fußt die vorausschauende Wartung?
Big Data und KI sind hier zentral. Zum einen basiert die vorausschauende Wartung auf Daten, die über Sensoren und Kameras von der zu wartenden Gebäudetechnik in Echtzeit erhoben werden. Zum anderen können Daten aus bereits vorliegenden Dokumentationsunterlagen genutzt werden. Idealerweise sind die Daten schon im ERP-System des Immobilienunternehmens. Ist das nicht der Fall, können analoge Daten digitalisiert werden. Über spezielle Algorithmen werden die Daten zusammengeführt, analysiert und ausgewertet. Dabei lernt das System ab der ersten Minute durch jede neue Information dazu. So kann es dank KI diagnostizieren, wann und welche Reparaturen oder Wartungen erforderlich sind, und automatisch die richtigen Prozesse einleiten.

Können Sie das am Beispiel von Aufzügen erklären?
Nehmen wir an, Sie haben einen Aufzug, der sich seit 20 Jahren in einer Immobilie befindet. Bei diesem sollte dokumentiert sein, wie häufig und warum er defekt war und wie er repariert wurde. Auf Basis dieser Daten sowie der von Sensortechnik und einer 360°-Kamera erhobenen Daten wird ein „digitaler Zwilling“ erzeugt. Werden diese Daten über eine Schnittstelle in das digitale Ökosystem des Wohnungsunternehmens integriert, dessen Kernstück das ERP-System ist, lässt sich der Aufzug effizient und vorausschauend warten.

Wie genau funktioniert die Datenintegration?
Fließen die ausgewerteten Daten in das ERP-System, bedeutet das zum Beispiel, dass Wartungs- und Reparaturleistungen direkt über ein integriertes Handwerker-Serviceportal beauftragt werden können. Mieter oder Eigentümer können gleichzeitig über ein CRM-Portal über Wartungen oder Störungen informiert werden. Das ERP-System und die integrierten digitalen Lösungen spielen so zusammen, dass es nicht zu Zeit- oder Informationsverlusten kommt.

Wie schätzen Sie das Potenzial der vorausschauenden Wartung für die Immobilienwirtschaft ein?
Noch steht die vorausschauende Wartung bei Gebäuden am Anfang und bietet signifikantes Potenzial. Die notwendige In­frastruktur wie Sensoren und Kameras sind bereits heute ausgereift und erschwinglich. Das Potenzial, das in der intelligenten Nutzung der Daten steckt, ist meiner Meinung nach enorm. Das beweisen auch andere Branchen, in denen die vorausschauende Wartung seit vielen Jahren etabliert ist.

Big Data, KI und ERP-System sind zentrale Elemente der vorausschauenden Wartung von Gebäudetechnik.

Foto: © William Perugini / Shutterstock.com


Alflen, Dr. Manfred

Vorstandsvorsitzender Aareon AG
www.aareon.com