19.04.2024 Ausgabe: 3/24

Steigt er, oder steigt er nicht?

Wenn es um die Energieversorgung geht, hilft kein Blick in die Glaskugel. Aber es gibt Experten, die sich z. B. mit der Preisentwicklung auskennen.

Seit Ende 2022 ist der Gaspreis deutlich ge­fallen und hat sich trotz anhaltender Krisen weitestgehend stabilisiert. Auch die vorzeitige Aufhebung der Gaspreisbremse Ende 2023 hat bisher keine signifikanten Auswirkungen gezeigt – im Gegenteil: Seit Anfang 2024 sind u. a. aufgrund kon­junkturbedingter Nachfragerückgänge vonseiten der Wirtschaft sowie wegen des verhältnismäßig milden Winters sowohl an der Börse als auch im Markt teils deutliche Preissenkungen erkennbar.

Ist die Energiekrise nun überwunden, oder ist weiterhin mit Schwankungen zu rechnen?

Um die Preisentwicklung nachvollziehen zu können, muss man die Zusammensetzung des Gaspreises betrachten. Er besteht aus folgenden Komponenten:

  • ca. 70 Prozent Beschaffungskosten, Vertriebs-und Abrechnungskosten
  • ca. 15 Prozent Entgelte für Messung und Netznutzung
  • ca. 15 Prozent Steuern und Umlagen

Den größten Anteil am Gaspreis haben die Beschaffungs­kosten. An der Börse sind sie rückläufig und befinden sich derzeit nur noch etwas über dem Preisniveau von Ende 2021, Anfang 2022. So liegt der Börsenpreis für Gaslieferungen im Kalenderjahr 2025 derzeit bei etwa 30 Euro pro Megawattstunde und damit auf dem niedrigsten Stand seit 21. Februar 2022. Ausschlaggebend hierfür sind u. a. gut gefüllte Gasspeicher, milde Temperaturen und Änderungen im Verbrauchsverhalten, insbesondere durch den konjunkturbedingten Absatzrückgang aufseiten der Industrie.

Gleichzeitig steigen inflationsbedingt die Vertriebs- und Abrechnungskosten, und die Netzbetreiber investieren wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien sowie zur Vorbereitung auf die Versorgung mit Wasserstoff verstärkt in den Netzausbau, was die Netzkosten für Endverbraucher anheben wird. Infolgedessen wird der Rückgang der Be­schaffungskosten von den Versorgern in der Regel nicht in vollem Umfang an die Endverbraucher weitergegeben.

Auch steuerliche Veränderungen schlagen zu Buche: Zum 1. März 2024 wurde die Mehrwertsteuer für Erdgas von sieben Prozent wieder auf 19 Prozent angehoben und zusätzlich Anfang 2024 auch der CO2-Preis – beides wirkt auf die Entwicklung des Gaspreises für Endkunden.

Wie hoch ist der Gaspreis für Endkunden, und lohnt sich ein Anbieterwechsel?

Entsprechend der skizzierten Entwicklung zeigt sich auch für Kunden aus der Immobilienwirtschaft und gewerbliche Abnehmer, dass der Gaspreis Anfang 2024 zwar gefallen ist, aber zum Betrachtungszeitpunkt noch ca. 20 bis 25 Prozent über dem Niveau von Ende 2021 liegt. Blickt man noch weiter zurück, ist der Preisunterschied noch höher. Nach Auskunft des Bundesverbandes für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) liegt der durchschnittliche Erdgaspreis für Mehrfamilienhäuser mit einem Jahres­verbrauch von 80.000 kWh aktuell bei durchschnittlich 10,23 ct/kWh. 2023 waren es 13,59 ct/kWh. Dabei können insbesondere bei Abschluss neuer Verträge Preisvorteile erzielt werden. Es lohnt sich also, den aktuellen Tarif zu überprüfen.

Was ist neben dem Preis entscheidend für die Wahl des Versorgers?

Nicht nur im Preis unterscheiden sich die Energielieferanten am Markt, sondern auch durch Vertragskonditionen und Services. Zu beachten sind etwa folgende Aspekte: Ist der Preis für die vereinbarte Lieferzeit garantiert? Gibt es eine Nettopreisgarantie, falls sich der Mehrwertsteuersatz ändert? Wie verhält es sich mit Vertragsverlängerungen und Kündigungsmodalitäten? Gibt es einen persönlichen Ansprechpartner für Fragen zur Abrechnung? Wie wird das wichtige Thema Zählerstände, Stichtags- oder Simulations­rechnung behandelt? Gibt es ein nutzerfreundliches Online-Portal?

Wie findet man den geeigneten Anbieter?

Grundsätzlich gibt es zwei Wege: Kunden nehmen entweder direkt den Kontakt zu Energieversorgern auf, von denen sie bereits beliefert werden oder die ihnen bekannt sind. Das ist relativ aufwendig und erfordert energiewirtschaftliche Kompetenz. Sie können sich alter­nativ aber auch beraten lassen – von jemand, der davon etwas versteht, über ein gutes Netzwerk verfügt, mögliche vertragliche Fallstricke erkennt und das Kleingedruckte zu deuten weiß. Ein solcher professioneller Berater managt den gesamten Prozess und bereitet eine verständliche Basis für Entscheidungen. Die Kosten für diese Leistung werden im Energiepreis berücksichtigt und von allen Verbrauchern getragen. Bei steigender Marktkomplexität, volatiler Preisentwicklung und zunehmenden Risiken ist die Hinzuziehung eines Experten – ähnlich wie bei der Elektromobilität – sicherlich keine schlechte Wahl.

Saelz, Thomas

Key Account Manager
cowelio GmbH
www.cowelio.de