01.06.2018 Ausgabe: 4/2018

Stellplatzpflege

Multiparker sind Spezialfälle in Tiefgaragen, und sie brauchen besondere Pflege. Wer mit fachmännischer Wartung und Instandsetzung vorsorgt, spart Zeit und Kosten.

Erste Multiparker-Anlagen – je nach Region auch Stapel-, Doppel-, Duplexparker, Autoparksystem, Doppelstock- oder Versenkgarage genannt – wurden in Deutschland Mitte der 1960er Jahre verbaut. Teilweise sind sie heute noch in Betrieb, und dank stetiger Entwicklung lassen sich bei entsprechendem Baukörper alle gängigen Kfz-Modelle darin abstellen. In diesem Beitrag ist von konventionellen Multiparkern mit je zwei bis vier Stellplätzen die Rede. Darüber hinaus gibt es auch längs und quer verschiebbare Parkpaletten, halb- und vollautomatische Autoparksysteme sowie Drehscheiben. Beim Multiparker ist zwischen Einzelbühnen mit zwei übereinander angeordneten Stellplätzen und Doppelbühnen mit je zwei Stellplätzen übereinander zu unterscheiden. Üblicherweise bestehen die Plattformprofilbleche sowie Seiten-, Mittel- und Querträger aus feuerverzinktem Stahl. Bestenfalls sind diese Bauteile stückfeuerverzinkt nach DIN 1461. D. h. sie wurden nach der Bearbeitung durch Zuschnitt und Bohrungen feuerverzinkt. Im Unterschied dazu wird bandverzinktes Material vor der Bearbeitung verzinkt, sodass Bohrlöcher und Schnittkanten nicht hinreichend gegen Korrosion geschützt sind. Stückfeuerverzinkter Qualitätsstahl (nach DIN 1461) ist in Bezug auf die Lebensdauer und Rendite eines Stellplatzes die bessere Wahl. Noch hochwertiger und langlebiger sind Plattformprofile aus Edelstahl oder Aluminium (z. B. AluLongLife); für Schrauben empfiehlt sich wegen der hohen Salzbelastung Edelstahl V4A.

Einer enormen mechanischen Belastung sind Multiparker allein durch die Ein- und Ausparkvorgänge ausgesetzt, hinzu kommt in den Wintermonaten der starke Eintrag von Tausalzen. In der Folge liegt die durchschnittliche Lebensdauer einer solchen Anlage, je nach den weiteren örtlichen Bedingungen, zwischen 15 und 25 Jahren. Fachgerechte Wartung, Reinigung und Pflege kann sie erfahrungsgemäß beträchtlich verlängern, wobei die Bauteile des Antriebsaggregats und der Hydraulik weniger verschleißanfällig und deutlich langlebiger sind als die stark belasteten Stellflächen.

Tipps für Wartung und Reinigung

Multiparker sollten in der Regel jährlich gewartet werden, kleinere Objekte mit entsprechend seltenerer Nutzung eventuell auch im zweijährlichen Turnus. Ziel einer solchen Wartung ist es, die sichere und zuverlässige Funktion zu gewährleisten. Darüber hinaus erstellen Wartungsunternehmen meist auch einen Zustandsbericht, mit dem sich anstehende Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen vorausschauend planen lassen.

Wesentlich für die Lebensdauer eines Multiparkers ist die regelmäßige Reinigung der Plattformprofile und Gruben. Bei letzteren gehört daher auch die Sichtung auf Wasser- und Schmutzeinlagerungen zum Wartungsumfang, ebenso die Empfehlung gegebenenfalls zu treffender Maßnahmen. Die erste Reinigung insbesondere feuerverzinkter Plattformprofile sollte selbst bei neuen Anlagen direkt nach dem ersten Winter erfolgen, um den Tausalzeintrag zu entfernen, bevor er sich auf den Oberflächen festsetzt. Die Nassreinigung wirkt hier ähnlich wie die natürliche Bewitterung im Freien, weil sie die Bildung von Patina, welche einen zu raschen Abbau der Zinkschicht verhindert, fördert.

Mit welchen Schäden ist zu rechnen?

Zu den Verschleißteilen zählen bei Multi­parkanlagen Komponenten der Hydraulik und elektrische Bauteile. Undichte ­Hydraulikleitungen, Zylinder oder defekte Ventile lassen sich jedoch problemlos ersetzen. Schäden zeigen sich eher an den Plattformen, dem eigentlichen Stellplatz, durch Korrosion und mechanische Beanspruchung. Die regelmäßige Wartung dient hier der vorausschauenden Instandhaltungsplanung. Hier sollten alle Flächen von oben und unten betrachtet werden. Zeigt lediglich die befahrene Oberseite Korrosionsspuren und ist optisch nicht mehr einwandfrei, ist die Stabilität noch nicht gefährdet. Aussagekräftiger ist der Zustand der Unterseite: Sind bereits starke Rostflecken zu sehen? Biegen sich einzelne Bleche bereits voneinander ab? In welchem Zustand sind die Auflageflächen der Seiten- und Mittelträger? Wie sind die Querträger sowie deren Verschraubungen an den Trägern zu beurteilen?
Je nach Schadensbild reichen auch kleinere Notreparaturen, zumindest bis eine umfassende Sanierung sinnvoll und notwendig erscheint. So können etwa Träger im vorderen Bereich mit Reparaturstücken stabilisiert und durchgerostete Bleche vorn und hinten am Stellplatz einzeln erneuert werden. Im mittleren Bereich erweist sich dies nicht als wirtschaftlich: Um an eine mittige Schadstelle heranzukommen, müssen alle anderen Profilbleche entfernt werden – mit erheblichem Aufwand und Arbeitskosten. In solchen Fällen ist aus Kostengründen eher eine umfassende Sanierung in ­Erwägung zu ziehen.

Als problematisch können sich sehr feuchte Gruben, gar mit stehendem Wasser, erweisen, weil nicht nur die Stützfüße, sondern auch weitere Bauteile leichter korrodieren. Hier gilt es, gemeinsam mit der Wartungsfirma die häufig bauseitigen Ursachen und geeignete Maßnahmen zu identifizieren, um den Sanierungsaufwand der Anlage im Rahmen zu halten. Befindet sich eine solche Anlage in einer Eigentümergemeinschaft und wird von mehreren Mitgliedern gemeinsam genutzt, ist im Vorfeld zu treffender Maßnahmen die Abgrenzung zu klären: Sonder- oder ­Gemeinschaftseigentum?

Wie wird saniert?

Die Sanierung einer Multiparkanlage umfasst üblicherweise hauptsächlich die Erneuerung der Plattformprofile sowie entsprechende Maßnahmen an den Seiten-, Mittel- sowie Querträgern. Stark korrodierte Plattformprofile sollten – zur Gewährleistung der Gesamtstatik mit Originalbauteilen – ersetzt und mit neuen Schrauben auf einer Trennlage aus Kunststoff montiert werden, um den direkten Kontakt zu den Trägern zu vermeiden. Seiten-, Mittel- und Querträger werden in diesem Zuge entrostet und neu gestrichen. Sind sie jedoch stark korrodiert, kann es sich als wirtschaftlicher erweisen, sie gleich mit zu erneuern. Zu einem späteren Zeitpunkt erfordert dies wieder den Ausbau der Plattformprofile – mit dem erwähnten Aufwand. Der tatsächliche Zustand der Träger zeigt sich leider oft erst nach der Demontage. Hier sollte man sich fachlichen Rat und Handlungsempfehlungen erfahrener Monteure einholen. Die an schwer zugänglichen Stellen begrenzten Möglichkeiten für Entrostung und Anstrich legen es zudem nahe, Kosten und Nutzen zutreffender Maßnahmen gründlich ­abzuwägen.

Wenn Sanierung nicht mehr lohnt

Nähern sich die Kosten der Sanierung eines Multiparkers dem Preis einer Neuanlage an, ist ein Komplettaustausch naheliegend, inklusive Hydraulik und Elektrik. In einem solchen Fall ist über den Zustand der gesamten Anlage mit geeignetem Fachpersonal zu beraten. In der Regel lassen sich in den vorgegebenen Gebäudegrund­maßen keine neuen Systeme verbauen, die den Stellplatzkomfort erhöhen würden. Ist die Altanlage aber erst einmal komplett demontiert, bietet dies eine Gelegenheit, die man nutzen sollte: Eine gründliche Prüfung der Garagensubstanz ist insofern dringend zu empfehlen, weil sie ggf. notwendige Betonsanierungen offenlegt. Ist der neue Multiparker erst wieder in Betrieb, steht er solchen Maßnahmen im Weg – und muss erneut demontiert werden.
Tritt ein solcher Fall dennoch ein, gibt es – je nach Schadensbild am Beton – verschiedene Möglichkeiten, vom Teilausbau bis zur Komplettdemontage. Kostengünstiger ist auf jeden Fall der teilweise Ausbau, bei dem sich die Anlage beim Wiederaufbau auch gleich technisch auf den neuesten Stand bringen lässt, verbunden mit teils enormen Einsparungen an Kosten für die zukünftige Instandhaltung und Pflege, auch in Bezug auf die Gruben. Dies allerdings setzt voraus, dass eine vorherige gründliche Abwägung mit Blick auf die noch zu erwartende Lebensdauer der Altanlage nicht doch für die Installation einer Neuanlage spricht.

Was gehört zur Wartung?

  • Sichtprüfung und allgemeine Funktionskontrolle
  • Prüfen des Hebe- und Senkvorgangs
  • Überprüfung der Bedienschilder
  • Prüfen der elektrischen Komponenten auf ­Funktion und Sicherheit
  • Kontrolle des Hydrauliköls (Druck, Füllstand, Ölfilter)
  • Prüfen des Hydrauliksystems auf Undichtigkeit (Leitungen, Schläuche, Ventile)
  • Prüfung der Hydraulikzylinder
  • Prüfung der Stahlbauteile auf Korrosion, ­Bewertung der Anlage
  • Prüfung der Schraubverbindungen, Verdübelung und Verstrebung (ggf. nachziehen)
  • Abschmieren bewegter Teile
  • Prüfung des Gesamtzustandes der Anlage


Praxistipp

Stehen Arbeiten am Multiparker oder der Garage an, ist zu einem Ortstermin mit dem zuständigen Service­berater des Anlagenherstellers zu raten. Er sollte der Klärung sämtlicher Fragen zu eventuellen Schäden dienen und zur Erstellung eines individuellen Angebots. Auch die Abgrenzung in Sonder- und Gemeinschaftseigentum kann dabei erläutert werden, um Kostenangebote für Eigentümer korrekt auszuführen. Einige Hersteller bieten Schulungen zu technischen und kaufmännischen Aspekten von Multiparkern an – eine gute Basis für den Umgang mit dem Thema.



Nekic, Ive

Der Diplomkaufmann ist Leiter der Vertriebs- und Serviceniederlassung der KLAUS Multiparking GmbH in Taufkirchen bei München.
www.multiparking.com