01.04.2023 Ausgabe: vdivDIGITAL 2023/1

Umstieg auf Glasfaser

Auf lange Sicht eine zukunftssichere Lösung

Die Internetnutzung der deutschen Bevölkerung ist inzwischen auf über 90 Prozent gestiegen. Es nutzen also 9 von 10 Personen das Internet. Dort verbringen sie übrigens auch immer mehr Zeit – aktuell im Durchschnitt fast fünfeinhalb Stunden pro Tag. Auch arbeitet mittlerweile fast jeder dritte Beschäftigte mobil oder von zu Hause aus.1 Eine weitere rasante Entwicklung hat das Thema Video-Streaming und IPTV – also Fernsehen über das Internet – genommen: Drei von vier Menschen in Deutschland nutzen regelmäßig Videos oder Fernsehinhalte über das Internet.

All diese Entwicklungen haben eines gemeinsam: Die Anforderungen an die Internetversorgung zu Hause sind durch den steigenden Bedarf an Übertragungsgeschwindigkeit und Stabilität enorm gewachsen. Alte Kupferleitungen stoßen hier an ihre Grenzen – insbesondere dann, wenn sich mehrere Wohneinheiten die vorhandene Infrastruktur teilen müssen. Mit moderner Glasfasertechnologie gibt es solche Limitierungen nicht. Denn eine durchgehende Glasfaserleitung bis in jede Wohnung – auch FTTH (Fiber to the Home) genannt – ist die derzeit leistungsstärkste Kommunikationsinfrastruktur – und damit auch auf lange Sicht eine zukunftssichere Lösung.

Der ideale Zeitpunkt für den Umstieg

Für Bauherren, Immobilieneigentümer und Unternehmen der Wohnungswirtschaft ist jetzt der richtige Zeitpunkt, den nächsten Schritt zu gehen und alte Kupferleitungen durch moderne, zukunftssichere und umweltfreundliche Glasfaserleitungen zu ergänzen. Gründe dafür gibt es mehrere: So steigt einerseits die Zufriedenheit der Mieterinnen und Mieter sowie der Wert und die Attraktivität der Immobilie. Denn die leistungsfähige FTTH-Technologie ermöglicht schnelles Internet für alle, ist umweltfreundlich, ressourcenschonend und wartungsarm.

Andererseits ist das Thema Umlagefähigkeit ein wichtiger Aspekt. Ein FTTH-Ausbau bietet die einzige Möglichkeit, sich zukünftig die Refinanzierung der Investitionskosten über die Mietnebenkosten nach den Vorgaben des Glasfaserbereitstellungsentgeltes zu sichern. Zum 30. Juni 2024 läuft die bisherige Umlagefähigkeit von Betriebskosten für die gebäudeinterne Netzinfrastruktur aus. Das bedeutet, dass Gebühren für Kabel-, TV- und Festnetzanschlüsse (Kupfer, Koaxial) dann nicht mehr an Mieter weitergegeben werden können. Nach dem 1. Juli 2024 wird es nur noch eine umlagefähige und geförderte Anschlussart geben: Glasfaser – oder genauer gesagt der Glasfaserausbau bis in die Wohnung (FTTH).

FTTH-Umstieg in der Praxis

Da jedes Gebäude anders ist, kommen für die Umsetzung eines FTTH-Anschlusses in Bestandsgebäuden auch verschiedene Lösungen zum Einsatz, die zum jeweiligen Gebäude und der Lage der Immobilie passen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Ausbauvarianten für die Verlegung von Glasfaser in bestehenden Immobilien, sowohl innerhalb des Gebäudes als auch über eine Außenverkabelung. Welche Variante sich dabei am besten eignet, wird bei einer Begehung des Objekts durch Experten von Telekommunikationsunternehmen wie beispielsweise M-net festgestellt.

Über vorhandene Leerrohre: Verfügt das Gebäude bereits über ein zugfähiges Leerrohrsystem für die Antennen- oder Telefonversorgung, können die Techniker die Glasfaserleitungen über das bestehende Leerrohrsystem bis zu den einzelnen Wohnungen ziehen. Meistens muss dann nur noch der Zugang zu den Wohnungen hergestellt und dort eine Glasfaser-Abschlussdose installiert werden. Dabei müssen eventuell kurze Teilstrecken auf Putz überbrückt werden. Sind noch keine Leerrohre vorhanden, sollen aber im Zuge der Gebäudesanierung verlegt werden, ist das kein Problem. Dann können Hausverwaltung oder Eigentümer eigenständig die Leerrohrverlegung unter Putz organisieren. Anschließend ziehen die Techniker des Anbieters die Glasfaserleitungen durch die neuen Leerrohre.

Über Steigsysteme: Sind im Gebäude keine Leerrohre vorhanden, können meist Steigsysteme wie Kamine oder Versorgungsschächte genutzt werden, um in die einzelnen Stockwerke zu gelangen. Steht in den Stockwerken kein bestehendes Leerrohrsystem für die noch zu überbrückende Wegstrecke bis in die Wohnungen zur Verfügung, wird diese Ausbauvariante durch eine Installation auf Putz ergänzt.

Über die Außenfassade: Steht ohnehin eine energetische Sanierung an, ist dies eine ideale Gelegenheit, gleich noch die Glasfaserkabel über die Außenfassade unter der Dämmung zu verlegen. Bei besonders anspruchsvollen Häusern kann in Ausnahmefällen eine Verlegung auf Putz an der Außenfassade die Ausbauvariante der Wahl sein. Die Techniker installieren dabei ein Leitungsführungssystem an der Fassade, das bis zu jeder Wohnung reicht und UV-beständig und/oder aus Aluminium ist. Im Keller wird das Glasfaserkabel über den Splitter aufgeteilt, geht durch die Wand in das Leitungsführungssystem an der Fassade über und verlässt dieses wieder an jeder Wohnung. Dort geht es durch die Wand und endet an einem Glasfasermodem.

Verlegung auf Putz: Sowohl als alleinige Ausbauvariante als auch als dezente Ergänzung zu den anderen Varianten kommt eine Verlegung der Glasfaserkabel auf Putz zum Einsatz. Aufgrund der außerordentlichen Dünne der Glasfaserkabel können Kabelkanäle mit sehr geringem Durchmesser verwendet werden – beispielsweise Kanaldurchmesser mit 20 bis 30 Millimetern. Diese werden von den Technikern so unauffällig wie möglich in den Fluren oder Wohnungen angebracht, zum Beispiel in der Ecke hinter der Tür. Danach können die Kanäle mit Wandfarbe überstrichen und so noch diskreter integriert werden. Die Praxis zeigt, dass die Umsetzung der Auf-PutzVariante so dezent ist, dass die Kanäle meist nur bei genauerem Hinsehen auffallen.


https://initiatived21.de/app/uploads/2022/02/d21-digital-index-2021_2022.pdf
2 https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/

Brand, Andreas

Abteilungsleiter Wohnungswirtschaft bei M-net