22.07.2014 Ausgabe: 5/2014

Viele Wege führen zum Ziel

Qualifizierte Mitarbeiter verzweifelt gesucht! Dies gilt nach wie vor für WEG-Verwalter und Sachbearbeiter. Dabei bilden inzwischen immer mehr Verwaltungen auch aus.

Probleme, geeignetes Personal zu finden, sehen rund 62 Prozent aller Verwaltungsunternehmen auf sich zukommen. Je größer das Unternehmen, desto schwieriger scheint sich die Suche zu gestalten. Das lässt sich aus der letzten DDIV Strukturumfrage ableiten. Die gute Nachricht: Mit der Zeit bilden immer mehr Immobilienverwaltungen auch selbst aus, bieten Praktika und Studentenförderung an. Der Knackpunkt: Noch immer gibt es die vom DDIV seit Jahren geforderten formellen Qualifikationsvorschriften nicht, so dass sich der Berufsweg für viele, die sich eigentlich für diese Tätigkeit interessieren, nicht greifbar erschließt. Denn an Angeboten mangelt es eigentlich nicht. Quereinsteiger mit einem gewissen Grundstock an Kenntnissen können sich heute durch geeignete Lehrgänge gezielt spezialisieren. Und auch für ambitionierte Kräfte, die nach der klassischen Grundausbildung für Immobilienkaufleute mehr erreichen wollen, gibt es Möglichkeiten, die weiterführende Karrieren erschließen. Häufig ist dies berufsbegleitend möglich, sodass sich in der Regel Praxis und Theorie perfekt ergänzen.

Zwei, die ihren Weg gemacht haben, berichten, welche Hürden sie genommen haben und worauf es dabei ankam. Die heute 27-jährige Miriam Lofi aus Ingelheim und Hannah Tillmann, 25, aus Hamburg sind vielleicht Musterbeispiele, denn die beiden Immobilien-Kauffrauen wurden von der IHK als Beste ihres Ausbildungsjahrgangs und vom DDIV als NachwuchsStars ausgezeichnet.

Wie startet man mit Auszeichnung ins Berufsleben?

Hannah Tillmann: Der Berufsstart nach der Ausbildung fühlt sich für jeden Ausgelernten sicherlich ähnlich an. Durch die Auszeichnung und die guten Leistungen während der Ausbildung ist allerdings die Übernahme im Ausbildungsbetrieb oder die neue Jobsuche, falls man nicht im Ausbildungsbetrieb bleibt, gewiss mit weniger Aufregung oder Schwierigkeiten verbunden. Ich wurde in meinem Ausbildungsbetrieb übernommen und als volle Mitarbeiterin im kaufmännischen Objektmanagement eingesetzt – dank der Auszeichnung mit einem besonderen Maß an Anerkennung und mit mehr Verantwortung.
Miriam Lofi: Mir ging es wie vielen anderen auch. Ich musste mich zunächst einmal behaupten und zeigen, dass man als junger Mensch, vor allem als Frau, etwas kann. Natürlich zahlen sich Fleiß und Engagement aus, meine Auszeichnung hat auch für Anerkennung gesorgt, aber den Sprung ins kalte Wasser musste ich alleine wagen.

Was ist seitdem passiert und wo stehen Sie heute beruflich?

Tillmann: Direkt im Anschluss an die Ausbildung begann ich ein berufsbegleitendes Bachelor Studium im Bereich Immobilienmanagement. Durch die guten Leistungen in der Ausbildung erhielt ich hierfür von der Handelskammer Hamburg ein Weiterbildungsstipendium im Rahmen der Begabtenförderung berufliche Bildung, das rund 50 Prozent der Studienkosten abdeckte. Heute, ca. 3,5 Jahre nach der Ausbildung stehe ich kurz vor dem Abschluss des Studiums und werde voraussichtlich noch im Sommer 2014 meine letzte Prüfung absolvieren. Um mich beruflich weiter zu entwickeln und auch um andere Betriebe kennenzulernen wechselte ich 2012 den Arbeitgeber und erledige nun kaufmännische immobilienwirtschaftliche Arbeiten mit weitergehendem Verantwortungsspielraum, der über das reine Property Management hinaus Teilbereiche des Asset Managements umfasst. Darüber hinaus wurden mir zusätzlich projektbezogen übergeordnete Aufgaben und Verantwortung zugeteilt.
Lofi: Nach meiner Ausbildung bin ich in das Unternehmen meiner Eltern eingestiegen. Wir verwalten Eigentumswohnungen nach dem Wohnungseigentumsgesetz, haben zwei Standorte in Mainz und Ingelheim, wobei ich das Ingelheimer Büro als Prokuristin leite. Nebenberuflich habe ich über die Südwestdeutsche Fachakademie zwei Weiterbildungen zur Immobilienfachwirtin (IHK) und zur Immobilienökonomin (GdW) absolviert.

Welche beruflichen Pläne haben Sie für die Zukunft?

Lofi: Da ich mich in meinem Job sehr wohl fühle und u. a. sehr eigenständig arbeiten kann, strebe ich die Übernahme der Firma zum Zeitpunkt des Ruhestands meiner Eltern in ein paar Jahren an. Ich habe Spaß an Weiterbildungen, lerne gerne dazu, versuche nie bzw. nicht lange auf der Stelle zu stehen und erhoffe mir dadurch, dass mein Berufsleben genauso erfolgreich weitergeht, wie es angefangen hat.
Tillmann: Der Abschluss des Bachelorstudiums ist eine weitere Etappe meiner beruflichen Entwicklung. Der berufsbegleitende Charakter hat es mir ermöglicht, trotz des Studiums Berufserfahrung zu sammeln und meine berufliche Ausrichtung zu festigen. Voraussichtlich im kommenden Jahr werde ich daran anknüpfend einen weiterführenden, ebenfalls berufsbegleitenden, Masterstudiengang „Real Estate Law“ beginnen. Ich verspreche mir davon, außerhalb der operativen Immobilienverwaltung Fuß fassen zu können, z. B. im Bereich des Asset Mangemenents, auf strategischer Ebene.

Hält Ihr Beruf heute, was Sie sich vor und während der Ausbildung davon versprochen haben?

Lofi: Schon seit Kindertagen hatte ich Einblick in den Beruf des WEG-Verwalters, ich wusste also recht früh, was es damit auf sich hat. Man hat mit vielen unterschiedlichen Themen und Menschen zu tun. Diese Vielseitigkeit und Abwechslung macht mir Freude, der Arbeitsalltag wird nie langweilig. Aber man muss sich auch ständig neuen Herausforderungen stellen – sowohl im rechtlichen, technischen Bereich, als auch im Umgang mit den Kunden.
Tillmann: Immobilienkaufleute haben vielfältige Berufsaussichten. Die Tätigkeiten variieren stark, je nach Arbeitgeber, Position und den betreuten Immobilien. Der Ausbildungsberuf an sich beschreibt also das tatsächliche Tätigkeitsfeld bei Weitem nicht. Von der Wohnungsbaugenossenschaft über WEG-Verwaltung oder Projektentwicklung bis hin zur Kapitalanlagegesellschaft ist alles denkbar. Das ist einem bei Beginn der Ausbildung meines Erachtens nicht bewusst. Ich hatte großes Glück, in einem Unternehmen zu lernen, dessen Aufgabengebiet mir liegt und Freude bereitet. Meine weitere berufliche Entwicklung im Bereich der Verwaltung von Gewerbeimmobilien für Kapitalanlagegesellschaften konnte ich darauf aufbauen.

Gibt es Ansatz für Kritik?

Lofi: Bedingt durch die Quasi-Selbständigkeit ist die Freizeit oftmals stark eingeschränkt – aber mit einem guten Zeitmanagement und einem verständnisvollem Umfeld bekommt man auch diese Hürde gemeistert.
Tillmann: Die Vielfalt der Möglichkeiten in der Immobilienbrache bietet meines Erachtens viele Chancen, aber vor allem für den Berufseinstieg auch Risiken und Unwägbarkeiten. Die größte Hürde bei der beruflichen Entwicklung ist meines Erachtens eine geringe Berufserfahrung. Viele Arbeitgeber scheuen sich, jungen, gerade ausgelernten Kräften Verantwortung zu übertragen. Mit Auszeichnung hatte ich es da leichter, meinen neuen Arbeitgeber bereits in der Bewerbung von meinen Qualifikationen zu überzeugen.

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