29.07.2024 Ausgabe: 5/24

Von Festnetz zu Fiber

Foto-Ruhrgebiet©adobe.stock.com

Ein Festnetzanschluss gehört seit Generationen selbstverständlich in jede Wohnung. Verwaltungen mussten sich selten damit befassen. Nun steht die Runderneuerung mit Glasfaser an. Wie werden Verwaltungen „fit for Fiber“?

Beim Stichwort „Medienversorgung“ fällt den meisten in Immobilienverwaltungen Tätigen wahrscheinlich zunächst der Kabelanschluss ein. Kein Wunder, die Kabelnetzbetreiber hielten Verwaltungen durch die Gestattungsverträge, aber auch durch Übernahmen, Preise rh ö h u n gen und Umfirmierungen jahrelang auf Trab. Da­rüber konnte man den Festnetzanschluss als Grundausstattung jeder Wohnung leicht aus den Augen verlieren, dessen Bedeutung mit rund 40 Millionen aktiven Nut-zern/Anschlüssen (2022)* die der rund 17 Millionen (2022)* Kabelanschlüsse bei Weitem übertrifft. 

Die ungebrochene Beliebtheit des Festnetzes hat mehrere Gründe: Zum einen ist es einfach gewohnt und vertraut, zum anderen investiert die Deutsche Telekom unter Konzernchef Tim Höttges massiv in Netzqualität und Kundenzufrieden­heit. Das Unternehmen beschäftigt 30.000 festangestellte Servicemitarbeiter und stemmt die Rekordsumme von 30 Mrd. Euro, um das vertraute VDSL-Festnetz bis 2030 mit Glasfaser zu erneuern. Das macht die Telekom zu einer tragenden Säule der Gigabit-Strategie der Bundesregierung, die bis 2030 den Glasfaseranschluss zum Standard für die digitale Grundversorgung in allen Wohnungen und Gewerberäumen etablieren will. Mit der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) schuf sie dafür den rechtlichen Rahmen.

In Verwaltungen denkt man beim Stichwort „TKG“ vor allem ans Kabelfernsehen, das nun nicht mehr über die Neben-kostenumlage abgerechnet werden darf. Tatsächlich sollen Mieter frei entscheiden können, welche Infrastruktur sie nutzen. Erst dieser Wettbewerb schafft die Voraussetzung für die Glasfasermodernisierung von Gebäuden.

Dem rapide steigenden Bandbreitenhunger der Privathaushalte konnte die Telekom bislang begegnen, indem sie die Haupt­schlagadern ihres Netzes erneuerte. Inzwischen bestehen sie weitgehend aus Glasfaser, was den Download vielerorts auf bis zu 250 Mbit/s beschleunigt. Doch erst wenn Daten die Nutzer ohne den Umweg über Kupferleitungen in ihren Wohn- oder Geschäftsräumen erreichen, ist die Bandbreite zukunftssicher steigerbar – weit über das heutige Gigabit-Spektrum hinaus.

Kostenloser Hausanschluss

An der Modernisierung der Haus- und Wohnungsanschlüsse führt daher kein Weg vorbei. Dafür sind erstmals auch Hauseigentümer und Immobilienverwaltungen gefordert. Allerdings ist die Lage vielerorts verwirrend: Neben der Telekom engagieren sich auch Finanzinvestoren und Stadtwerke für den Glasfaserausbau. Deren Strategien, Planung und Technik­konzepte unterscheiden sich zum Teil stark. Viele bauen ihre Netze, um sie irgendwann zu verkaufen. Andere spekulieren auf die Vermietung ihrer Leitungen an große Marken, die über ein professionelles Diensteangebot und Kundenservice ver­fügen. Alle Anbieter leiden unter enormem Kostendruck und bürokratischem Aufwand. Über den Ausbau im Verkehrsweg entscheiden in Deutschland die Ämter vor Ort – hier so, dort anders. Die Folge: Viele investorengeführte Netzbetreiber machen den Ausbau in der sogenannten Vorvermarktung von Vertragsquoten zwischen 30 und 40 Prozent abhängig, wovon Anwohner sich häufig unter Druck gesetzt fühlen.

Die Telekom geht anders vor: Sie bietet Gebäudeeigentümern im Rahmen des Ausbauprojekts den kostenlosen Glasfaser-Hausanschluss an, selbst wenn nur ein einziger Bewohner ein Angebot bestellt. Allerdings müssen Hauseigentümer und -verwaltungen ihre Gebäude frühzeitig bei der Telekom registrieren (telekom.de/wohnungswirtschaft). Bleiben die Registrierungsquote und das Interesse vor Ort gering, kann der Ausbau auch kurzfristig verschoben werden, um andere Regionen vorzuziehen. Für Irritation sorgt oft zudem die Tatsache, dass die Ausbaugebiete auf die vorhandenen Netzstrukturen zugeschnitten werden müssen. Das führt dazu, dass manche Ortsteile oder sogar Straßenseiten früher ausgebaut werden als andere. Viele Immobilienverwaltungen und Wohnungsunternehmen wünschen den bevorzugten oder gleichzeitigen Anschluss ihrer Bestände. Insbesondere dann, wenn Liegenschaften weiträumig verteilt sind, steigt damit der Abstimmungsbedarf und die Koordination der Arbeiten gestaltet sich komplexer. Zudem möchte die Telekom öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Krankenhäuser beim Glasfaseranschluss nicht zurückstellen.

Aufgaben der Immobilienverwaltung

Ob Neubau oder Bestandsgebäude – Glasfaser macht Gebäude fit für die Zukunft, und Immobilienverwaltungen sollten Gebäude fit für Glasfaser machen, um ihren Wert zu wahren. Sie sollten spätestens jetzt mit der Telekom Kontakt aufnehmen und Gebäude für den kostenlosen Glasfaseranschluss anmelden. Nur so ist sichergestellt, dass Gebäudedaten und Ansprechpartner bekannt sind, bevor der Ausbau beginnt. Wie die Leitungen ins Haus und von dort in die Wohnung kommen, kann dann gemeinsam abgestimmt werden. Wie der Ausbau Schritt für Schritt abläuft und welche Rechte und Pflichten Verwaltungen zu beachten haben, wird in VDIVAKTUELL 6/24 zu lesen sein.

Susbauer, Stefan

ist freier Autor und Berater im Bereich Medien und Kommunikation mit Spezialisierung im Themenfeld Kabel-und Glasfasernetze.