01.03.2016 Ausgabe: 2/2016

Wer den Schaden hat, kann bei der Sanierung sparen.

Der Einsatz und die Anwendung moderner Techniken zur Leckageortung bei der fachgerechten Wasserschadensanierung birgt hohe Einsparpotenziale.

Die Ursachen für Wasserschäden in Gebäuden sind vielfältig: geplatzte Wasserschläuche, abgelöste flexible Zuleitungen zu Eckventilen, korrodierte Rohrleitungen in Böden oder Wänden, undichte Dachkonstruktionen, übergelaufene Badewannen, Löschwasserschäden oder Überschwemmungen. Viele Wasserschäden haben ihren Ursprung jedoch nicht in großen, sofort lokalisierbaren Rohrbrüchen. Oft handelt es sich um kleine Leckstellen, die an Rohrleitungssystemen innerhalb der Baukonstruktion entstehen und erst als Feuchtigkeitsschaden an der Bauteiloberfläche sichtbar werden.

Ohne moderne technische Hilfsmittel sind diese verdeckten Leckagen in Wand- oder Bodenkonstruktionen nur schwer aufzuspüren. Typische Schadensbilder von zur Lecksanierung zerschlagenen Bädern sind Geschädigten, Verwaltungen, Versicherungen und Sachverständigen hinlänglich bekannt. Die in der Folge erforderlichen Kosten für die Sanierungen werden so unnötig in die Höhe getrieben. Dabei sind diese Leckstellen mit Hilfe modernster Messtechnik meist punktgenau zu lokalisieren. Durch das zerstörungsfreie Entfernen der Fliesen werden die Leckstellen zudem nur soweit freigelegt, wie es für die Reparatur der betroffenen Installationsleitung erforderlich ist. Die komplette Neuverfliesung einzelner Wände oder gesamter Badezimmer gehört somit der Vergangenheit an. Im Folgenden werden wesentliche Maßnahmen einer zerstörungsfreien Leckageortung vorgestellt.

Feuchtigkeitsmessungen

Zum Auffinden und Lokalisieren von Schadenstellen gehören umfassende Feuchtigkeitsmessungen. Mit diesen meist völlig zerstörungsfreien Techniken kann die Verteilung der Feuchtigkeit im betroffenen Objekt schnell und sicher eingegrenzt werden.

Elektrische Widerstandsmessung: 
Durch eine Batterie wird im Messgerät ein bestimmter Messstrom erzeugt. Über eine Elektrode fließt der Strom in den Baustoff, über eine zweite Elektrode gelangt der Strom wieder zurück zum Messgerät. Die Spannung und die Stromstärke des Messstroms sind bekannt. Nach dem Ohmschen Gesetz kann man nun den elektrischen Widerstand im Baustoff errechnen, dies erledigt das Messgerät selbstständig. Hohe Widerstandsmesswerte lassen auf niedrige Feuchte schließen und umgekehrt. Die Messgerätehersteller liefern für die gängigsten Baustoffe Umrechnungstabellen zur Ermittlung der tatsächlichen Feuchtigkeitsgehalte in Volumen- oder Gewichtsprozent. Zur Messung werden die Messelektroden (Einschlag- oder Einstechelektroden) in den entsprechenden Baustoff eingestochen und ein Messwert abgelesen.

 

Dielektrizitätsmessung: Das zerstörungsfreie Verfahren wird zur Bestimmung der Wand- und Bodenfeuchte verwendet, dient jedoch lediglich als Feuchtigkeitsindikator. Das bedeutet, dass unbedingt Vergleichsmessungen durchgeführt werden müssen und eine Aussage über tatsächliche Feuchtigkeitsgehalte in Volumen- oder Gewichtsprozenten nicht getroffen werden kann. Zur Bestimmung der Feuchtigkeitsverteilung ist das Messverfahren sehr gut geeignet. Das Messgerät wird auf die zu messende Baustoffoberfläche aufgelegt. Es misst je nach Dichte und Durchfeuchtungsgrad bis zu 5 cm in die Tiefe. Durch Erzeugung eines elektrischen Hochfrequenzfeldes im Baustoffinneren wird die Dielektrizitätskonstante des Baustoffs gemessen. Je höher die so ermittelte Dielektrizitätskonstante liegt, desto höher ist der Feuchtigkeitswert und umgekehrt.

Druckprüfung: Um verdeckte Leckstellen zu ermitteln, werden zunächst wasserführende Leitungen abgedrückt. So soll festgestellt werden, in welchem Leitungssystem sich die Schadenstelle befindet. Die Installationsleitungen können sowohl mittels Wasser als auch mittels Druckluft untersucht werden. Ein Manometer zeigt eventuelle Druckverluste an. Bei Abwasserleitungen können aufblasbare Kunststoffballone eingeführt werden, um das Rohr zu verschließen. Durch das Einführen eines zweiten Ballons kann somit der dazwischen liegende Teilbereich der Abwasserleitung abgedrückt und auf Dichtigkeit überprüft werden. Ob sich im Heizungssystem eine Undichtigkeit befindet, kann schon mittels Überprüfung des Manometers an der Heizung kontrolliert werden. Hierzu muss nur darauf geachtet werden, dass sich ein an die Kaltwasserzuleitung angeschlossenes Heizungssystem nicht ständig selbst befüllt (automatische Befüllung).

Infrarotmesstechnik/Thermografie: Mit der Infrarotkamera werden Oberflächentemperaturen gemessen. Das erzeugte Wärmebild dokumentiert die ermittelten Temperaturdifferenzen. Speziell bei Warmwasser führenden Leitungen ist dies eine der effektivsten Methoden, evtl. vorhandene Undichtigkeiten aufzuspüren. Da an der undichten Leitung warmes Wasser ausströmt, erwärmen sich die Bauteile an dieser Stelle – die Undichtigkeit kann somit genau lokalisiert werden. Auch Kaltwasserleitungen können mit der Infrarotkamera geprüft werden. Hierzu ist es lediglich erforderlich, die Kaltwasserleitung provisorisch an die Warmwasserleitung anzuschließen, so dass sie mit Warmwasser befüllt werden kann. Das gilt auch für Abwasserleitungen, die zur Überprüfung mittels Thermografie lediglich mit heißem Wasser oder Dampf befüllt werden.

Elektroakustische Ortung

Die beiden am häufigsten angewandten Messmethoden sind das Abhören der Bauteile mit Mikrofonen.

Kontaktmikrofon: Zum Einsatz gebracht wird diese Art der Leckageortung ausschließlich bei Metallleitungen, da sie Leckgeräusche sehr gut weiterleiten. An einer vorhandenen Leckstelle entsteht ein Wasser- oder Luftaustrittgeräusch, das sich nach beiden Seiten entlang der betroffenen Installationsleitung ausdehnt. Mit dem Kontaktmikrofon kann dieses Geräusch an geeigneten Stellen wahrgenommen werden (z. B. Heizkörper, Armaturen etc.). Je intensiver das Geräusch an den Messstellen aufgenommen wird, desto näher befindet sich der Messpunkt an der Leckstelle. Durch schrittweise Annäherung an die Stelle mit der höchsten Geräuschintensität kann die Schadenstelle gut eingegrenzt werden.

Oberflächenmikrofon: Ist der Schadensort mit dem Kontaktmikrofon nicht mehr genauer bestimmbar, besteht die Möglichkeit, mit dem Boden- oder Oberflächenmikrofon die eingegrenzte Fläche näher zu untersuchen. Leitungen innerhalb einer Boden- oder Wandkonstruktion sind in der Regel mit Dämmmaterial ummantelt, oder sie liegen auf der Rohbetondecke und sind deshalb mit Trittschalldämmung/Wärmeisolierung überdeckt. Diese Dämmschichten müssen vom Leckagegeräusch überbrückt werden – erst dann ist eine Ortung mit dem Oberflächenmikrofon möglich.

Korrelationsmessverfahren: Das bereits beschriebene Austrittsgeräusch eröffnet auch die Möglichkeit, zwei Mikrofone an die undichte Leitung anzuschließen. Die Mikrofone müssen hierbei so angeordnet sein, dass sich die vermutete Leckstelle zwischen den beiden Mikrofonen befindet. Die von der Leckstelle erzeugten Schallwellen breiten sich entlang der Rohrleitung nach beiden Seiten mit gleicher Geschwindigkeit aus und werden von den beiden Mikrofonen erfasst. Der Schall wird von den Mikrofonen per Funk zum Korrelator übertragen. Aus der Zeit, die der Schall jeweils benötigt, wird die Laufzeitdifferenz errechnet, aus der die genaue Position der Leckstelle bestimmt wird. Anzumerken wäre hierbei, dass diese Art der Leckortung ausschließlich bei metallischen Leitungen zum Einsatz gebracht wird. Das Messverfahren findet überwiegend Anwendung im Bereich von erdverlegten Leitungen sowie bei der Leckortung in Wand- oder Bodenschächten. Das Leitungsmaterial, der Leitungsverlauf, der Rohrdurchmesser und die exakte Länge der schadhaften Leitung müssen bekannt sein und vor der Messung als feste Parameter dem Korrelator zur Berechnung eingegeben werden.

Sichtprüfung

Endoskopie: Generell wird bei den Endoskopen zwischen starren, flexiblen und Videoendoskopen unterschieden. Zum Einführen des Endoskops wird nur eine sehr kleine Öffnung benötigt. Oftmals ist hierzu eine Kernbohrung von wenigen Millimetern Durchmesser in Wänden oder Böden ausreichend. Die Endoskopie wird u. a. zum Aufspüren von Undichtigkeiten in Boden- oder Wandschächten, vorrangig jedoch zur Untersuchung der Baumaterialien in Hohlräumen eingesetzt. So werden z. B. Holzbalkenkonstruktionen auf Schäden überprüft, um den erforderlichen Sanierungsumfang zu bestimmen.

Rohrkamera: Zur Untersuchung von Abwasserleitungen im Innen- und Außenbereich können mit diesem Verfahren Wurzeleinwuchs, Rohrversatz, Rohrbruch und Rohrverstopfung ermittelt werden. Abwasserleitungen mit einem Rohrdurchmesser von min. 50 mm können so untersucht werden. Für kleinere Durchmesser stehen Endoskopiegeräte zur Verfügung. Die Kameraköpfe können mit einem Peilsender zur genauen Ermittlung der Schadenstelle ausgerüstet werden. Zum Einführen der Kameras werden Toiletten, Siphons oder Putztürchen demontiert.

Gasprüfverfahren

Sollte sich im Leitungssystem eine sehr kleine Leckstelle befinden,  wird an dieser Stelle kein Ausströmgeräusch durch entweichendes Wasser zu ermitteln sein – elektroakustische Messverfahren, Thermographie und Korrelation führen hier zu keinem Erfolg. Alternativ besteht die Möglichkeit, ein Prüfgas in das Leitungssystem zu pressen. Zur genauen Ermittlung der Schadenstelle ist es zunächst erforderlich, das betreffende Leitungssystem ganz zu entleeren. In die Leitung wird dann ein spezielles Gasgemisch (in aller Regel Stickstoff mit 5 Prozent Wasserstoff, aber auch andere handelsübliche Gase wie z. B. Helium) eingegeben. Das Prüfgas entweicht an der Leckstelle und kann mit einem dafür geeigneten Detektor ermittelt werden. Das Verfahren findet auch Anwendung bei Undichtigkeiten im Bereich von Flachdächern. Hier wird das Gasgemisch mittels Kernlochbohrungen und geeigneten Stutzen in das Flachdach eingeblasen. Ebenfalls besonders zu empfehlen ist das Verfahren bei erdverlegten Leitungen im Außenbereich.

Die Öffnung der Leckstellen

Viele Unternehmen sind durchaus mit den Möglichkeiten der zerstörungsfreien Leckageortung vertraut und kennen die technischen Verfahren zur Lokalisierung verdeckter Schadstellen. Für einige endet das Leistungsangebot dann aber auch schon. Die Leckstelle wird lediglich markiert, das Öffnen und Freilegen dem Installateur überlassen, der oft nicht mit der gebotenen Vorsicht vorgeht, Bodenbeläge und Fliesen unnötig zerstört. Nicht zuletzt, weil sich häufig herausstellt, dass die tatsächliche Undichtigkeit gar nicht an der markierten Stelle liegt – und die Leckortung dann noch mal ran muss.

Ein sehr häufig und sicher angewandtes Verfahren zur schonenden Öffnung der Bausubstanz ist das zerstörungsfreie Entfernen der Fliesen. Dabei werden zunächst alle Verfugungen um die zu entfernende Fliese aufgeschnitten (z. B. mit einem Winkelschleifer), die freigeschnittene Fliese mit einem Heissluftfön stark erhitzt. Damit die Heissluft zielgerichtet auf die Fliese einwirken kann, werden dazu Edelstahlhauben verwendet, die exakt auf das Fliesenformat passen. Die Fliese wird so auf ca. 300 bis 400 °C erhitzt, wobei sie sich verhältnismäßig stark ausdehnt und sich der Fliesenkleber löst. Die Fliese löst sich aus dem Klebebett. Anschließend kann das Bauteil ohne Beschädigung des Oberbelags weiter geöffnet werden. Nach erfolgter Reparatur der beschädigten Rohrleitung kann die so entfernte Fliese wieder eingesetzt werden.

Die fachgerechte Sanierung von Wasserschäden ohne Beschädigung der Bausubstanz erfordert große Erfahrung und gut ausgebildetes Fachpersonal. Durch eine vernünftige Zusammenarbeit mit den Geschädigten und den Versicherungen wird aus dem Alptraum Wasserschaden dann in der Regel ein überschaubares und für alle Beteiligten hoffentlich einmaliges Erlebnis.

Foto: © Macrovector / Shutterstock.com
 


 

Greppmeir, Thomas

Geschäftsleitung/Prokurist MBS Maier Brand & Wasser Schadenmanagement GmbH, Inning
www.mbs-service.de