04.05.2020 Ausgabe: 2/20

Wohnen für alle ­Generationen - Im Inntal entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne ein Wohngebiet mit ganzheitlichem Ansatz, ein beispielhaftes Bauprojekt.

Wohnraum in Bayern ist kostspielig. Vor allem die Metropolregion München ist für Normalverdiener kaum noch erschwinglich. Selbst viele Doppelverdiener und Menschen mit gutem Einkommen können sich die eigenen vier Wände oft nur mit Einschränkungen leisten. Um dringend erforderlichen neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, werden in der Inntalgemeinde Brannenburg im Landkreis Rosenheim nicht nur Wohnungen gebaut, sondern auch eine soziale Struktur, die Generationen verbindet. Unter dem Namen Dahoam im Inntal entsteht dort seit 2016 ein wegweisendes Wohn- und Lebensraumprojekt. Die Besonderheit liegt im generationenübergreifenden Konzept mit Integration sozialer Einrichtungen sowie in der Dimension: Mit insgesamt 520 Wohneinheiten (Kauf und Miete) und 56 Einfamilienhäusern, einem Kinderhaus, Initiativen für aktive Nachbarschaft und Netzwerke, mobilen Diensten für Pflege und Betreuung im Alter sowie Spielplätzen, Gemeinschaftsgärten und einem Bürgercafé entsteht hier bis zum Jahr 2022 ein Leuchtturmprojekt für modernen Wohnungsbau mit gesellschaftlichem Mehrwert. Die Frage, die sich die Initiatoren gestellt haben, lautete: Wie kann dörfliche Gemeinschaft und Nachbarschaft in modernen Lebensräumen gelingen? Hier wurden bereits bei der Planung die Weichen für ein aktives Miteinander der zukünftigen Bewohner gestellt. Weil die Projektgesellschaft InnZeit über die Fertigstellung hinaus Teil dieses Lebensraums bleiben und an dessen Gestaltung mitwirken wird, werden Gemeinschaftsaktivitäten und Netzwerke vor Ort unterstützt.

Eine Vision von dörflichem Leben
Initiator des Projekts ist der Modeunternehmer Wolfgang Endler. Gemeinsam mit seinem Freund Rupert Voß, der das Projekt leitet, setzte er seine Vision von einem modernen dörflichen Leben um. Eine Heimat finden sollen hier generationenübergreifend alle – Paare mit und ohne Nachwuchs, Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Singles jeden Alters. Entsprechend wurde bei der Planung sehr genau auf die Lebenswirklichkeit und die Bedürfnisse der Menschen geachtet: Junge Eltern brauchen eine wohnungsnahe Kinderbetreuung, die sich mit der Berufstätigkeit vereinbaren lässt. Für sie wurde ein Montessori-Kinderhaus mit Krippe, Kindergarten, Hort und Tagesmutter eingerichtet, das Betreuungszeiten von 6:30 bis 22:00 Uhr anbietet.

Ein Modell des altersgerechten Wohnens
Weil sich vor Ort alles findet, was man braucht, ist das Projekt auch altersgerecht. Die hochwertig ausgestatteten Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sind überwiegend barrierefrei. Die zentrumsnahe Lage in Brannenburg bietet eine ausgezeichnete Infrastruktur. Bahnhof und Bushaltestelle, Schulen, Ärzte, Supermärkte und Fachgeschäfte sowie viele Freizeit- und Kulturangebote sind zu Fuß erreichbar. Die Verkehrsanbindung ist auch für Berufspendler attraktiv.

Eigentümerin des heutigen Gesamtgeländes ist die Projektgesellschaft InnZeit, die sich um die Umsetzung der Projektidee kümmert – mit Eigenkapital von derzeit ca. acht Mio. Euro. In diesem Auftrag ist sie auch Anteilseignerin der Montessori Inntal Kinderhaus gGmbH, der Innzeit Energie GmbH für die Fernwärmeversorgung und ist an den geplanten ganzheitlichen Pflege- und Betreuungsangeboten unter der Dachmarke Sägmühle INNklusiv beteiligt.

Bis zur Fertigstellung im Jahr 2022 werden insgesamt rund 900 Menschen in den rund 520 Wohnungen des Areals leben, dessen neuer Gebäudebestand zum Teil dem historischen bis ins Detail gleicht. Den wollte man eigentlich zumindest in Teilen erhalten. Erst lange nach Erteilung der Baugenehmigung und nach Beginn der Werkplanung erwies sich die Statik als unzureichend. Um trotz des erforderlichen Abrisses den ursprünglichen Charakter des Areals zu bewahren, wurden ein altes Uhrturmgebäude und der historische Wachturm der ehemaligen Kaserne detailgetreu nachgebaut.

Einbindung geförderten ­Wohnungsbaus
Bis zum Jahr 2022 entstehen nun auch noch 32 geförderte Wohneinheiten. Mieter erhalten hier eine sogenannte einkommens­orientierte Förderung in Form von Mietzuschüssen. 2018 wurde die Gesetzesgrundlage dafür reformiert, sodass sie selbst in höhere Einkommenskategorien greift. So erhält beispielsweise eine Familie mit drei minderjährigen Kindern und einem monatlichen Einkommen von rund 7.000 Euro einen Mietzuschuss von 40 Prozent. Die neuen staatlichen Zulagenmodelle sind darauf ausgelegt, selbst gut verdienenden Familien, Alleinerziehenden oder Rentnern mehr finanziellen Spielraum fürs Leben jenseits der Wohnkosten zu verschaffen. Bislang gewährte die InnZeit Wohnungskäufern bereits einen „Kinderrabatt“ von insgesamt rund 750.000 Euro. Über die gesetzlichen Zuschüsse im Rahmen der einkommensorientierten Förderung wird dies nun auch für Mietwohnungen realisiert.
Das Generationenwohnprojekt zielte von Anfang an auf die Bereitstellung qualitativ hochwertigen, aber erschwinglichen Wohnraums ab. Hochdämmziegel, Wohnungen mit Balkonen, erstklassige Bodenbeläge und Barrierefreiheit auf allen Ebenen sind nur einige der Ausstattungsmerkmale der Wohnungen.

Das Konzept kommt an
Dass das Bauprojekt tatsächlich alle Generationen anspricht, zeigt die Altersdurchmischung im Quartier. Angestrebt hatte die InnZeit Bau GmbH einen Altersdurchschnitt von 50 Jahren, der u. a. mithilfe unterschiedlicher Wohnungsschnitte und Angebote – von der Ein-Zimmer-Wohnung bis zum Penthaus – erreicht werden sollte. Aktuell liegt der Schnitt bei 50,05 Jahren, und damit voll im Plan.

Betreuung und Pflege inklusive
Einer der Meilensteine für die Verwirklichung des ganzheitlichen Angebots für alle Generationen ist die Kooperation mit den Partnern Anthojo, Christliches Sozialwerk e.V. sowie dem Katholischen Jugendsozialwerk München e.V. Sie realisieren auf einem eigens dafür vorgesehenen Areal im Nordwesten von Dahoam im Inntal Angebote für die Alten- und Demenzpflege, betreutes Wohnen und Pflege, sozialtherapeutische Maßnahmen sowie Wohngruppen für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Auch ein Café, das als Treffpunkt für alle Bewohner geöffnet ist, ist Teil des geplanten Angebots von Sägmühle INNklusiv.
Dafür wird der nördliche Teil des ehemaligen Kasernenareals neu gestaltet. Es entstehen ein Pflegeheim mit 121 Plätzen, davon 24 Plätze für an Demenz Erkrankte, und zusätzlich sozialtherapeutische Wohngruppen. Bis 2022 soll das Sondergebiet fertiggestellt sein.

Verwaltung inklusive
Dem ganzheitlichen Konzept und dem Anspruch des Projekts entsprechend, war es naheliegend, auch gleich eine eigens dafür gegründete Verwaltung mit anzubieten. Von Anfang an schon steht Mietern und Eigentümern ein Team zur Seite, dass sich ausdrücklich als Kümmerer und Problemlöser versteht – für sämtliche Dienstleistungen im Bereich der Miet- und WEG-Verwaltung sowie im Hausmeister- und Maklerservice.

Foto: Steffen Leiprecht
Beschreibung: Dem traditionellen Dorfplatz nachempfunden: Treffpunkt für Anwohner


Körner, Andrea

Redaktion