WEG-Recht

BGH: Schallschutz nach Parketteinbau

Der Schallschutz in einer Wohnung richtet sich grundsätzlich nach den Normen, die bei der Errichtung des Gebäudes gegolten haben. Das hat aktuell der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entschieden. Ersetzt ein Eigentümer Teppichboden durch Parkett, ist dies für die anderen Eigentümer allerdings kein Nachteil, wenn die Schallschutznormen eingehalten werden.

Zum Hintergrund:

Die Eigentümer zweier übereinanderliegender Wohnungen streiten über angebliche Lärmbelästigungen durch Trittschall. Das Gebäude mit 320 Appartements wurde Anfang der 70er-Jahre errichtet. Laut Baubeschreibung und dem seinerzeitigen Verkaufsprospekt war für die Erstausstattung der Wohnungen Teppichboden vorgesehen.


Die Beklagten erwarben die über der Wohnung der Kläger liegende Wohnung im Jahr 2006. Zwei Jahre später ersetzten sie den vorhandenen Teppichboden durch Parkett. Hiergegen wenden sich die Eigentümer der darunter liegenden Wohnung. Sie bringen vor, durch den Wechsel des Bodenbelags habe sich der Trittschall erhöht. Da die Wohnanlage durch Teppichboden geprägt sei, müsse der Schallschutz eingehalten werden, den Teppichboden bietet.


Die Entscheidung:

Der Bundesgerichtshof (BGH) weist die Klage ab. Durch den Wechsel des Bodenbelages werden die Kläger nicht nachteilig im Sinne von § 14 Nr. 1 WEG betroffen. Grundsätzlich sind die Schallschutzwerte einzuhalten, die sich aus der bei der Errichtung des Gebäudes geltenden Ausgabe der DIN 4109 ergeben. Diese werden hier gewahrt.

Ein höheres Schallschutzniveau kann sich aus der Gemeinschaftsordnung ergeben, nicht aber aus einem sogenannten besonderen Gepräge der Wohnanlage. Die Gemeinschaftsordnung enthält keine solchen Vorgaben. Dass die im Zuge der Errichtung des Hauses erstellte Baubeschreibung und der ursprüngliche Verkaufsprospekt eine Ausstattung der Wohnungen mit Teppichböden vorsahen, ist unerheblich.
Die Auswahl des Bodenbelages betrifft die Gestaltung des Sondereigentums und steht im Belieben des Sondereigentümers. Der Schallschutz muss in erster Linie durch die im Gemeinschaftseigentum stehenden Bauteile gewährleistet werden. Welcher Bodenbelag bei der Errichtung des Gebäudes vorhanden war, ob dieser durch den Bauträger oder durch die Ersterwerber bestimmt worden ist und ob er in allen Wohnungen einheitlich war oder nicht, sind keine geeigneten Kriterien, um das für die gesamte Nutzungszeit des Gebäudes einzuhaltende Schallschutzniveau zu bestimmen. Das ergibt sich schon daraus, dass solche Umstände späteren Erwerbern in aller Regel unbekannt sind. Außerdem spricht gegen ein dauerhaftes Gepräge der Anlage, dass sich die geschmacklichen Vorlieben für bestimmte Bodenbeläge im Laufe der Zeit verändern.


(BGH, Urteil v. 27.2.2015, V ZR 73/14)