15.04.2025 Ausgabe: 3/2025

Gaspreise langfristig sichern

c nmann77 - stock.adobe.com

Warum sich jetzt ein neuer Vertrag lohnen kann.

Der Gasmarkt hat in den letzten Jahren deutlich an Dynamik gewonnen. Ob Ukraine­Krise oder Nahost­Konflikt, die Energiebörsen reagieren sehr sensibel auf jegliche geopolitische Veränderung und das unmittelbar. Lag der durchschnittliche Gaspreis für ein Mehrfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 80.000 kWh in den Jahren 2015 bis 2021 brutto bei ca. 5,5 ct/ kWh, haben sich die Kosten in den Jahren 2022 bis 2024 mit im Durchschnitt ca. 13,4 ct/kWh mehr als verdoppelt. Zwar gelang es, die Gasversorgung Deutschlands sicherzustellen, geopolitische Unsicherheiten lassen jedoch erwarten, dass der Preis auch langfristig nicht wieder auf das ursprüngliche Niveau zurückkehren wird. Immobilienverwaltungen sind deshalb gefordert, bei der Energieversorgung weiter in die Zukunft zu denken als bisher. Denn mit der richtigen Strategie lassen sich langfristig stabile und günstigere Preise sichern.

Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?

Der Gaspreis besteht aus drei Hauptbestandteilen:

  • Energiebeschaffung und Vertrieb (ca. 55 Prozent)
  • Netzentgelte (ca. 16 Prozent)
  • Staatliche Abgaben und Steuern (ca. 29 Prozent)

staatliche Abgaben ca. 25 Prozent. Die Netzentgelte, die für den Transport des Gases durch die Leitungen anfallen, sind reguliert. Der Netzbetreiber als Monopolist muss sich die Netzentgelte von behördlicher Seite genehmigen lassen. Dazu ermittelt er seine erwarteten Erlöse und stellt diese den zu erwartenden Gasabsatzmengen gegenüber. Abgebildet wird dies als spezifische Kostengröße in ct/kWh.

Die Erlöse ergeben sich aus den Kosten für die Instandhaltung, den Neubau und den Betrieb von Gasnetzen zuzüglich eines Gewinnaufschlags. Diese Positionen unterliegen den „normalen“ Preisentwicklungen im Bereich Lohn und Material und führten daher in der Vergangenheit zu Kostensteigerungen. Eine weitere Ursache für steigende Netzentgelte ist die sinkende Nachfrage nach Gas. Ursachen hierfür sind u. a. strengere gesetzliche Vorgaben für Neubauten, die rückläufige Erschließung neuer Wohngebiete mit Gasanschlüssen sowie die Sanierung von Bestandsgebäuden. Auch die verstärkte Nutzung alternativer Heizsysteme wie Wärmepumpen trägt dazu bei, dass weniger Gas benötigt wird. Da die Netzentgelte von den Netzbetreibern auf alle Gasverbraucher umgelegt werden, führt eine sinkende Absatzmenge zu steigenden Kosten pro Kilowattstunde.

Neben den Netzentgelten beeinflussen auch staatliche Abgaben und Steuern die Entwicklung der Gaspreise. Während sich die Konzessionsabgabe und die Erdgassteuer seit Jahrzehnten nicht verändert haben, sind in den letzten Jahren neue Belastungen hinzugekommen. Die CO2­Abgabe, die 2021 bei 0,55 ct/kWh lag, ist 2025 auf 1,0 Cent gestiegen. Die Gasspeicherumlage, die zur Sicherung der Gasversorgung eingeführt wurde, beträgt aktuell 0,25 ct/kWh. Zusätzlich wird auf sämtliche reisbestandteile die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent erhoben. Die politischen Ziele zur Klimaneutralität bis 2045 lassen erwarten, dass staatliche Abgaben weiter steigen werden.

Den größten Kostenanteil (ca. 55 Prozent) am Gaspreis machen die Kosten für Beschaffung und Vertrieb aus. Die Beschaffungskosten, die von der Preisentwicklung an der Börse abhängig sind, unterlagen in den letzten Jahren aufgrund der geopolitischen Spannungen und Krisen erheblichen Schwankungen. Die globalen Abhängigkeiten werden nicht nur in Wirtschaftszweigen wie der Stahl­ und Automobilindustrie sichtbar, sondern auch in der Energiewirtschaft.

Ein Blick zurück: Betrugen die durchschnittlichen Kosten für Beschaffung und Vertrieb im Zeitraum 2010 bis 2024 ca. 4,2 ct/kWh, lagen diese im vergangenen Jahr bei ca. 5,8 ct/kWh. Aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen und geopolitischen Verflechtungen der Märkte reagieren die Börsen als zentrale Beschaffungsplattform immer sensibler. Ein mögliches Ende des Ukraine­Konflikts führt nicht automatisch zu dauerhaft niedrigeren Beschaffungspreisen, da gleichzeitig andere Krisen in der Welt bestehen bzw. jederzeit entstehen können. Es wäre daher ein Trugschluss, zu glauben, dass sich die Märkte schon wieder beruhigen werden und sich das Preisniveau längerfristig nach unten bewegt.

Langfristigkeit bringt Sicherheit

Im Gegenteil: Die Preise für Energie dürften insgesamt langfristig weiter steigen, daher ist Abwarten und Hoffen auf günstige Umstände zwar eine Option, birgt aber viele Risiken. Mehr Planungssicherheit erhält, wer seinen Einkaufshorizont weiter in die Zukunft verschiebt. Wer sich heute für einen Gasvertrag für die Jahre 2027 bis 2029 entscheidet, sichert sich günstige Konditionen und minimiert sein Risiko.

Die aktuellen Börsenpreise für das Jahr 2026 liegen bei 4,14 ct/kWh. Wer sich dagegen schon für 2027 festlegt, erzielt eine Einsparung von netto 0,8 ct/kWh (ca. 20 Prozent). Noch günstiger wird es für die Folgejahre: Heute abgeschlossen, liegt der Gaspreis für 2028/2029 um 1,3 ct/kWh (31 Prozent) bzw. 1,5 ct/kWh (ca. 36 Prozent) unter dem 2026er­Preis.

Da der reine Energiepreis mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausmacht, bietet langfristige Preisbindung erhebliche Vorteile. Immobilienverwaltungen können so nicht nur die Energiekosten für Eigentümer und Mieter stabilisieren, sondern auch Planungssicherheit für die kommenden Jahre gewinnen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang die fachmännische Beratung durch einen Energieeinkaufsexperten. Wer jetzt handelt, kann sich gegenüber steigenden Preisen absichern und langfristig profitieren.

VDIV Aktuell Autor - Dirk Giebels
Giebels, Dirk

Geschäftsführer cowelio GmbH, 
Tochterunternehmen der BRUNATA-METRONA-GRUPPE 
www.brunata-metrona.de