21.01.2022 Ausgabe: 1/22

Neue Perspektiven - Wie stellen sich professionelle Anbieter auf die Regeländerungen des neuen Telekommunikationsgesetzes ein?

Die Unternehmen der Tele Columbus Gruppe nutzen die erforderlichen Abstimmungen mit der Wohnungswirtschaft aktiv dazu, für den Glasfaserausbau zu werben. Denn nur so lassen sich dauerhaft zukunftsfähige Leistungsreserven schaffen,
Infrastrukturmonopole verhindern und eine moderne Anbietervielfalt entwickeln, so Rüdiger Schmidt, Chief Sales Officer Woh- nungswirtschaft der Tele Columbus AG, im Gespräch über neue Perspektiven der Medienversorgung.


Herr Schmidt, die Umlage der Kabelgebühren auf die Betriebskosten ist schon bald Geschichte. Wie stellt sich Tele Columbus mit der Marke PŸUR hier auf?
Unser Projekt zur Umstellung ist angelaufen. Zum Start gehen wir natürlich auf solche Gestattungsgeber zu, deren Vertragslaufzeiten sich dem Ende nähern. Wir werden aber auch vorzeitige Verlängerungen verhandeln. Die Umstellungskampagne läuft langsam an und wird in den kommenden 24 Monaten deutlich Fahrt aufnehmen. Bei allen Gestattungsgebern werden wir fristgerecht für Rechtssicherheit sorgen. Wir müssen fast zwei Millionen Haushalte in Einzelverträge übernehmen, und da gilt es natürlich, die zur Verfügung stehende Übergangsfrist bis 30. Juni 2024 für Umstellungen nutzen.


Verliert der Kabelanschluss damit insgesamt an Bedeutung?
Das glaube ich kaum. Der Kabelanschluss ist in Deutschland unverändert der Hauptempfangsweg für Fernsehen. Wer lieber Streaming-Dienste nutzt, ist auf einen leistungsfähigen Internetzugang angewiesen. Das Kabelnetz ist hier der Treiber für die Versorgung der Liegenschaften mit schnellem Internet. 62 Prozent der Haushalte in Deutschland haben laut Breitbandatlas aktuell Zugang zu Gigabit-Netzen und diese stützen sich in der Hauptsache auf den Kabelanschluss. Im Rahmen unserer Fiber-Champion-Strategie ist bei uns die Umrüstung für Gigabitgeschwindigkeit bundesweit angelaufen. Etwa 600.000 Haushalte können aktuell schon Gigabitprodukte von PŸUR buchen.


Warum wird die Frage der Verlängerung von Gestattungsver- trägen mit dem Glasfaserausbau verknüpft?
Unser Aufrüstungskonzept sieht dort, wo das noch nicht der Fall ist, im ersten Schritt eine Kabelnetzertüchtigung mit Glasfaser bis in die Gebäude (Fiber To The Building = FTTB) vor. Im zweiten Schritt wird Glasfaser bis in die Wohnungen hinein verlängert (Fiber To The Home = FTTH). Damit werden künftig sogar Internetanschlüsse von mehreren Gigabit im Download möglich. Um als Vermieter in Zeiten von Video-Streaming, Online-Gaming und Homeoffice wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine dauerhaft leistungsfähige Breitbanderschließung mit Glasfaser sinnvoll. Alles, was wir dafür benötigen, ist die Zustimmung der Gestattungsgeber.


Der Gestattungsgeber fragt sich natürlich, ob er den extrem schnellen FTTH-Anschluss tatsächlich braucht …
Der Wettbewerb bei den Übertragungsgeschwindigkeiten ist meiner Ansicht nach eher ein Nebenschauplatz und für Gestattungsgeber nicht die alleinige Motivation, einen FTTH-Anschluss zu installieren. Vielmehr ist es so, dass ein Gestattungsvertrag mit Tele Columbus heute keine einseitige Anbieterfestlegung mehr mit sich bringt. Schon jetzt können die von uns versorgten Haushalte zwischen Internetprodukten unserer Marke PŸUR und weiteren Anbietern – zum Beispiel O2 – in unserem Netz frei auswählen. Weitere solcher Kooperationen für die Mitnutzung unserer Netze werden vorbereitet. Für den Gestattungsgeber dürfte es sich auszahlen, dass er zwei unterschiedliche Betreiber für internetfähige Infrastrukturen im Haus hat, nämlich das Kabel und die Telefonleitung. So hat man einen Wettbewerb der Leistungsanbieter und einen Wettbewerb der Infrastrukturen im Haus. Mit Glasfaser bis in die Wohnungen setzt man zusätzlich einen Standard, der nicht mehr überbaut wird.


Nun kommen ja immer mehr Netzbetreiber auf die Wohnungswirtschaft zu und versprechen, Liegenschaften kostenlos mit Glasfaser zu erschließen. Welchen Vorteil bietet die Verlängerung der Zusammenarbeit mit einem Unternehmen der Tele Columbus Gruppe?
Für Tele Columbus spricht vor allem, dass wir in Vollglasfasernetzen die Idee eines offenen Netzes verfolgen. Da beim FTTH-Ausbau mit Tele Columbus mehrere Fasern in den Wohnungen anliegen, ist sogar die Realisierung eines sogenannten „entbündelten Glasfaseranschlusses“ möglich. Ein Drittanbieter könnte so die Versorgung seiner Kunden erstmals ohne große bauliche Eingriffe in das Gebäude umsetzen. So ist kein zweiter Hausstich notwendig, und es werden keine Doppelstrukturen im Haus angelegt. Eine Glasfaserertüchtigung durch Tele Columbus gewährt fairen Wettbewerb und Anbietervielfalt und sichert zugleich Immobilienwerte unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen ab.

Schmidt, Rüdiger

Chief Sales Officer Wohnungswirtschaft der Tele Columbus AG