09.12.2024 Ausgabe: 8/2024

Glasfaseranschluss: Wissen, worauf es ankommt

Glasfaserkabel werden in einer Immobilienverwaltung verlegt
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Für den Glasfaseranschluss werben unzählige Anbieter – auf verschiedenste Art und Weise. Gut zu wissen, worauf man sich einlässt.

Es geht voran mit dem Glasfaserausbau in Deutschland. Zugleich steigt die Zahl der Anbieter: Von den großen Telekommunikationsmarken über Finanzinvestoren bis hin zu regionalen Anbietern – eine für Verwaltungen, Eigentümer und Mieter gleichermaßen unüberschaubare Landschaft. Weit vorn dabei, die Deutsche Telekom, die inzwischen 9,1 Millionen Haushalte mit Glas­faser erreicht. Doch auch Stadtwerke, internationale Finanzinvestoren und regionale Kabelnetzbetreiber drängen auf den Markt. Welchen Angeboten kann man vertrauen?

Den Blick fürs Wesentliche schärfen

Immobilienverwalter sollten genau hinschauen: Seriosität, unternehmerische Stabilität und langfristige Perspektiven sind ausschlaggebend. Entscheidend ist auch, welche Produkte und Services der jeweilige Glasfaseranschluss umfasst. Kleinere Unternehmen tun sich schwer, einen Kundenservice zu gewährleisten, wie Verbraucher ihn von ihrem Mobilfunk- oder DSL-Provider gewohnt sind, das Produktportfolio beschränkt sich oft auf Internet-Tarife, Fernsehen und Streaming sind hier eher selten. Günstige Kombi-Pakete mit Mobilfunk gibt es ohnehin nur bei den großen. Die Kunden in spe vertrauen eher bekannten Marken, und den bestehenden Festnetz-und Mobilfunkanbieter wollen viele von ihnen nicht aufgeben. 

Verwaltungen und Verwaltungsbeiräte sollten insofern genau prüfen, wer wirklich hinter einem Anbieter steht. Namen sind nicht ausschlaggebend: Hinter Regionalmarken wie „Glasfaser Nordwest“ oder „Glasfaser Bochum“ stehen häufig Kooperationen, beispielsweise mit der Deutschen Telekom, hinter „OXG“ die britische Vodafone. Andere Anbieter führen „Deutschland“ oder „Deutsch“ im Namen, und doch sind es oft ausländische Investoren, die teils darauf spekulieren, ihre Netze an große Markenanbieter zu vermieten oder zu verkaufen. Ob hier die Finanzkraft ausreicht, um auf Dauer in Netze, Dienste und Marke investieren zu können, ist durchaus kritisch zu hinterfragen.

Kooperationen und Anbieterneutralität

Einige große Netzbetreiber – allen voran die Telekom – kooperieren mit Stadtwerken und kommunalen Unternehmen: Die Kommune baut aus, die Telekom betreibt die Netze. Sie übernimmt den Kundenservice und bietet Nutzern nicht nur eigene Dienste inklusive Fernsehen, sondern auch die von über 40 Wettbewerbern. So bleiben Nutzer unabhängig – das ist aus Verbraucher- und Verwaltersicht optimal. Die Anbieterneutralität (Open Access) ist eigentlich gesetzlich vorgeschrieben, wird jedoch in der Praxis bisher allein von der Telekom umgesetzt.

Bedingungen für den Anschluss

Die Ausbaupläne der Netzbetreiber basieren nicht nur auf technischen und topografischen Kriterien, sondern auch auf der Nachfrage und der Anzahl vorliegender Vereinbarungen mit der Immobilienwirtschaft. Kleine Glasfaseranbieter im ländlichen Raum fordern oft feste Vertragsquoten von etwa 35 bis 40 Prozent für ihre Ausbauentscheidungen. Große Anbieter wie die Telekom sind in Ballungsräumen flexibler und schließen Mehrparteienhäuser immer kostenlos an, selbst wenn nur wenige Bestellungen von Bewohnern vorliegen. Immobilienverwaltungen sollten nicht darauf warten, dass ihr bevorzugter Telekommunikationsanbieter sie kontaktiert, sondern selbst die Initiative ergreifen und Kontakt aufnehmen, denn selbst große Netzbetreiber kennen nicht immer alle Ansprechpartner und Gebäudedaten. Mitunter werden Ausbauprojekte sogar zurückgestellt, wenn das Feedback aus der Immobilienwirtschaft zu mager ausfällt.

Hausbewohner proaktiv informieren

Für die reibungslose Modernisierung ist die Aufklärung der Hausbewohner entscheidend: Verwalter können Musteranschreiben, -präsentationen und Infomaterial des VDIV Deutschland nutzen, um über Kosten und technische Voraussetzungen zu informieren. In der Regel ist der neue Anschluss kostenlos. Der Informationsbedarf ist dennoch groß; viele Bewohner haben Fragen zum Bestell- und Installationsprozess. Oft sind sie mit der bisherigen Verbindungsgeschwindigkeit zufrieden, ohne zu wissen, dass Glasfaser selbst bei unverändertem Download-Tempo ein besseres Nutzererlebnis bietet. Wer bisher über VDSL oder Kabel im Internet surft, wird den Unterschied deutlich spüren. Netzbetreiber setzen deshalb auf intensive Werbung und persönliche Beratung an der Wohnungstür – die Praktiken reichen von seriöser Aufklärung bis hin zu Methoden, die an Drückerkolonnen erinnern. Verwaltungen ist zu empfehlen, selbst aktiv zu werden und gemeinsam mit dem jeweiligen Anbieter die Leitplanken für die Bewohnerinformation zu setzen. Der VDIV Deutschland hat mit der Telekom Richtlinien für die Information der Hausbewohner vereinbart.

Der Glasfaseranschluss ist als neuer Standard für die digitale Versorgung ein bedeutender Faktor für den Werterhalt von Immobilien und die Zufriedenheit der Bewohner. Immobilienverwaltungen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Durch sorgfältige Auswahl des Anbieters und proaktive Kommunikation können sie sicherstellen, dass Hausbewohner von den Vorteilen profitieren und Risiken minimiert werden. Für das Management von Infrastrukturaufgaben sollten Verwaltungen sich durch Vorratsbeschluss von Eigentümergemeinschaften beauftragen lassen. In jedem Fall sollten sie sich mit dem Thema auseinandersetzen, den Verwaltungsbeirat einbeziehen und nicht abwarten, bis der Bagger vor der Tür steht.

“Glasfaseranschluss: Wissen, worauf es ankommt” erschien in der Ausgabe 8/2024

Susbauer, Stefan

ist freier Autor und Berater im Bereich Medien und Kommunikation mit Spezialisierung im Themenfeld Kabel-und Glasfasernetze.