16.09.2025 Ausgabe: 6/2025

Zwischen Investitionsversprechen und Förderkürzungen

Was Haushaltspläne 2025 und 2026 für den Gebäudebestand bedeuten.

Die Bundesregierung hat mit dem Haushalt 2025 eine der weitreichendsten Kehrtwenden in der Finanzpolitik seit Jahrzehnten vorgenommen. Unter dem Leitmotiv „Investieren – reformieren – konsolidieren“ wird nicht nur ein Rekord an Neuverschuldung eingeplant, sondern auch eine strategische Neuausrichtung angestrebt: Wachstum, Klimaschutz und Sicherheit sollen mit Milliardeninvestitionen flankiert werden. Doch der Blick auf die Detailplanung und insbesondere der Haushaltsentwurf 2026 werfen ernüchternde Fragen auf – gerade im Hinblick auf die energetische Sanierung des Gebäudebestandes.

Milliarden für Klimaschutz – aber wo landen sie?

Noch dieses Jahr plant der Bund mit einer Kreditaufnahme von rund 143 Mrd. Euro – darunter 82 Mrd. Euro im Kernhaushalt, 37,2 Mrd. Euro für das neue Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ (SVIK) sowie 24 Mrd. Euro für das Sondervermögen Bundeswehr. Bis 2029 sollen sich die jährlichen Neuschulden auf über 185 Mrd. Euro steigern.

Über das SVIK werden rund 27 Mrd. Euro bereitgestellt: Für „Maßnahmen des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen“ sind 327 Mio. Euro im Wirtschaftsplan des SVIK für 2025 vorgesehen. Diese 327 Mio. Euro beinhalten u. a. die Programme für Investitionen in Wohnungsbau und Eigentumsförderung, die 2024 mit 155 Mio. Euro aus dem Klima und Transformationsfonds (KTF) finanziert wurden. In 2025 werden nun über den SVIK die Programme „Gewerbe zu Wohnen,“ „Eigentum für Familien,“ „Jung kauft alt“ sowie „Klimafreundlicher Neubau“ fortgeführt. Zudem sind für den KTF insgesamt 100 Mrd. Euro bis 2045 eingeplant – davon 36,6 Mrd. Euro bereits in diesem Jahr. Allein 16,5 Mrd. Euro fließen in den Klimaschutz im Gebäudebereich – davon 15,3 Mrd. Euro in die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Was auf dem Papier eindrucksvoll klingt, leidet in der Praxis jedoch unter strukturellen Problemen. So lag die Mittelabflussquote des KTF 2023 bei nur 56 Prozent. Die angekündigte Vereinfachung der Förderpolitik bleibt bislang vage. Die Mittel müssten allerdings zielgerichtet eingesetzt werden, um Fortschritte beim Klimaschutz im Gebäudebestand zu erzielen.

2026: Rückschritt bei der Sanierungsförderung

Der Haushaltsentwurf für 2026 konterkariert die Investitionsrhetorik von 2025. Trotz steigender Gesamtausgaben und einer geplanten Neuverschuldung von 174 Mrd. Euro sollen ausgerechnet bei der Sanierungsförderung Kürzungen erfolgen. Die BEG-Einzelmaßnahmen bleiben zwar stabil, doch die Mittel für umfassende Sanierungen von Wohn- und Nichtwohngebäuden (BEG WG und BEG NWG) sollen um fast 20 Prozent sinken – von 15,3 auf 12,1 Mrd. Euro. Für die Praxis ist das ein fatales Signal. Immobilienverwaltungen, die Eigentümergemeinschaften von umfassenden Sanierungskonzepten überzeugen wollen, benötigen Planungssicherheit. Kürzungen fördern jedoch Unsicherheit und Zurückhaltung. Der Gebäudebestand, ein zentraler Hebel der Wärmewende, wird so weiter im Dämmerschlaf gehalten.

Finanzierungslücken, Zinslast, Vertrauenskrise

Die strukturelle Unterfinanzierung des Bundeshaushaltes verschärft die Lage zusätzlich. Für 2027 wird eine Deckungslücke von 34 Mrd. Euro prognostiziert – Tendenz steigend. Gleichzeitig verdoppeln sich die Zinsausgaben bis 2029 auf über 66 Mrd. Euro jährlich. Investitionsspielräume für Klimaschutz, Infrastruktur oder Wohnraum schrumpfen. Das Vertrauen in die politische Steuerungsfähigkeit steht auf dem Spiel. Ohne langfristig verlässliche und auskömmliche Förderkulisse bleibt die Wärmewende politische Rhetorik.

VDIV Deutschland - Alexandra Karrasch
Karrasch, Alexandra

Referentin Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit VDIV Deutschland