Für den VDIV Deutschland begann die Messe mit einer viel beachteten Podiumsdiskussion zum Thema Betriebskostenoptimierung. Einigkeit herrschte unter den Expertinnen und Experten darin, dass sich ohne Dekarbonisierung und Energieeinsparung keine spürbare Entlastung erzielen lässt. VDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler betonte: „Der Ansatz muss sein, zum Sanieren zu motivieren – gerade im Bestand.“ Bereits geringinvestive Maßnahmen könnten den Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent senken und damit Mieter wie Eigentümer unmittelbar entlasten.
Im Mittelpunkt stand dabei auch die Bedeutung verlässlicher Daten. Nur wer den Energieverbrauch seines Gebäudes kennt, kann gezielt investieren und sparen. Das Bewusstsein für den eigenen Energieeinsatz sei daher der entscheidende Hebel, um Betriebskosten zu reduzieren. One-Stop-Shops könnten hierbei als zentrale Anlaufstellen fungieren – als Berater, Koordinatoren und Umsetzer in einem. Das Konzept der „Gesamtmiete“, das in einigen europäischen Ländern praktiziert wird, wurde dagegen kritisch bewertet: Zwar sorge es für Transparenz, bringe aber insbesondere für Wohnungseigentümergemeinschaften erhebliche Risiken und keine echte Entlastung. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Rolle der Mieter und Nutzer. Mehr Engagement, mehr Information und die Bereitschaft, innovative Ansätze auch praktisch umzusetzen, seien notwendig, um Einsparpotenziale zu heben. Kaßler forderte, Eigentümer, Verwalter und Mieter stärker gemeinsam in die Verantwortung zu nehmen – „nur so kann die Klimawende im Bestand gelingen“.
Schon zu Beginn der Messe zeigte sich: Wohnen bleibt die soziale Frage unserer Zeit. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) eröffnete den Stand von VERBÄNDE+ gemeinsam mit den Präsidentinnen, Präsidenten und Geschäftsführern der beteiligten Verbände. Sie lobte den Schulterschluss der Branche und betonte, wie wichtig der offene Dialog zwischen Politik und Praxis sei, um kreative und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Die Verbände unterstrichen in diesem Zusammenhang ihren Appell an die Bundesregierung, ressortübergreifend zu handeln. Eine enge Abstimmung zwischen Bau-, Wirtschafts- und Justizministerium sei dringend erforderlich, um den Wohnungsbau zu beschleunigen und Sanierungen einfacher zu gestalten.
Der VDIV forderte in München zudem mehr Unterstützung für den Erwerb von Wohneigentum als Baustein der Altersvorsorge. „Wohnraum zu schaffen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dafür braucht es mehr Mut, weniger Bürokratie und vor allem Vertrauen in die Förderpolitik“, so Kaßler. Nur stabile Rahmenbedingungen könnten Eigentümergemeinschaften dazu bewegen, in die energetische Zukunft ihrer Gebäude zu investieren.
Außerdem organisierte der VDIV eine Expertendiskussion zum Thema Dekarbonisierung im Gebäudebestand, die ebenfalls stark besucht war. Ein zentrales Ergebnis: „Erst messen, dann reduzieren“ – nur mit validen Daten lassen sich sinnvolle Maßnahmen zur CO₂-Reduzierung einleiten. Digitale, individuelle Sanierungsfahrpläne, die den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abbilden, gelten als Schlüsselinstrument. Sie ermöglichen einen Einstieg in Sanierungen auch mit kleinen, gezielten Schritten, die Effizienz und Werterhalt verbessern. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die politischen und administrativen Rahmenbedingungen einfacher werden müssen. Eigentümergemeinschaften und Verwaltungen brauchen praktikable Wege, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen. „Der erste Schritt zu einer wirtschaftlich tragfähigen Sanierung beginnt mit einem klaren Überblick über den Gebäudebestand“, fasste Kaßler zusammen.
Ein vertrauliches Hintergrundgespräch mit Dr. Olaf Joachim, Staatssekretär im Bundesbauministerium fand am Dienstag statt – die Branche wird gehört. In zahlreichen Gesprächen mit Branchenvertreterinnen und -vertretern wurde deutlich, dass die Immobilienwirtschaft bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, doch nun muss auch die Politik liefern.
Das Fazit der EXPO REAL 2025: Die Richtung stimmt, die Branche ist motiviert. Doch um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, braucht es einfache Verfahren, verlässliche Förderprogramme und eine Politik, die Vertrauen schafft. Denn das Ziel ist klar – 2045 klimaneutraler Gebäudebestand. Jetzt gilt es, den Weg dorthin einfacher, planbarer und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.
Ein Statement von Martin Kaßler, Geschäftsführer des VDIV Deutschland, zur EXPO Real 2025 sehen Sie hier: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7381915356233351168