Die Bauwirtschaft in Deutschland verschiebt ihre Aktivitäten zunehmend in Richtung Bestand. Dies zeigt der von Greyfield entwickelte Branchenindex, der Bau- und Umbaumaßnahmen ins Verhältnis zum Neubau setzt. Die aktuellen Zahlen machen deutlich: Während der Neubau in diesem Jahr voraussichtlich 182.000 Aktivitäten verzeichnet, ein Minus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, liegt das Bauen im Bestand bei 136.000 Aktivitäten und damit nur sechs Prozent unter Vorjahresniveau.
Fast jede zweite Baugenehmigung entfällt mittlerweile auf Bestandsvorhaben. Der Greyfield-Index, der sich aus den Summen von Baugenehmigungen und Baufertigstellungen berechnet, steigt damit kontinuierlich an. Lag der Wert bei seiner Einführung vor zwei Jahren noch bei 53, soll er bis Ende 2025 bereits 75 erreichen. Dieser Trend deutet auf eine strukturelle Veränderung im Markt hin: Bestandsentwicklungen rücken ins Zentrum der Investitionsstrategien.
Hintergrund ist die zunehmend angespannte Lage im Neubau. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und verschärfte energetische Vorgaben bremsen neue Projekte. Im Gegensatz dazu bietet der Bestand trotz Herausforderungen wie Sanierungsbedarf oder energetischer Aufwertung vergleichsweise stabilere Rahmenbedingungen. Umbau, Modernisierung und energetische Ertüchtigung gewinnen an Attraktivität – sowohl zur Wertsteigerung als auch zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Sollten die aktuellen Trends anhalten, wird laut Greyfield-Prognosen der Bestand den Neubau spätestens 2028 übertreffen.